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„Im Velodrome waren Scharen von Emigranten, Herr Schwarz."

„Eri

„Daran natürlich! Es war, als würde die Welt verdunkelt."

„Die kleinen blauen Lichter, die erlaubt waren", sagte Schwarz. „Sie glommen an den Ecken in der Nacht, als wären sie beleuchtete Gläser von Tuberkulosekranken. Die Stadt wurde nicht nur dunkel; sie wurde krank in dieser kalten blauen Dunkelheit, in der man fröstelte, obschon es Sommer war. Ich verkaufte in diesen Tagen eine der Zeichnungen, die ich vom toten Schwarz geerbt hatte. Ich wollte, daß wir mehr bares Geld bei uns hätten. Es war eine schlechte Zeil zu verkaufen. Der Händler, zu dem ich ging, bot sehr wenig. Ich lehnte ab und verlangte die Zeichnung zurück. Schließlich verkaufte ich sie an einen reichen Filmemigranten, der Besitz für sicherer hielt als Geld. Die letzte Zeichnung hinterlegte ich beim Besitzer des Hotels. Da

„Doch", erwiderte ich. „Es ist möglich. Sie werden dich später auch holen. Es ist besser, we

„Es ist wirklich besser", sagte einer der Polizisten in gutem Deutsch.

„Danke", erwiderte ich. „Ka

Der Polizist sah nach der Tür. „We

„Ich bringe dir eine", sagte Helen. Sie packte rasch zusammen, was zu essen da war. „Ist es nur für ein bis zwei Tage?" fragte sie.

„Höchstens", erklärte der Polizist. „Feststellung der Personalien und so etwas. C'est la guerre, Madame." Wir sollten das noch oft hören." Schwarz holte eine Zigarre aus der Tasche und zündete sie an. „Sie ke

Ich nickte. Die Salle Lepine war ein großer Raum in der Präfektur, der gewöhnlich für Lehrfilme für die Polizei benutzt wurde. Er enthielt ein paar hundert Sitze und eine Filmleinwand. „Ich war zwei Tage da", erwiderte ich. „Nachts wurden wir in einen großen Kohlenkeller geführt, in dem Bänke standen zum Schlafen. Wir sahen morgens aus wie die Schornsteinfeger."

„Wir saßen tagelang in den Stuhlreihen", sagte Schwarz. „Wir waren schmutzig und sahen bald wirklich aus wie die, Verbrecher, für die wir gehalten wurden. Georg nahm hier eine späte, unbeabsichtigte Rache; er hatte unsere Adresse damals in der Präfektur erfahren. Jemand hatte dort für ihn nachgeforscht. Georg hatte kein Hehl daraus gemacht, daß er zur Partei gehöre — jetzt wurde ich dafür viermal am Tage verhört als Nazispion über meine freundschaftlichen Beziehungen zu Georg und zur nationalsozialistischen Partei. Ich lachte zuerst; es war zu absurd. Doch da

Jeden Tag kamen neue Schübe von geängstigten Menschen herein. Noch war seit der Kriegserklärung kein Mensch an der Front getötet worden — es war la dröle de guerre, wie die Witzbolde diese Zeit bezeichneten — aber schon hing über allem die gespenstische Atmosphäre des verminderten Respekts vor dem Leben und der Individualität, die der Krieg mit sich bringt wie die Pest. Menschen waren nicht mehr Menschen — sie wurden klassifiziert nach militärischen Grundsätzen in Soldaten, Taugliche, Untaugliche und Feinde.

Ich saß erschöpft am dritten Tag in der Salle Lepine. Ein Teil von uns war abgeholt worden. Die übrigen unterhielten sich flüsternd, schliefen oder aßen; wir waren bereits reduziert auf ein Minimum an Existenz. Das störte nicht; verglichen mit einem deutschen Konzentrationslager war es ein komfortables Dasein. Wir erhielten höchstens Tritte oder Püffe, we

Ich war sehr müde von den Verhören. Auf dem Podium, unter der Leinwand, saßen in einer Reihe, in Uniform, mit gespreizten Beinen und Waffen, unsere Wächter. Der halbdunkle Saal, die schmutzige, leere Filmleinwand und wir unten — das schien ein trostloses Symbol des Lebens zu sein, in dem man nur Gefangene oder Wächter war und in dem es höchstens von einem selbst abhing, was für einen Film man auf der leeren Leinwand sehen wollte — einen Lehrfilm, eine Komödie oder eine Tragödie. Zum Schluß war doch immer nur wieder die leere Leinwand da, das hungrige Herz und die stupide Macht, die handelte, als wäre sie ewig und wäre das Recht, während längst alle Leinwände wieder leer waren. Es würde immer so sein, dachte ich, nichts würde sich ändern, und irgendwa





Ich nickte. „Die Stunde der stillen Selbstmorde. Man wehrt sich nicht mehr und tut fast zufällig und gedankenlos den letzten Schritt."

„Die Tür öffnete sich", fuhr Schwarz fort, „und mit dem gelben Licht vom Korridor kam Helen herein. Sie trug einen Korb und ein paar Decken und einen Leopardenmantel über dem Arm. Ich erka

Sie drehte sich um. Ich stand auf. Sie sah mich an. „Was haben sie mit euch gemacht?" fragte sie zornig.

„Nichts Besonderes. Wir schlafen in einem Kohlenkeller, deshalb sehen wir so aus. Wie kommst du hierher?"

„Ich bin verhaftet worden", erwiderte sie beinahe stolz. „Ebenso wie du. Und viel früher als alle anderen Frauen. Ich hoffte, dich hier zu finden."

„Warum hat man dich verhaftet?"

„Warum dich?"

„Man hält mich für einen Spion."

„Mich auch. Mein gültiger Paß war die Ursache."

„Woher weißt du das?"

„Man hat mich soeben vernommen und es mir gesagt. Ich bin kein echter Emigrant. Die weiblichen Emigranten sind noch frei. Ein kleiner Ma

„Ich weiß es nicht. Hier riecht alles nach Escargots. Gott sei Dank, daß du Decken mitgebracht hast." „Ich habe mitgebracht, was ich ko

„Das übliche. Wir kö

Helen beugte sich zu mir und sah mich an. „Ihr seht aus wie eine Versammlung von Negern. Kö

„Bis jetzt nicht. Nicht aus Bosheit. Nachlässigkeit." Sie holte den Cognac heraus. „Die Korken sind bereits gezogen", sagte sie. „Eine letzte Freundlichkeit des Hotelbesitzers. Er meinte, hier gäbe es keine Korkenzieher. Trink!"