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Ich hatte sie nie so gesehen. Sie war so geladen mit Abwehr, Abscheu, Haß und funkelndem Triumph, entkommen zu sein, daß sie bebte. Mir ging es ähnlich; aber bei mir kam auf einmal, wie ein Blitz, der blendete, etwas anderes hinzu — der jähe Gedanke an Rache. Georg hatte hier keine Macht! Er ko

Der Gedanke verwirrte mich so, daß ich nicht wußte, was ich im Augenblick tun sollte. Ich ko

Ich ging, ohne daran zu denken, was ich tat, zur Tür. Ich wunderte mich, daß ich nicht taumelte. Ich mußte allein sein. Ich mußte überlegen. Helen sah mich aufmerksam an. Sie sagte nichts, Georg beobachtete mich verächtlich und setzte sich da

Ich ging die Treppe hinunter. Man roch das Mittagessen; es gab Fisch. Auf dem Treppenabsalz stand eine italienische Truhe. Ich war oft daran vorbeigegangen, aber ich hatte sie nie bemerkt. Jetzt sah ich die Schnitzerei so genau, als wollte ich sie kaufen. Ich ging wie ein Nachtwandler weiter. Im zweiten Stock stand eine Tür offen. Das Zimmer war hellgrün gestrichen, die Fenster standen offen, und das Zimmermädchen drehte die Matratze des Bettes um. Sonderbar, was man alles sieht, we

Ich klopfte an die Tür eines Beka

Fischer war nicht da, aber sein Zimmer war nicht verschlossen. Er hatte nichts zu verbergen. Ich ging hinein, um auf ihn zu warten. Ich wußte nicht genau, was ich wirklich wollte, obschon ich wußte, daß ich die Waffe von ihm leihen mußte. Es war si

Ein Kanarienvogel fing plötzlich an zu singen. Er hing in einem Drahtbauer zwischen den Fenstern. Ich hatte ihn vorher nicht gesehen und schreckte auf, als hätte mich jemand gestoßen. Gleich darauf kam Helen herein.

„Was machst du hier?" fragte sie.

„Nichts. Wo ist Georg?"

„Er ist fort."

Ich wußte nicht, wie lange ich in Fischers Zimmer gewesen war. Es schien mir sehr kurz. „Kommt er wieder?" fragte ich.

„Ich weiß es nicht. Er ist hartnäckig. Weshalb bist du aus dem Zimmer gegangen? Um uns allein zu lassen?"

„Nein", sagte ich. „Nicht deshalb, Helen. Ich ko

Sie stand in der Tür und sah mich an. „Haßt du mich?"

„Ich dich hassen?" fragte ich tief erstaunt. „Warum?"

„Es fiel mir ein, als Georg weg war. Hättest du mich nicht geheiratet, wäre dir das alles nicht passiert."

„Es wäre mir dasselbe passiert. Oder noch Schlimmeres. Es ka

Ich sah auf einmal hinter den Fenstern Fischers wieder den grünen Sommer. Das Zimmer lag nach hinten, und im Hof stand eine große Kastanie, durch deren Blätter die So





„Ja. Weil ich deinen Bruder nicht fernhalten ka

Ich schwieg. Die gerade vergangenen Minuten waren plötzlich sehr weit weg. „Was tun wir hier?" sagte ich. „In diesem Zimmer?"

Wir gingen die Treppe hinauf. „Alles, was Georg gesagt hat, ist wahr", sagte ich. „Du mußt das wissen! We

Helen öffnete die Fenster und die Tür. „Es riecht nach Soldatenstiefeln und Terror", sagte sie. „Laß den August herein! Wir wollen die Fenster offenlassen und weggehen. Ist es Zeit zum Mittagessen?"

,Ja. Und es ist Zeit, Paris zu verlassen."

„Warum?"

„Georg wird versuchen, mich anzuzeigen."

„So weit denkt er nicht. Er weiß nicht, daß du hier unter einem anderen Namen lebst."

„Es wird ihm einfallen. Und er wird wiederkommen."

„Das mag sein. Ich werde ihn rauswerfen. Laß uns auf die Straße gehen."

Wir gingen zu einem kleinen Restaurant hinter dem Palais de Justice und aßen an einem Tisch auf dem Trottoir. Es gab pate maison, boeuf a la mode, Salat und Camembert. Dazu tranken wir einen offenen Vouvray und hinterher Kaffee. Ich eri

Später gingen wir durch den honigfarbenen Sommernachmittag von Paris und blieben vor dem Fenster einer kleinen Couturiere stehen. Wir hatten schon öfter davorgestanden. „Du solltest ein neues Kleid haben", sagte ich.

„Jetzt noch?" fragte Helen. „So kurz vor dem Kriege? Ist das nicht extravagant?"

„Gerade jetzt noch. Und gerade weil es extravagant ist.“

Sie küßte mich. „Gut!"

Ich saß ruhig in einem Sessel neben der Tür zum Hinterzimmer, in dem probiert wurde. Die Couturiere brachte die Kleider heran, und Helen war bald so interessiert, daß sie mich fast vergaß. Ich hörte die Stimmen der Frauen hin und her gehen und sah die Kleider im Türausschnitt vorüberwehen und ab und zu Helens nackten braunen Rücken, und eine sanfte Müdigkeit, die etwas von schmerzlosem Sterben ohne den Begriff des Sterbens hatte, hüllte mich ein.

Ich wußte, etwas beschämt, warum ich das Kleid hatte kaufen wollen. Es war eine Auflehnung gegen den Tag, gegen Georg, gegen meine Hilflosigkeit — ein kindischer ferner Versuch einer noch kindischeren Rechtfertigung.

Ich erwachte, als Helen plötzlich vor mir stand, in einem sehr weiten, bunten Rock mit einem schwarzen, kurzen und enganliegenden Sweater. „Genau richtig!" erklärte ich. „Das nehmen wir." „Es ist sehr teuer", sagte Helen. Die Couturiere versicherte, es sei das Modell eines großen Hauses — eine charmante Lüge — aber wir wurden einig und nahmen das Kleid gleich mit. Es war gut, etwas zu kaufen, was man sich nicht leisten ko