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Helen sah mich an. „Beim Arzt, Herr Krause. Kranke Menschen sind oft sympathischer als" — sie lächelte ihn boshaft an — „die Gesundheitsprotzen, denen selbst im Gehirn Muskeln wachsen statt Nerven."

Krause nahm diesen Schuß mit einem Augurenblick. „Ich versiehe, gnädige Frau."

„Gehört Renoir bei Ihnen nicht schon zur entarteten Kunst?" fragte ich, um nicht hinter Helen zurückzubleiben. „Van Gogh doch sicher."

„Nicht für uns Ke

Der schattenhafte Arm der Gestapo hatte über die Grenze gegriffen, um uns daran zu eri

„Er sagt, es sei eine neue Verordnung", erklärte Helen.

„Er lügt", erwiderte ich. „Ich wüßte es sonst. Emigranten wissen so etwas immer sofort. We

„Wäre ich da

„Ja. We

„Ich bleibe", sagte sie. „Ich gehe nicht zum Konsulat, und ich gehe nicht zurück."

Wir hatten vorher nie darüber gesprochen. Dies war die Entscheidung. Ich antwortete nicht. Ich sah Helen nur an; ich sah hinter ihr den Himmel und die Bäume des Gartens und einen schmalen, glitzernden Streifen See. Ihr Gesicht war dunkel vor dem vielen Licht. „Du hast keine Verantwortung dafür", sagte sie ungeduldig. „Du hast mich nicht überredet, und es hat nichts mit dir zu tun. Auch we

„Ja", sagte ich überrascht und etwas beschämt. „Aber es ist nicht das, woran ich gedacht habe."

„Das weiß ich, Josef. Da

„Krause wird wiederkommen", sagte ich. „Oder jemand anderer."

Sie nickte. „Sie kö

„Wir kö

„Doch. Das Tessin der Schweiz. Locarno und Lugano."

Wir fuhren am Nachmittag ab. Fünf Stunden später saßen wir auf der Piazza von Ascona vor der Locanda Svizzera in einer Welt, die nicht fünf, sondern fünfzig Stunden von Zürich entfernt war. Die Landschaft war italienisch, der Ort war voll von Touristen, und niemand schien an etwas anderes zu denken, als zu schwimmen, in der So

„Ja", erwiderte ich. „Man hoffte auf Wunder. Ein zweites München. Und ein drittes. Und so fort."

„Es war das Zwielicht von Hoffnung und Verzweiflung. Die Zeit hielt den Atem an. Nichts anderes schien einen Schatten zu werfen unter dem transparenten und unwirklichen Schatten der großen Drohung. Es war, als stände ein riesiger, mittelalterlicher Komet zusammen mit der So

„Wa





Wir mußten fort. Die Schweiz war zu klein und zu wohlorganisiert. Man würde uns immer wieder finden. Und ich ko

Wir fuhren nach Lugano, aber nicht zum deutschen, sondern zum französischen Konsulat für ein Visum. Ich erwartete Schwierigkeiten, aber es ging glatt. Wir bekamen Touristenvisa für ein Jahr. Ich hatte höchstens auf drei Monate gerechnet.

„Wa

„Morgen."

Wir aßen am letzten Abend im Garten des Albergos della Posta in Ronco, einem Dorf, das wie ein Schwalbe

„Schade, daß wir wegmüssen", sagte Helen. „Ich würde gern einen Sommer hierbleiben."

„Du wirst das noch oft sagen." „Was ist besser, als das zu sagen? Ich habe das Gegenteil oft genug gesagt." „Was?"

„Schade, daß ich hierbleiben muß." Ich nahm ihre Hand. Ihre Haut war sehr braun, die So

„Gesegnet sei alles! Laß uns darauf trinken. Und gesegnet seist du, weil du endlich einmal wagst, etwas zu sagen, worüber du sonst errötet wärest."

„Ich erröte noch", erwiderte ich. „Aber i

Wir tranken unsern Wein aus und gingen zwischen den schmalen Gassen die alte Straße hoch am Berg entlang, die nach Ascona führt. Der Friedhof von Ronco hing voll mit Blumen und Kreuzen über den Weg. Der Süden ist ein Verführer, er wischt die Gedanken weg und macht die Phantasie zur Königin. Sie braucht nur wenig Hilfe zwischen Palmen und Oleander; weniger als zwischen Kommiß-Stiefeln und Kasernen. Wie eine große, rauschende Fahne schwankte der Himmel über uns mit immer mehr Sternen, als wäre er die Flagge eines sich jede Minute erweiternden Amerikas des Universums. Die Piazza von Ascona glitzerte mit ihren Cafes weit in den See hinaus, und der Wind wehte kühl aus den Tälern.

Wir kamen zu dem Hause, das wir gemietet hatten. Es lag am See und hatte zwei Schlafzimmer; das schien der Moral hier zu genügen. „Wie lange haben wir noch zu leben?" fragte Helen.

„We

„Und we

„Ja", sagte sie plötzlich heftig. „Ein Sommer ist kurz, und ein Leben ist kurz, aber was macht es kurz? Daß wir wissen, daß es kurz ist. Wissen die Katzen draußen, daß das Leben kurz ist? Weiß es der Vogel? Der Schmetterling? Sie halten es für ewig. Niemand hat es ihnen gesagt! Warum hat man es uns gesagt?" „Darauf gibt es viele Antworten." „Gib eine!"

Wir standen im dunklen Zimmer. Die Türen und Fenster waren offen. „Eine ist, daß das Leben unerträglich wäre, we

„Du meinst, es wäre langweilig? Wie das Gottes? Das ist nicht wahr. Gib eine andere!"

„Daß es mehr Unglück als Glück gibt. Und daß es barmherzig ist, es nicht ewig dauern zu lassen."

Helen schwieg einen Augenblick. „Alles das ist nicht wahr", sagte sie da