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Ich verließ die Brücke und ging in der dunklen Allee der Bäume auf dem Wall auf und ab, bis die halbe Stunde vorbei war, die ich warten mußte. Der Geruch der Linden wurde stärker in der wachsenden Nacht, und der Mond überschüttete die Dächer und die Türme mit Silber. Es war, als wolle die Stadt alles tun, um mir zu zeigen, daß ich mir eine Lüge aufgebaut habe; daß nirgendwo eine Gefahr auf mich lauere; daß ich heimkehren kö

Es war nicht nötig, mich dagegen zu wehren. Etwas in mir wachte automatisch und sicherte nach allen Seiten. Ich war zu oft gerade so in Paris, in Rom und in anderen Städten verhaftet worden — hingegeben an die Schönheit und in Sicherheit gewiegt durch ihre betrügerische Illusion der Liebe, des Verstehens und des Vergessens. Polizisten vergaßen nicht. Und Denunzianten wurden nicht durch Mondlicht und Lindenduft zu Heiligen.

Ich ging zum Hitler-Platz, vorsichtig, meine Si

Das Fenster war offen. Mir fiel die Geschichte von Hero und Leander ein und das Märchen von den Königskindern, wo eine No

Im Hausflur kam mir jemand entgegen. Ich ko

„Es muß das Mädchen gewesen sein. Sie hat ihr Zimmer unter dem Dach. Ich habe ihr gesagt, sie kö

„Zum Teufel mit dem Mädchen", sagte ich. „Sie hat mich nicht erka

Helen nahm mir den Regenmantel und den Hut aus den Händen und wollte beides weghängen. „Nicht hierher", sagte ich. „In einen Schrank. We

„Niemand kommt", sagte Helen und ging mir voran.

Ich wandte mich um und drehte den Schlüssel in der Tür um. Da

Ich hatte in den ersten Jahren meines Exils oft an meine Wohnung gedacht; da

„Waren sie nicht früher grün?" fragte ich.

„Blau", sagte Helen.

Schwarz wendete sich mir zu. „Dinge haben ihr eigenes Leben, und es wird entsetzlich, we

„Wozu vergleichen?" fragte ich.

„Tun Sie das nicht?"

„Ja, aber nicht auf verschiedenen Ebenen. Ich beschränke mich auf mich selbst. We

„Krebs, sagte Schwarz und starrte mich an. „Wie kommen Sie darauf?"

„Ich kö

Krebs ist das nächste."

„Das nächste?" Schwarz starrte mich immer noch an. „Ich sage Ihnen, es ist das fernste! Das fernste!" wiederholte er.

„Gut", erwiderte ich nachgiebig. „Das fernste. Ich habe es nur so als Beispiel gebraucht."

„Es ist so fern, daß es unbegreiflich ist."

„Das ist jede tödliche Krankheit, Herr Schwarz. Immer."





Er nickte und schwieg. „Haben Sie noch Hunger?" fragte er da

„Nein. Warum?"

„Sie sagten etwas davon."

„Das war auch nur ein Beispiel. Ich habe heute bei Ihnen schon zweimal zu Abend gegessen."

Et blickte auf. „Wie das klingt! Zu Abend essen! Wie tröstlich! Wie unerreichbar, we

Ich schwieg. Nach einer Weile sagte er ruhiger: „Die gelben Sessel. Sie waren neu bezogen worden, das war alles, in den fünf Jahren, in denen mein Dasein ein Dutzend Saltos der Ironie geschlagen hatte. Es scheint manchmal nicht zusammenzupassen, das war es, was ich meinte."

„Ja. Der Mensch stirbt, aber das Bett bleibt. Das Haus bleibt. Die Dinge bleiben. Man möchte sie auch zerstören."

„Nicht, we

„Man soll sie nicht zerstören", sagte ich. „Man ist nicht so wichtig."

„Nein?" erwiderte Schwarz und hob mir ein plötzlich verstörtes Gesicht entgegen. „Nicht wichtig? Natürlich nicht! Aber sagen Sie mir — was sonst ist wichtig, we

„Nichts", erwiderte ich und wußte, daß es wahr war und doch nicht wahr. „Nur wir machen es wichtig."

Schwarz trank hastig von dem dunklen Wein. „Und warum nicht?" fragte er laut. „Wollen Sie mir sagen, warum wir es nicht wichtig machen sollen?"

„Das ka

Ich sah auf die Uhr. Es war kurz nach zwei. Das Orchester spielte Tanzmusik; einen Tango, in dem kurze, gedämpfte Hornstöße mich an die fernen Sirenen eines abfahrenden Schiffes eri

„Ich stand noch immer in der Tür zum Wohnzimmer", fuhr Schwarz fort. „Helen sah mich an und fragte: „Ist dir deine Wohnung so fremd geworden?"

Ich schüttelte den Kopf und machte ein paar Schrille vorwärts. Eine merkwürdige Verlegenheit hatte mich erfaßt. Die Dinge schienen nach mir greifen zu wollen; aber ich gehörte nicht mehr zu ihnen. Ein Schreck durchzuckte mich: daß ich vielleicht auch nicht mehr zu Helen gehöre. „Es ist alles, wie es war", sagte ich rasch und heiß und verzweifelt. „Alles, wie es war, Helen."

„Nein", erwiderte sie. „Nichts ist mehr so. Weshalb bist du zurückgekommen? Deshalb? Damit alles so sei, wie es war?"

„Nein", sagte ich. „Ich weiß, daß es das nicht gibt. Aber haben wir nicht hier gelebt? Wo ist das geblieben?"

„Nicht hier. Es ist auch nicht in den alten Kleidern geblieben, die wir weggeworfen haben. Meinst du das?"

„Nein. Ich frage nicht für mich. Aber du warst immer hier. Ich frage für dich."

Helen sah mich seltsam an. „Warum hast du nie früher gefragt?" sagte sie da

„Früher?" erwiderte ich verständnislos. „Warum früher? Ich ko

„Früher. Bevor du weggingst."

Ich begriff sie nicht. „Was hätte ich fragen sollen, Helen?"

Sie schwieg eine Weile. „Warum hast du mich nicht gefragt, mitzugehen?" sagte sie da

Ich starrte sie an. „Mitzugehen? Weg von hier? Von deiner Familie? Von allem, was du liebtest?"

„Ich hasse meine Familie."

Ich war völlig verwirrt. „Du weißt nicht, was es heißt, draußen zu sein", murmelte ich schließlich.

„Du wußtest es damals auch nicht."