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Eine Sekunde lang sah ich Geser in die Augen. Da

»Was ist daran so komisch?«, wollte Geser mit gequälter Stimme wissen. »Na?«

»Geser…«Mit Mühe unterdrückte ich das Lachen. »Entschuldigung. Ka

»Das will ich doch hoffen…«

»Sie sind der größte Intrigant, den ich ke

»Machiavelli solltest du nicht unterschätzen«, knurrte Geser. »Gut, ich bin also ein Intrigant. Und weiter?«

»Weiter bin ich davon überzeugt, dass Sie nicht vorhaben, mich umzubringen. In einer kritischen Situation würden Sie mich unter Umständen opfern. Um eine wer weiß wie viele größere Zahl an Menschen oder Lichten zu retten. Aber dass Sie planen… aushecken… mich… Das glaube ich nicht.«

»Vielen Dank, das freut mich.«Geser nickte. Ob ich ihn gekränkt hatte oder nicht, war mir schleierhaft. »Was hat Swetlana sich da in den Kopf gesetzt? Entschuldige, Anton…«Geser verstummte und blickte sogar zur Seite. »Ihr erwartet doch kein Kind?«, fuhr er schließlich fort. »Ein Geschwisterchen?«

Ich verschluckte mich. »Nein…«Ich schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht… Das hätte sie mir gesagt!«

»Frauen drehen manchmal durch, we

»Mein Urlaub ist ja morgen zu Ende«, eri

Geser sah mich mit großen Augen an. »Anton! Wie ka

Bei uns in der Moskauer Abteilung heißt es, drei Dinge seien für einen Lichten unmöglich: sich ein Privatleben aufzubauen, Glück und Frieden für die ganze Welt zu erreichen und von Geser die Erlaubnis zu bekommen, die Überstunden abzubummeln.

Mein Privatleben stellte mich, ehrlich gesagt, zufrieden. Und jetzt hatte ich noch eine Woche Urlaub bekommen.

Ob nun auch Glück und Frieden für die ganze Welt vor der Tür standen? »Freust du dich de

»Doch«, gab ich zu. Nun ja, die Aussicht, unter dem gestrengen Blick meiner Schwiegermutter in den Beeten Unkraut zu jäten, begeisterte mich nicht gerade. Aber Sweta und Nadja zu sehen, das ja. Nadja, Nadenka, Nadjuschka. Mein zweijähriges Wunder. Ein Mensch, ein kleines Menschlein… Mit der Aussicht, eine Andere von großer Kraft zu werden. Eine Große, die mit Riesenschritten davoneilen und selbst Geser abhängen würde… Prompt stellte ich mir Nadenkas kleine Sandalen vor, mit denen sie davontrippelte, während der große Lichte Magier Geser mit lechzender Zunge hinter ihr herhastete, und musste grinsen.

»Geh in die Buchhaltung, die sollen dir eine Prämie auszahlen…«, schlug Geser vor, ohne den geringsten Verdacht zu haben, wie ich ihn in Gedanken gerade verspottete. »Denk dir selbst aus, wofür. Irgendwas wie… für langjährige gewissenhafte Arbeit…»

»Geser, weshalb haben Sie mich angerufen?«, fragte ich.

Geser schwieg und durchbohrte mich mit seinem Blick. Was ihm nichts brachte. »We

»Was ist de

Statt zu antworten zog Geser eine Schublade in seinem Schreibtisch auf, holte eine schwarze Ledermappe heraus und reichte sie mir. Die Mappe verströmte einen deutlichen Geruch nach Magie. Nach schwerer Kampfmagie. »Öffne sie ruhig, du darfst das…«, brummte Geser.

Ich öffnete die Mappe. Ein Anderer, der kein Recht dazu hatte, oder ein Mensch würde sich nach einem solchen Versuch in eine Hand voll Asche verwandeln. In der Mappe lag ein Brief. Ein einzelner Umschlag.

Die Adresse unseres Büros war mit aus der Zeitung ausgeschnittenen Buchstaben akkurat aufgeklebt. Ein Absender fehlte natürlich.

»Die Buchstaben stammen aus drei Zeitungen«, erklärte Geser. »Aus der Prawda, dem Kommersant und Argumenty i fakty. »

»Wie originell«, räumte ich ein. »Darf ich ihn aufmachen?«

»Nur zu. Die Kriminalisten haben schon alles Mögliche mit dem Briefumschlag angestellt. Es gibt keine Fingerabdrücke, der Kleber kommt aus China und wird an jedem Zeitungskiosk verkauft…«

»Und bei dem Papier handelt es sich um Klopapier!«, rief ich begeistert aus, als ich dem Umschlag ein paar Seiten entnahm. »Es ist doch wohl sauber?«

»Leider ja«, meinte Geser. »Nicht die geringste Spur von organischen Stoffen. Gewöhnlicher billiger Pipifax. Marke Vierundfünfzig Meter.«

Das Blatt Klopapier, achtlos an der Perforation abgerissen, war ebenfalls mit Buchstaben aus besagten drei Zeitungen beklebt. Genauer: mit ganzen Wörtern, nur die Endungen waren ab und an ohne Berücksichtigung der Schriftart verbessert worden.

ES sollte DIE NACHTWACHE INTERESSIERen, dass EIN AndereR einem MenschEN die ganze Wahrheit über die AndereN enthüllt hat und aus DIESEm MENSCHen jetzt einen ANDEREN machen will Ein FREUND.

Beinahe hätte ich losgelacht. Doch da

»Es gab einen Artikel in Argumenty i fakty«, erklärte Geser. »Über den Brand im Fernsehturm. Er war mit DIE NACHTWACHE AM FERNSEHTURM IN OSTANKINO getitelt.«

»Wirklich originell«, stimmte ich zu. Die Erwähnung des Fernsehturms ließ mich leicht erschaudern. Das war nicht gerade die spaßigste Zeit gewesen. Und nicht gerade das spaßigste Abenteuer. Mein ganzes Leben lang wird mich das Gesicht des Dunklen verfolgen, den ich im Zwielicht vom Fernsehturm gestürzt hatte…

»Zerbrich dir darüber nicht den Kopf, Anton. Du hast alles richtig gemacht«, sagte Geser. »Kommen wir zur Sache.«

»Gut, Boris Ignatjewitsch.«Ich sprach den Chef mit seinem alten»zivilen«Namen an. »Müssen wir das etwa ernst nehmen?«

»Der Brief riecht nicht im Geringsten nach Magie«, meinte Geser schulterzuckend. »Entweder hat ihn also ein Mensch geschrieben oder ein fähiger Anderer, der seine Spuren verwischen ka

»Keine Spuren?«, hakte ich noch mal nach.

»Keine. Der einzige Anhaltspunkt ist der Poststempel.«Geser runzelte die Stirn. »Und an dem ist garantiert was faul…«

»Was heißt das? Ist der Brief aus dem Kreml abgeschickt worden?«, feixte ich.

»Fast. Der Kasten, in den der Brief gesteckt wurde, befindet sich auf dem Gelände des Wohnkomplexes Assol.«

Die endlos hohen Häuser mit roten Dächern - Genosse Stalin hätte ohne Zweifel seine Freude an ihnen gehabt - ka

»Richtig.«Geser nickte. »Nachdem unser Unbeka

»… oder lockt uns auf eine falsche Fährte.«An dieser Stelle legte Geser eine Kunstpause ein und beobachtete aufmerksam, wie ich reagierte.