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Er sah mich lange an. „Kommen Sie morgen wieder", sagte er da

Ich blieb stehen. „Ich weiß nicht, in wessen Händen ich morgen sein werde", sagte ich. „Tun Sie es heute."

„Kommen Sie in zwei Stunden wieder."

„Ich werde vor Ihrer Tür warten", sagte ich. „Das ist der sicherste Platz, den ich ke

Er lächelte plötzlich. „Quelle affaire d"amour", sagte er. „Sie sind verheiratet, und Sie müssen leben, als wären Sie unverheiratet. Gewöhnlich geschieht das Gegenteil."

Ich atmete auf. Eine Stunde später rief er mich herein.

„Ich habe mit der Lagerleitung telephoniert", sagte er. „Es ist richtig, daß nach Ihrer Frau gefragt worden ist. Wir werden Ihren Vorschlag befolgen und sie sterben lassen. Da

Ich nickte. Eine sonderbare, kühle Angst beschlich mich plötzlich, ein Rest von Aberglauben, das Schicksal nicht zu beschwören. Aber war ich nicht selbst längst gestorben und lebte mit den Papieren eines Toten?

„Bis morgen wird alles erledigt sein", sagte der Präfekt.

„Tun Sie es heute", erwiderte ich. „Ich habe einmal zwei Jahre in einem Lager gesessen, weil ich einen Tag zu späl geflohen bin."

Ich war auf einmal völlig erschöpft. Er mußte es gesehen haben. Ich war grau und kurz vor einer Ohnmacht. Er schickte nach einem Cognac. „Kaffee", sagte ich und fiel auf einen Stuhl. In violetten und grauen Schatten kreiste das Zimmer. Ich darf nicht fallen, dachte ich, als das Rauschen in den Ohren bega

In das Rauschen und Flattern mischten sich ein Gesicht und eine Stimme, die schrie, unverständlich zuerst und da

Ich verlor die Stimme wieder, und ich weiß nicht, ob sie wirklich so geschrien hat oder ob sie nur so laut in meinen Ohren war. Der Kaffee kam, ich wankte hinaus und hockte mich auf eine Bank. Nach einiger Zeit kam jemand und sagte, ich solle noch kurze Zeit warten. — Ich wäre ohnehin nicht gegangen.

Da

„Das ist mehr als Gott", erwiderte ich glücklich. „Gott hat mir nur eine sehr allgemeine Aufenthaltserlaubnis auf Erden gegeben, mit der ich nichts anfangen ka

Er lachte. „Aber we

„We

„Das Rote Meer?"

„Das ist ein Ausdruck unter Flüchtlingen. Wir leben wie die Juden beim Auszug aus Ägypten. Hinter uns die deutsche Armee und die Gestapo, zu beiden Seiten das Meer der französischen und spanischen Polizei, und vor uns das Gelobte Land Portugal mit dem Hafen von Lissabon zum noch gelobteren Lande Amerika."

„Haben Sie de

„Wir werden sie bekommen."

„Sie scheinen an Wunder zu glauben."

„Ich habe keine andere Wahl. Und ist nicht heute eines passiert?"

Schwarz lächelte mich an. „Es ist sonderbar, wie berechnend man im Elend werden ka





Schwarz war merklich ruhiger geworden. „Ich bin bald fertig", sagte er. „Wir bekamen tatsächlich Aufenthaltserlaubnis für eine Woche. Ich stand am Tor des Lagers, um Helen abzuholen. Es war später Nachmittag. Ein dü

„Ihre Frau ist sehr krank", sagte der Arzt zu mir. „Das ist wahr", erwiderte Helen lachend. „Ich werde in ein Krankenhaus entlassen und dort sterben. Genau, wie es abgemacht ist."

„Dies ist kein Witz!" erklärte der Arzt feindselig, „Ihre Frau gehört wirklich in ein Krankenhaus."

„Warum ist sie da

„Was soll das alles?" sagte Helen. „Ich bin nicht krank, und ich gehe nicht in ein Krankenhaus."

„Kö

„Nein", erwiderte er nach einer Pause.

Helen lachte wieder. „Natürlich nicht. Welch ein dummes Gespräch. Adieu, Jean."

Sie ging voraus, die Straße entlang. Ich wollte den Arzt fragen, was sie hätte; aber ich ko

„Hast du deinen Paß?" fragte ich.

Sie nickte. „Gib mir deine Tasche", sagte ich.

„Es ist nicht viel darin."

„Gib sie mir trotzdem."

„Ich habe das Abendkleid noch, das du mir in Paris gekauft hast."

Wir gingen die Straße hinunter. „Du bist krank?" fragte ich.

„We

Sie blieb stehen.

„Ja", sagte ich.

„Sei nicht traurig", erwiderte sie.

„Ich bin nicht traurig."

Ich wußte jetzt, daß sie krank war; und ich wußte, daß sie es mir nie gestehen würde. „Würde es dir helfen, we

„Nein!" sagte sie. „Nicht im geringsten! Du mußt mir das glauben. We

Was hätte ich sonst tun sollen? Ich war plötzlich entsetzlich mutlos. „Vielleicht wärest du lieber im Lager geblieben", sagte ich schließlich.

„Ich hätte mich getötet, we

Wir gingen weiter. Der Regen wurde stärker. Er war wie ein grauer Schleier aus sehr feinen Tropfen, der um uns herumwehte. „Wir wollen sehen, daß wir bald nach Marseille kommen", sagte ich. „Und von dort nach Lissabon und da

Es gibt dort gute Ärzte, dachte ich. Und Krankenhäuser, in denen man nicht verhaftet wird. Ich werde vielleicht auch arbeiten dürfen. „Wir werden Europa vergessen wie einen bösen Traum", sagte ich. Helen antwortete nicht.