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Auf dem Gerüst nahm man endlich Tien die Schlinge vom Hals und stellte eine hölzerne Leiter direkt in die Masse.

»Soll er gehen«, wiederholte I

Sjan Tien wartete geduldig. Ihm wurden die Fesseln an Händen und Füßen abgenommen. Er rieb seine Handgelenke, danach ging er auf I

Tien zuckte mit den Schultern. Langsam stieg er vom Gerüst. Die Menge wich zur Seite und bildete einen Freiraum um ihn. Tien sah sich um. Er ging — und der Freiraum um ihn herum bewegte sich mit ihm. Die Menschen sprangen zur Seite, als ob der Phag selber die Beulenpest hätte.

Ich bekam nicht mit, wer ihn als Erster anspuckte. Es waren gleich ungeheuer viele, die Sjan Tien anspuckten und dabei versuchten, ihn ins Gesicht zu treffen.

Tien schien die Erniedrigung nicht zu bemerken. Er ging weiter. Direkt auf mich zu. Der Freiraum folgte ihm.

Ich zappelte und versuchte ihm aus dem Weg zu gehen, es war aber bereits zu spät. Die Menschenmasse presste sich zusammen und ich wurde direkt gegen Tien geschleudert — in die erste Reihe derer, die sich wie verrückt gebärdeten, schrien und spuckten wie ungezogene Kinder. Tiens Blick glitt über mich, ohne sich zu verändern, aber ich wusste, dass er mich erka

Ich sammelte den Mund voller Speichel und spuckte Tien an. Ich schrie: »Hau ab! Hau ab!«

Da

Ich hatte mich noch nie in meinem Leben so ekelhaft gefühlt.

Das bedeutete es also, ein Phag zu sein?

Mit einer Schlinge um den Hals dazustehen, we

Angespuckt durch eine schreiende Menschenmenge zu laufen und dabei an fremder Spucke fast zu ersticken?

Einem Freund ins Gesicht zu spucken?

Und we

Ich wollte niemals ein Phag sein!

Und ich hasste alle diejenigen, die die Phagen zu so etwas zwangen!

Ich verstand alles, ich war nicht mehr klein. Auch der Imperator war schuld, da er seinen Ratgebern zu sehr vertraute und nicht gegen Ungerechtigkeiten wie bei uns auf Karijer kämpfte.

Vielleicht wollte I

Aber das, was sie soeben gemacht hatte — das war keine Barmherzigkeit!

Das war niederträchtig.

De

Als sie Tien einen Hund des Imperators schimpfte, wollte sie Krieg. Aus einem bestimmten Grund brauchte sie einen heißen Krieg! Und zwar einen Krieg, bei dem das Imperium als Aggressor gelten würde!

Warum nur?

»Tikkirej!« Lion fasste mich am Ellenbogen. »Ich hatte dich v-verloren!«

Er zitterte, als ob er krank wäre. Die Menschenmenge um uns herum kochte, aber Lion hielt sich an mir fest und sah mich mit Grauen an.

»Hast du es jetzt verstanden? Ja? Hast du es verstanden?«, schrie er.

»Ich habe es verstanden!«, erwiderte ich. »Lion, beruhige dich! Es ist schon alles vorbei!«

Ja, wir hatten es überstanden. Für Tien war es erst der Anfang. Am Abend sahen wir in den Nachrichten, wie er zu seinem Raumschiff kam — in einem lebenden Korridor, in einem Kreis der Leere, in einem spuckenden menschlichen Ring.

Aber jetzt fassten wir uns fest an. Wir wurden in der Menge hin und her gestoßen, einer freundlichen, aufmerksamen, rücksichtsvollen Menge, in der sich alle bemühten, zwei kleine Jungs zu unterstützen, die man sonst zertrampelt hätte.



Kapitel 6

Auf dem Heimweg zum College beruhigte sich Lion ein wenig. Er schimpfte allerdings pausenlos.

»Hast du bemerkt, wie sie die Menge aufgehetzt hat? Und was sie mit uns angestellt hat? Sogar du hast ihr zugejubelt, ich habe es gehört!«

»Sie hat auf eine besondere Weise gesprochen«, erklärte ich. »Die Phagen kö

»Ha,dieMenge!«,fauchteLionverächtlich. »Hirnamputierte!«

»Ich gehöre nicht zu den Hirnamputierten!«, berichtigte ich. »Und du auch nicht. Aber wir haben mitgejubelt.«

Neben einem Müllkübel fand Lion eine leere Bierdose. Er bückte sich, als ob er sie aufheben wollte, überlegte es sich jedoch anders, schaute sich sichernd um, zog eine Grimasse und stieß mit voller Kraft die Bierdose weg. Sie schepperte so unangenehm, wie nur leere Plastikbehälter scheppern kö

»Wie kindisch«, bemerkte ich.

Ich schritt aus, Hände in den Taschen, und hatte keine Lust, Bierdosen wegzukicken, Flaschen zu zerschlagen oder die Präsidentin I

Das war dumm, das war auf dem Niveau von Lions kleinem Bruder, we

»Der Imperator muss in den Krieg ziehen«, sagte Lion plötzlich. Er sah mich an und sein Gesicht war wie versteinert. »Es bleibt ihm nichts anderes übrig. Alle werden ihr folgen. Es wird zum Kampf kommen.«

»Und deine Eltern?«, wollte ich wissen.

Lion blinzelte und kam ganz durcheinander.

»Sie werden doch für Inej kämpfen«, eri

»Ich werde darum bitten, dass sie evakuiert werden… Und dass sie eine Gehirnwäsche bekommen!«, sagte Lion kläglich. »Oder sind sich die Phagen dafür etwa zu schade?«

»Die Phagen handeln nicht aus Mitleid«, eri

»Da

»Du wirst im College bleiben«, berichtigte ich ihn. »Und wirst auch nichts machen kö

»Dass I

»Glaubst du, sie ist nicht bei Trost?«, fragte ich. »Denk doch einmal selbst nach, was das Imperium für eine Flotte hat im Gegensatz zu der von Inej! Wie viele Planeten zum Imperator halten und wie viele zu I