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»Wozu haben Sie sich mit den Leichen soviel Arbeit gemacht?«fragt Georg.»Sie mußten sie doch alle umbetten. Warum haben Sie nicht einfach ein paar Kreuze mit fingierten Namen und Chargen aufgestellt, und damit fertig? Sie hätten da

Oskar ist schockiert.»Aber Herr Kroll!«sagt er milde vorwurfsvoll.»Das wäre doch eine Fälschung gewesen. Vielleicht sogar Leichenschändung -«

»Leichenschändung nur da

»Sie hätten die fingierten Kreuze auf leeren Gräbern aufstellen kö

»Es wäre Fälschung geblieben. Und es hätte rauskommen kö

Wir lassen das auf sich beruhen. Oskar auch.»Wissen Sie, was das Komische bei der Sache war?«Wir schweigen. Die Frage ka

»Einen Tag vor der Besichtigung wurde alles abgesagt. Seine Majestät kamen überhaupt nicht. Ein Meer von Primeln und Narzissen hatten wir gepflanzt.«

»Haben Sie die Austauschtoten da

»Das hätte zuviel Arbeit gemacht. Die Papiere waren auch schon geändert. Und die Angehörigen waren informiert worden, daß ihre Toten verlegt worden seien. Das kam ja öfter vor. Friedhöfe gerieten in die Kampfzone, und nachher mußte alles neu angelegt werden. Wütend war nur der Kommandant mit dem Wodka. Er versuchte sogar, bei mir mit seinem Fahrer einzubrechen, um die Kisten zurückzuholen; aber ich hatte sie längst glänzend versteckt. In einem leeren Grab.«Oskar gähnt.»Ja, das waren Zeiten, damals! Ein paar tausend Gräber hatte ich unter mir. Heute«- er zieht einen Zettel aus der Tasche -»zwei mittlere Hügelsteine mit Marmorplatten, Herr Kroll, das ist leider alles.«

Ich gehe durch den eindunkelnden Garten der Anstalt. Isabelle ist heute zum ersten Male seit langem wieder in der Andacht gewesen. Ich suche sie, ka

»Was sind Sie augenblicklich?«fragt er.»Atheist, Buddhist, Zweifler oder schon auf dem Wege zu Gott zurück?«

»Jeder befindet sich immer auf dem Wege zu Gott«, antworte ich kampfmüde.»Es kommt nur darauf an, was er darunter versteht.«

»Bravo«, sagt Bodendiek.»Wernicke sucht Sie übrigens. Warum kämpfen Sie eigentlich so verbissen um so etwas Einfaches wie den Glauben?«

»Weil im Himmel mehr Freude ist über einen kämpfenden Zweifler als über neunundneunzig Vikare, die von Kindheit an Hosia

Bodendiek schmunzelt. Ich will nicht mit ihm streiten; ich eri

»So wie die zwei Sünder von der Marienkirche?«

Er stutzt.»So, Sie wissen das? Nein, nicht so. Sie kommen freiwillig! Warten Sie nicht zu lange!«

Ich erwidere nichts darauf, und wir verabschieden uns herzlich. Auf dem Wege zu Wernickes Zimmer flattern die Blätter der Bäume wie Fledermäuse durch die Luft. Es riecht überall nach Erde und Herbst. Wo ist der Sommer geblieben? denke ich. Er war doch kaum da!

Wernicke packt einen Haufen Papiere beiseite.»Haben Sie Fräulein Terhoven gesehen?«fragt er.

»In der Kirche. Sonst nicht.«

Er nickt.»Kümmern Sie sich vorläufig nicht um sie.«

»Schön«, sage ich.»Weitere Befehle?«

»Seien Sie nicht albern! Es sind keine Befehle. Ich tue, was ich für meine Kranken für richtig halte.«Er sieht mich genauer an.»Sie sind doch nicht etwa verliebt?«

»Verliebt? In wen?«

»In Fräulein Terhoven. In wen sonst? Eine hübsche Krabbe ist sie ja. Verdammt, daran habe ich bei der ganzen Sache überhaupt nicht gedacht.«





»Ich auch nicht. Bei was für einer Sache?«

»Da

»So?«erwidere ich.»Ich dachte bisher, nur Bodendiek wäre hier der Stellvertreter Gottes. Jetzt haben wir auch noch Sie. Sie wissen genau, was schadet und was nicht, wie?«

Wernicke schweigt einen Augenblick.»Also doch«, sagt er da

»Ja«, sage ich.»Darin ka

Wernicke hält mir die Kiste mit den Zigarren hin. Ich nehme eine, um nicht zu hören, daß, we

»Ich bin Ihnen wohl eine Erklärung schuldig«, sagt Wernikke.»Die Mutter! Ich habe sie wieder zwei Abende hier gehabt. Sie ist endlich niedergebrochen. Ma

»Nein«, sage ich. Mir ist das alles ebenso widerlich wie Wernickes stinkende Zigarre.

»Also soweit sind wir«, fährt Wernicke mit Gusto fort.»Haß der Tochter, Ekel, Komplex, Rettung in Spaltung der Persönlichkeit, speziell den Typ, der alle Realität flieht und ein Traumleben führt. Mutter hat den Hausfreund später noch geheiratet, das brachte es da

»Nein.«

»Aber es ist doch so einfach«, sagt Wernicke ungeduldig.»Schwer war nur, an den Kern heranzukommen, aber jetzt -«er reibt sich die Hände.»Dazu haben wir nun noch das Glück, daß der zweite Ma

»Ja«, sage ich und möchte dem fröhlichen Wissenschaftler einen Chloroformlappen in den Rachen stopfen.

»Na, sehen Sie! Jetzt kommt es auf die Auslösung an. Die Mutter, die plötzlich keine Rivalin mehr ist, die Begegnung, sorgfältig vorbereitet – ich arbeite schon seit einer Woche daran, und alles geht sehr gut, Sie haben ja gesehen, daß Fräulein Terhoven heute abend schon wieder zur Andacht gegangen ist -«

»Sie meinen, Sie haben sie bekehrt? Sie, der Atheist, und nicht Bodendiek?«

»Unsi

»Ja.«

»Na sehen Sie!«Wernicke reibt sich wieder die Hände.

»Das war nach dem ersten starken Schock doch ein recht erfreuliches Ergebnis -«

»War der Schock nun auch ein Ergebnis Ihrer Behandlung?«

»Er gehört dazu.«

Ich denke an Isabelle in ihrem Zimmer.»Gratuliere«, sage ich.

Wernicke merkt die Ironie nicht, so sehr ist er bei der Sache.»Die erste flüchtige Begegnung und die Behandlung haben natürlich alles zurückgebracht; das war ja auch die Absicht – aber seitdem – ich habe große Hoffnungen! Sie verstehen, daß ich jetzt nichts brauchen ka

»Das verstehe ich. Nicht mich.«

Wernicke nickt.»Ich wußte, daß Sie es verstehen würden! Sie haben ja auch etwas von der Neugier des Wissenschaftlers. Eine Zeitlang waren Sie sehr brauchbar, aber jetzt – was ist los mit Ihnen? Ist Ihnen zu heiß?«

»Es ist die Zigarre. Zu stark.«

»Im Gegenteil!«erklärt der unermüdliche Wissenschaftler.»Diese Brasils sehen stark aus – sind aber das Leichteste, was es gibt.«