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Roth hat natürlich längst vergessen, in welchen Häusern Leute gefallen sind. Er verteilt seine Karten wahllos, und obschon ein Beobachter der nationalen Biertrinker mitging und aufpaßte, daß die beleidigenden Briefe des Stammtisches an die richtigen Adressen gelangten, indem er Roth die Häuser zeigte und sich da

Die Türen zum Hause Knopf stehen offen. Die Nähmaschinen summen. Am Morgen sind Stöße von schwarzem Tuch hereingeschafft worden, und Mutter und Töchter arbeiten jetzt an ihren Trauerkleidern. Der Feldwebel ist noch nicht tot, aber der Arzt hat erklärt, daß es nur noch eine Sache von Stunden oder höchstens Tagen sein kö

Georgs kahler Kopf schwimmt wie ein halber Käse über den Fensterrand heran. Er ist begleitet von Tränen-Oskar.

»Wie steht der Dollar?«frage ich, als sie eintreten.

»Genau eine Milliarde heute um zwölf Uhr«, erwidert Georg.»Wir kö

»Das kö

»We

»Was Sie haben. Schade, daß es hier in Werdenbrück keinen Wodka gibt!«

»Wodka? Waren Sie im Kriege in Rußland?«

»Und wie! Ich war sogar Friedhofskommandant in Rußland. Was waren das für herrliche Zeiten!«

Wir blicken Oskar überrascht an.»Herrliche Zeiten?«sage ich.»Das behaupten Sie, der Sie so feinfühlig sind, daß Sie sogar auf Befehl weinen kö

»Es waren herrliche Zeiten«, erklärt Tränen-Oskar fest und beriecht seinen Korn, als hätten wir vor, ihn zu vergiften.»Reichlich zu essen, gut zu trinken, angenehmer Dienst, weit hinter der Front – was will man mehr? An den Tod gewöhnt der Mensch sich ja wie an eine ansteckende Krankheit.«

Er probiert dandyhaft seinen Korn. Wir sind etwas perplex über die Tiefe seiner Philosophie.»Manche Leute gewöhnen sich an den Tod auch wie an einen vierten Ma





Oskar lächelt überlegen.»Da ist noch ein Riesenunterschied! Lieberma

Georg und ich sehen uns betroffen an. Sollte Tränen-Oskar ein verhinderter Poet sein?»Haben Sie das dauernd?«frage ich.»Dieses Stirb und Werde?«

»Mehr oder minder. Zumindest unbewußt. Haben Sie es hier de

»Wir haben es mehr sporadisch«, erwidere ich.»Hauptsächlich vor dem Essen.«

»Einmal war der Besuch Seiner Majestät bei uns angesagt«, sagt Oskar träumerisch.»Gott, war das eine Aufregung! Zum Glück waren noch zwei andere Friedhöfe in der Nähe, und wir ko

»Was ausborgen?«fragt Georg.»Grabschmuck? Oder Blumen?«

»Ach, das war alles in Ordnung. Echt preußisch, verstehen Sie? Nein, Leichen.«

»Leichen?«

»Natürlich, Leichen! Nicht als Leichen, selbstverständlich, sondern als das, was sie vorher gewesen waren. Musketiere hatte jeder Friedhof natürlich übergenug, Gefreite, Unteroffiziere, Vizefeldwebel und Leutnants auch – aber da

Georg bedeckt sein Gesicht mit der Hand.»Ich wage nicht einmal jetzt, darüber nachzudenken.«

Oskar nickt und zündet sich eine dü

»Hatten Sie keinen General?«frage ich.

Oskar winkt ab.»General! Ein gefallener General ist so selten wie -«er sucht nach einem Vergleich.»Sind Sie Käfersammler?«

»Nein«, erwidern Georg und ich unisono.

»Schade«, sagt Oskar.»Also wie ein Riesenhirschkäfer, Lucanus Cervus, oder, we

Tränen-Oskar grinst plötzlich. Es ist ein sonderbarer Effekt; er hat vom vielen Weinen so viele Falten im Gesicht wie ein Bluthund und auch gewöhnlich denselben trüb-feierlichen Ausdruck.»Also der dritte Kommandant mußte natürlich einen Stabsoffizier haben. Er bot mir dafür alles an, was ich wollte, aber ich war komplett; ich hatte sogar meinen etatsmäßigen Spieß, dem ich ein schönes Eckgrab an auffallender Stelle gegeben hatte. Schließlich gab ich nach – für sechsunddreißig Flaschen besten Wodka. Allerdings gab ich dafür meinen Obersten, nicht meinen Oberstleutnant. Sechsunddreißig Flaschen! Daher, meine Herren, heute noch meine Vorliebe für Wodka. Man kriegt ihn hier natürlich nirgendwo.«

Oskar läßt sich herbei, als Ersatz noch einen Korn zu nehmen.