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Ich sehe ihn scharf an. Sollte er etwa selbst ein Auge auf Lisa geworfen haben? Er ist merkwürdig verschwiegen in seinen persönlichen Angelegenheiten.»Riesenfeld versteht unter Romantik bestimmt ein Abenteuer in der großen Welt«, sage ich.»Nicht eine Affäre mit der Frau eines Pferdemetzgers.«

Georg winkt ab.»Was ist der Unterschied? Die große Welt benimmt sich heute oft vulgärer als ein Pferdemetzger.«

Georg ist unser Fachma

»Eine vulgäre Dame der großen Welt ist etwas für erlesene Ke

»Riesenfeld!«Georg zieht eine geringschätzige Grimasse. Der Herrscher der Odenwaldwerke mit seiner oberflächlichen Lust auf französische Damen ist für ihn ein trostloser Emporkömmling. Was weiß dieser wildgewordene Kleinbürger schon über den deliziösen Skandal bei der Ehescheidung der Gräfin Homburg? Oder über die letzte Premiere der Elisabeth Bergner? Er ke

Ich sehe ihn wieder scharf an.»Das tu nur selber«, erwidere ich.»Sage mir lieber, ob Riesenfeld ein allseitig poliertes Kreuzdenkmal in die Bestellung hineingeschmissen hat.«

»Zwei. Das zweite verdanken wir Lisa. Ich habe ihm gesagt, wir würden es so aufstellen, daß sie es immer sehen kö

»Wir kö

»Deutsches Beefsteak.«

»Gehacktes Fleisch also. Warum ist zerhacktes Fleisch deutsch?«

»Weil wir ein kriegerisches Volk sind und sogar im Frieden unsere Gesichter in Duellen zerhacken. Du riechst nach Schnaps. Warum? Doch nicht wegen Erna?«

»Nein. Weil wir alle sterben müssen. Mich erschüttert das manchmal noch, trotzdem ich es schon seit einiger Zeit weiß.«

»Das ist ehrenwert. Besonders in unserem Beruf. Weißt du, was ich möchte?«

»Natürlich. Du möchtest Matrose auf einem Walfischfänger sein; oder Koprahändler in Tahiti; oder Nordpolentdecker, Amazonasforscher, Einstein und Scheik Ibrahim mit einem Harem von Frauen zwanzig verschiedener Nationen, einschließlich der Zirkassieri





»Das ist selbstverständlich. Aber außerdem möchte ich noch dumm sein; strahlend dumm. Das ist das größte Geschenk für unsere Zeit.«

»Dumm wie Parzival?«

»Weniger erlöserhaft. Gläubig, friedlich, gesund, bukolisch dumm.«

»Komm«, sage ich.»Du bist hungrig. Unser Fehler ist, daß wir weder wirklich dumm noch wirklich gescheit sind. Immer so dazwischen, wie Affen in den Ästen. Das macht müde und manchmal traurig. Der Mensch muß wissen, wohin er gehört.«

»Tatsächlich?«

»Nein«, erwidere ich.»Das macht ihn auch nur seßhaft und dick. Aber wie wäre es, we

»Ich lege mich heute abend früh schlafen«, erklärt Georg.»Das ist mein Mozart. Geh allein hin. Stelle dich mutig und einsam dem Ansturm des Guten. Es ist nicht ohne Gefahr und richtet mehr Zerstörungen an als schlichte Bosheit.«

»Ja«, sage ich und denke an die spatzenhafte Frau vom Vormittag.

Es ist später Nachmittag. Ich lese die Familie

Ich schneide die Todesanzeige des Bäckermeisters Niebuhr aus. Er wird als gütiger, treubesorgter, geliebter Gatte und Vater geschildert. Ich selbst habe Frau Niebuhr mit aufgelösten Flechten aus dem Hause fliehen sehen, we

Frau Niebuhr hat diese magische Verwandlung durchgemacht, als man den backenden Lumpen, der sie täglich verhaute, die Treppe heraufschleppte. Anstatt auf die Knie zu fallen und Gott für die Befreiung zu danken, bega