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»Rio de Janeiro?«Pat zog einen Zweig mit Blüten zu sich herunter.»Waren Sie zusammen da?«

Gottfried stutzte. Mir lief es plötzlich kalt über den Rücken.»Seht mal den Mond!«sagte ich rasch. Gleichzeitig trat ich Lenz beschwörend auf den Fuß.

Im Aufflammen seiner Zigarette sah ich ein schwaches Lächeln und ein Augenblinzeln. Ich war gerettet.»Nein, wir waren nicht zusammen da«, erklärte Gottfried.»Ich war damals allein. Aber wie wäre es mit noch einem letzten Schluck von diesem Waldmeistertrank?«

»Nicht mehr.«Pat schüttelte den Kopf.»Ich ka

Wir hörten Ferdinand nach uns rufen und gingen hinüber.

Er stand massig unter der Tür.»Kommt herein, Kinder«, sagte er.»Nachts haben Menschen wie wir nichts in der Natur zu suchen. Nachts will sie allein sein. Ein Bauer oder ein Fischer, das ist was anderes; aber wir nicht, wir Bewohner von Städten mit unsern abgesäbelten Instinkten.«Er legte Gottfried die Hand auf die Schulter.»Die Nacht ist der Protest der Natur gegen den Aussatz der Zivilisation, Gottfried! Ein anständiger Mensch hält das nicht lange aus. Er merkt, daß er ausgestoßen ist aus dem schweigenden Ring der Bäume, der Tiere, der Sterne und des unbewußten Lebens.«Er lächelte das sonderbare Lächeln, von dem man nie wußte, ob es nicht traurig war.»Kommt herein, Kinder! Wir wollen uns die Hände an Eri

Er nahm Pat an der Hand.»We

Pat nickte.»Ja«, sagte sie.»Alles, was Sie wollen.«

Beide gingen hinein. So nebeneinander sahen sie aus, als wäre Pat Ferdinands Tochter. Die schlanke, kühne und junge Tochter eines müden Riesen, der aus der Vorzeit übriggeblieben war.

Um elf Uhr fuhren wir zurück. Valentin und Ferdinand hatten das Taxi, das Valentin steuerte. Wir andern fuhren mit Karl. Die Nacht war warm, und Köster machte noch einen Umweg durch ein paar Dörfer, die verschlafen an der Straße lagen mit wenigen Lichtern und vereinzeltem Hundegebell. Lenz saß vorne neben Otto und sang, Pat und ich hockten hinten im Wagen.

Köster fuhr wunderbar. Er nahm die Kurven wie ein Vogel. Es wirkte spielerisch, so sicher war es. Er fuhr nicht hart, wie die meisten Re

Wir hörten am veränderten Ton der Reifen, we

Das Tempo nahm zu. Ich deckte unsere Mäntel über Pat. Sie lächelte mir zu.»Liebst du mich eigentlich?«fragte ich.

Sie schüttelte den Kopf.»Du mich?«

»Nein. Ein Glück, was?«

»Ein großes Glück.«

»Da

»Gar nichts -«, erwiderte sie und faßte unter den Mänteln nach meiner Hand.

Die Straße führte in einem Bogen an den Bahndamm herunter. Die Schienen schimmerten. Weit vor uns schwankte ein rotes Licht. Karl brüllte auf und schoß los. Es war ein Schnellzug mit Schlafwagen und einem hellerleuchteten Speisewagen. Wir holten auf und waren bald auf gleicher Höhe. Aus den Fenstern winkten Leute. Wir winkten nicht zurück. Wir fuhren vorbei. Ich sah mich um. Die Lokomotive sprühte Rauch und Funken. Sie stampfte schwarz in der blauen Nacht. Wir hatten sie überholt – aber wir fuhren in die Stadt, zu Taxis, Reparaturwerkstätten und möblierten Zimmern. Sie jedoch stampfte an den Flanken der Wälder und Felder und Flüsse vorüber in die Ferne und das Abenteuer der Weite.

Straßen und Häuser schwankten heran. Karl wurde leiser, aber sein Röhren war immer noch das eines wilden Tieres.

Köster hielt in der Nähe des Friedhofs. Er fuhr weder zu Pat noch zu mir, hielt einfach irgendwo in der Nähe, er dachte wahrscheinlich, wir wollten allein sein. Wir stiegen aus. Die beiden sausten sofort weiter, ohne sich umzusehen. Ich blickte ihnen nach. Einen Augenblick war das sonderbar. Sie fuhren ab, meine Kameraden fuhren ab, und ich blieb zurück, blieb zurück.

Ich schüttelte es ab.»Komm«, sagte ich zu Pat, die mich ansah, als hätte sie etwas gespürt.

»Fahr mit«, sagte sie.

»Nein«, erwiderte ich.





»Du möchtest doch mitfahren…«

»Ach wo -«, sagte ich und wußte, daß es stimmte.»Komm…«

Wir gingen am Friedhof entlang, noch etwas schwankend vom Wind und vom Fahren.»Robby«, sagte Pat,»ich möchte lieber nach Hause.«

»Warum?«

»Ich will nicht, daß du meinetwegen etwas aufgibst.«

»Was fällt dir ein«, fragte ich,»was gebe ich de

»Deine Kameraden…«

»Die gebe ich doch gar nicht auf – die treffe ich ja morgen früh schon wieder.«

»Du weißt schon, was ich meine«, sagte sie.»Du warst früher viel mehr mit ihnen zusammen.«

»Weil du nicht da warst«, erwiderte ich und schloß die Tür auf.

Sie schüttelte den Kopf.»Das ist etwas ganz anderes.«

»Natürlich ist es anders. Gott sei Dank.«

Ich nahm sie hoch und trug sie den Korridor entlang in mein Zimmer.»Du brauchst Kameraden«, sagte sie dicht an meinem Gesicht.

»Dich brauche ich auch«, erwiderte ich.

»Aber nicht so nötig…«

»Das werden wir ja noch sehen…«

Ich stieß die Tür auf und ließ sie zu Boden gleiten. Sie hielt mich fest.»Ich bin nur ein sehr schlechter Kamerad, Robby.«

»Das will ich hoffen«, sagte ich.»Ich will auch keine Frau als Kameraden. Ich will eine Geliebte.«

»Bin ich auch nicht«, murmelte sie.

»Was bist du de

»Nichts Halbes und nichts Ganzes. Ein Fragment…«

»Das ist das Beste«, sagte ich.»Das regt die Phantasie an. Solche Frauen liebt man ewig. Fertige Frauen kriegt man leicht über. Wertvolle auch. Fragmente nie.«

Es war vier Uhr nachts. Ich hatte Pat nach Hause gebracht und ging zurück. Der Himmel war schon etwas hell geworden. Es roch nach Morgen.

Ich ging den Friedhof entlang, am Café International vorbei, nach Hause. Da öffnete sich die Tür einer Chauffeurkneipe neben dem Gewerkschaftshaus, und ein Mädchen kam heraus. Eine kleine Kappe, ein schäbiges rotes Mäntelchen, hohe Lackstiefel – ich war schon fast vorbei, da erka

»Sieht man dich auch mal wieder?«sagte sie.

»Wo kommst du de

Sie machte eine Bewegung.»Habe da gewartet. Dachte, du kämst vorbei. Ist ja so die Zeit, wo du nach Hause kommst.«»Ja, richtig…«»Kommst du mit?«fragte sie. Ich zögerte.»Es geht nicht…«»Du brauchst kein Geld«, sagte sie rasch.»Nicht deshalb«, antwortete ich unbedacht,»ich habe Geld.«»Ach so -«, sagte sie bitter und trat einen Schritt zurück. Ich griff nach ihrer Hand.»Nein, Lisa…«Schmal und blaß stand sie auf der leeren, grauen Straße. So hatte ich sie getroffen, vor Jahren, als ich stumpf und allein dahinlebte, ohne Gedanken und ohne Hoffnung. Sie war erst mißtrauisch gewesen, wie alle diese Mädchen, aber da