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Er trank einen Schluck und sah mich mit seinen riesigen blauen Augen an, die wie ein Stück Himmel in dem zerklüfteten Gesicht saßen.»Nie zuviel wissen wollen, Robby! Je weniger man weiß, desto einfacher ist es, zu leben. Wissen macht frei – aber unglücklich. Komm, trink mit mir auf die Einfalt, die Dummheit und was zu ihr gehört – auf die Liebe, den Glauben an die Zukunft, die Träume vom Glück -, auf die herrliche Dummheit, das verlorene Paradies…«

Er saß schwer und massig da, plötzlich in sich selbst und seine Trunkenheit versunken, wie ein einsamer Hügel von unangreifbarer Schwermut. Sein Leben war kaputt, und er wußte, daß er es nicht mehr zusammenbringen ko

Obschon ich wußte, daß es die Betrunkenheit war, fühlte ich doch einen leisen, merkwürdigen Schauer, als ich ihn so sah. Er kam nicht oft und trank fast immer allein in seinem Atelier. Das bringt einen rasch 'runter.

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er drückte mir ein Glas in die Hand.»Trink, Robby. Und rette dich. Denk daran, was ich dir gesagt habe.«

»Gut, Ferdinand!«

Lenz zog das Grammophon auf. Er hatte einen Haufen Negerplatten und spielte ein paar – vom Mississippi, von Baumwollpflückern und von den schwülen Nächten an den blauen tropischen Flüssen.

VI

Patrice Hollma

Ich hatte meine Garderobe noch weiter vervollständigt. Zu der Krawatte hatte ich noch einen neuen Hut und ein Paar Handschuhe gekauft – außerdem trug ich einen Ulster von Lenz, ein herrliches graues Stück aus feinster Shetlandwolle. So ausgerüstet, wollte ich meinen ersten säuferischen Eindruck nachdrücklich in die Flucht schlagen.

Ich hupte. Gleich darauf flammte wie eine Rakete in fünf Fenstern übereinander die Treppenbeleuchtung auf. Der Lift bega

»Hallo!«Sie streckte mir die Hand entgegen.»Ich freue mich so, herauszukommen. Ich war den ganzen Tag zu Hause.«

Ich hatte gern, wie sie die Hand gab – mit einem Druck, der kräftiger war, als man vermutete. Ich haßte Leute, die einem schlaff die Hand hinhielten wie einen toten Fisch.

»Warum haben Sie mir das nicht früher gesagt«, erwiderte ich.»Ich hätte Sie da

»Haben Sie de

»Das nicht. Aber ich hätte mich schon frei gemacht.«

Sie holte tief Atem.»Wunderbare Luft! Es riecht nach Frühling.«

»We

»Der Cadillac?«Überrascht sah sie mich an.»Gehört der Ihnen?«

»Heute abend, ja. Sonst gehört er unserer Werkstatt. Wir haben ihn aufgearbeitet und wollen das Geschäft unseres Lebens damit machen.«Ich öffnete die Tür.»Wollen wir zuerst in die ›Traube‹ fahren und essen? Was meinen Sie dazu?«

»Essen schon, aber wozu gerade in der ›Traube‹?«

Ich sah verdutzt auf. Die»Traube«war das einzige elegante Restaurant, das ich ka

»Offen gestanden«, sagte ich,»etwas anderes weiß ich nicht. Ich denke auch, der Cadillac verpflichtet uns etwas.«

Sie lachte.»In der ›Traube‹ ist es bestimmt steif und langweilig. Gehen wir doch woanders hin!«

Ich stand ratlos da. Meine seriösen Träume lösten sich in Dunst auf.

»Da

»Warum glauben Sie das?«

»Das sieht man doch so ungefähr…«

Sie blickte mich rasch an.»Wir kö

»Gut.«Ich warf entschlossen mein ganzes Programm um.

»Da

»Alfons klingt schon sehr gut«, erwiderte sie,»und schreckhaft bin ich heute abend auch nicht.«

»Alfons ist ein Bierwirt«, sagte ich,»ein guter Freund von Lenz.«

Sie lachte.»Lenz hat wohl überall Freunde?«





Ich nickte.»Er findet sie auch leicht. Das haben Sie ja bei Binding gesehen.«

»Ja, weiß Gott«, erwiderte sie.»Das ging ja wie der Blitz.«

Wir fuhren los.

Alfons war ein schwerer, ruhiger Ma

Er wischte mit der behaarten Tatze über die helle Tischplatte aus Ta

»Korn und was zu essen«, sagte ich.

»Und die Dame?«fragte Alfons.

»Die Dame will auch einen Korn«, sagte Patrice Hollma

»Heftig, heftig«, meinte Alfons.»Es gibt Schweinerippchen mit Sauerkraut.«

»Selbstgeschlachtet?«fragte ich.

»Klar.«

»Aber die Dame möchte sicher etwas Leichteres essen.«

»Ka

sich erst mal die Rippchen an.«

Er ließ den Kellner eine Portion zeigen.»War eine wunderbare Sau«, sagte er.»Prämiiert. Zwei erste Preise.«

»Da ka

Alfons zwinkerte.»Also zwei Portionen?«

Sie nickte.

»Schön! Werde mal selbst aussuchen.«

Er ging in die Küche.»Ich nehme meine Zweifel wegen des Lokals zurück«, sagte ich.»Sie haben Alfons im Sturm erobert. Selbst aussuchen, das macht er sonst nur bei Stammgästen.«

Alfons kam zurück.»Habe euch noch eine frische Wurst 'reingegeben.«

»Keine schlechte Idee«, sagte ich.

Alfons sah uns wohlwollend an. Der Korn kam. Drei Gläser. Eins für Alfons mit.»Na, de

Wir kippten die Gläser. Das Mädchen nippte nicht, es kippte auch.

»Heftig, heftig«, sagte Alfons und schlurfte zur Theke zurück.

»Schmeckt Ihnen der Korn?«fragte ich.

Sie schüttelte sich.»Etwas kräftig. Aber ich ka

Die Schweinerippchen hatten es in sich. Ich aß zwei große Portionen, und auch Patrice Hollma

Der zwinkerte mir heimlich zu, er fände die Sache richtig. Und Alfons war ein Ke

»We

»Das möchte ich mal«, erwiderte sie.»Er sieht aus, als hätte er keine.«

»Doch!«Ich zeigte auf einen Tisch neben der Theke.»Da…«

»Was? Das Grammophon?«

»Nicht das Grammophon. Chorgesang! Alfons hat eine Schwäche für Chorgesang. Keine Tänze, keine klassische Musik – nur Chöre: Mä