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Er beugte sich nieder, um ihr die Hand zu küssen. Es gelang ihm nicht. Edith Rosenfeld stand auf. Sie war leicht wie ein Vogel. Sie hielt seine Hand und küßte ihn auf die Wange.

»Ich glaube, ich werde alt«, sagte Moritz Rosenthal.»Ich ka

Edith Rosenfeld sah ihn an und lächelte. Sie wollte ihm nicht zeigen, wie erschrocken sie darüber war, daß er so elend aussah. Und Moritz Rosenthal zeigte ihr nicht, daß er wußte, wie erschrocken sie war. Er war ruhig und heiter, und er war nach Paris gekommen, um zu sterben.

Er sah sich um.»Beka

Er setzte sich umständlich hin.»Woher kommen Sie jetzt, Vater Moritz?«fragte Steiner.

»Von Basel. Kinder, ich sage euch eins: meidet das Elsaß! Seid vorsichtig in Straßburg und flieht vor Kolmar! Zuchthausatmosphäre. Matthias Grünewald und der Isenheimer Altar haben nichts vermocht. Drei Monate Gefängnis für illegale Einreise; jedes andere Gericht verurteilt höchstens zu fünfzehn Tagen. Beim zweitenmal sechs Monate. Und die Gefängnisse sind Zuchthäuser. Also meidet Kolmar und das Elsaß, Kinder. Geht über Genf!«

»Wie ist Italien jetzt?«fragte Klassma

Moritz Rosenthal nahm ein Glas Rotwein, das Edith Rosenfeld vor ihn hingestellt hatte. Seine Hände zitterten stark, als er es hob. Er schämte sich und stellte es wieder zurück.»Italien ist voll deutscher Agenten«, sagte er.»Nichts mehr für uns zu machen.«

»Und Österreich?«fragte Waser.

»Österreich und die Tschechoslowakei sind Mausefallen. Frankreich ist das einzige Land, das übriggeblieben ist für uns in Europa. Seht zu, daß ihr hier bleibt.«

»Hast du etwas von Mary Altma

»Ja. Sie ist jetzt in Amsterdam als Dienstmädchen. Ihre Kinder sind in einem Emigrantenheim in der Schweiz. In Locarno, glaube ich. Ihr Ma

»Hast du sie schon gesprochen?«

»Ja, kurz vor ihrer Abreise in Zürich. Sie war überglücklich, daß alle untergebracht sind.«

»Wissen Sie etwas von Josef Fessler?«fragte Klassma

»Fessler hat sich mit seiner Frau erschossen«, erwiderte Moritz Rosenthal so ruhig, als erzählte er etwas über Bienenzucht. Er sah Klassma

»Haben Sie Josef Friedma

»Nein, aber ich weiß, daß er in Salzburg im Gefängnis ist. Sein Bruder ist nach Deutschland zurückgegangen. Er soll jetzt in einem Schulungs-Konzentrationslager sein.«

Moritz Rosenthal nahm sein Glas mit beiden Händen, vorsichtig wie einen Pokal, und trank langsam.

»Was macht eigentlich der Minister Althoff?«fragte Marill.





»Dem geht es glänzend. Er ist Taxichauffeur in Zürich geworden. Aufenthaltserlaubnis und Arbeitserlaubnis.«

»Natürlich!«sagte der Kommunist Waser.

»Und Bernstein?«

»Bernstein ist in Australien. Sein Vater in Ostafrika. Max May hat besonderes Glück gehabt; er ist Assistent eines Zahnarztes in Bombay geworden. Schwarz natürlich, aber er hat zu essen. Löwenstein hat alle englischen Anwaltsexamina nachgemacht und ist jetzt Advokat in Palästina. Der Schauspieler Hansdorff ist am Staatstheater in Zürich. Storm hat sich erhängt. Ka

»Ja.«

»Er hat sich scheiden lassen. Der Karriere wegen. Er war mit einer Oppenheimer verheiratet. Die Frau hat sich mit ihren beiden Kindern vergiftet.

Moritz Rosenthal dachte eine Zeitlang nach.»Das ist ungefähr alles, was ich weiß«, sagte er da

Marill schenkte sich einen Kognak ein. Er benutzte ein Wasserglas dazu, das die Aufschrift trug: Gare de Lyon. Es war eine Eri

Steiner grinste ihn an. Marill grinste zurück. Im selben Augenblick bega

Moritz Rosenthal nickte. Er hob sein Glas Steiner entgegen und trank. Im Hintergrund des Zimmers lachte jemand. Da

DIE SCHAUSPIELERIN BARBARA Klein saß in einer Ecke an einem Tisch in der Katakombe. Es war spät, und nur zwei elektrische Birnen über den Durchgangstüren bra

Von der Küche her kam der Lärm von Geschirr und die jammernde Akkordeonmusik eines Radios. Station Toulouse, dachte Barbara Klein. Station Toulouse. Ein neues Jahr. Ich bin müde. Station Toulouse. Ich will nicht mehr leben. Station Toulouse. Was wußten sie alle davon, wie müde man sein ko

Ich bin nicht betrunken, dachte sie. Meine Gedanken sind nur schon langsamer. Langsam wie die Fliegen im Winter, in denen der Tod wächst. Er wächst wie ein Baum in mir. Er wächst wie ein Baum von Adern, die allmählich erfrieren. Jemand hat mir ein Glas Kognak gegeben. Der, den sie Marill ne

Sie saß da und sah wie durch eine Glaswand jemand auf sich zukommen. Er kam näher, und sie sah ihn nun genauer; aber es war immer noch Glas dazwischen. Sie erka

Es dauerte lange, ehe sie etwas von dem verstand, was er sagte. Sie sah ihn weggehen mit seinem hinkenden Gang, als schwimme er, und sie sah ihn wiederkommen und neben sich sitzen, und sie trank, was er ihr gab, und sie fühlte nicht, daß sie es schluckte. In ihren Ohren war ein sanftes Brausen und dazwischen die Stimme, Worte, nutzlose, si