Добавить в цитаты Настройки чтения

Страница 4 из 85



»Ich ka

»Meine Herren«, sagte eine warme Baßstimme mit russischem Akzent,»wozu so viel Aufregung um eine Illusion. Ich habe eine Flasche Wodka mit durchgebracht. Darf ich anbieten? Wodka wärmt das Herz und beruhigt das Gemüt.«

Der Russe entkorkte die Flasche, trank und reichte sie Steiner. Der nahm einen Schluck und gab sie an Kern weiter. Kern schüttelte den Kopf.

»Trink, Baby«, sagte Steiner.»Gehört dazu. Mußt es lernen.«

»Wodka särr gutt!«bestätigte der Pole.

Kern nahm einen Schluck und gab die Flasche an den Polen, der sie mit geübtem Griff in die Gurgel schwenkte.

»Er säuft sie aus, der Eierfetischist!«knurrte der Ma

Der wehrte ab.»Macht nichts. Ich komme spätestens heute abend ’raus.«

»Sind Sie dessen so sicher?«fragte Steiner.

Der Russe machte eine kleine Verbeugung.»Leider, möchte ich fast sagen. Ich besitze als Russe einen Nansenpaß.«

»Nansenpaß!«wiederholte das Poulet ehrfürchtig.»Da gehören Sie natürlich zur Aristokratie der Vaterlandslosen.«

»Es tut mir leid, daß es bei Ihnen noch nicht soweit ist«, sagte der Russe höflich.

»Sie hatten den Vorrang«, erwiderte Steiner.»Sie waren die ersten. Sie hatten das große Mitleid der Welt. Wir haben nur noch das kleine. Man bedauert uns; aber wir sind lästig und unerwünscht.«

Der Russe hob die Schultern. Da

»Danke«, sagte der Ma

Alle sahen ihn an.

»Ich besitze einen gültigen Paß, ein Vaterland. Aufenthaltserlaubnis und Arbeitserlaubnis.«

Alle schwiegen.»Verzeihen Sie die Frage«, sagte der Russe nach einer Weile zögernd,»weshalb sind Sie de

»Wegen meines Berufes«, erwiderte der Ma

Mittags gab es dü

Um acht Uhr war der Vollbürger und Falschspieler reif für den Anschluß. Er holte eine Schachtel Zigaretten hervor und ließ sie herumgehen. Alle rauchten. Die Zelle bekam durch die Dämmerung und die glühenden Zigaretten fast etwas Heimatliches. Der Taschendieb erzählte, daß man nur nachforsche, ob er im letzten halben Jahr einen Coup gemacht habe. Er glaube nicht, daß man etwas fände. Da

Es war dunkel geworden, und das elektrische Licht wurde nicht angezündet. Der Falschspieler war darauf vorbereitet. Er zauberte noch einmal – eine Kerze und Streichhölzer. Die Kerze wurde auf einen Mauervorsprung geklebt. Sie gab ein mattes, flackerndes Licht.

Der Pole, das Poulet und Steiner rückten heran.»Spielen ohne Geld, nicht wahr?«sagte das Poulet.

»Selbstverständlich.«Der Falschspieler lächelte.

»Spielst du nicht mit?«fragte Steiner Kern.

»Ich ka

»Mußt du lernen, Baby. Was willst du sonst abends machen?«

»Morgen. Heute nicht.«

Steiner drehte sich um. Das schwache Licht grub tiefe Furchen in sein Gesicht.»Ist was los mit dir?«





Kern schüttelte den Kopf.»Nein. Nur etwas müde. Lege mich auf die Pritsche da.«

Der Falschspieler mischte bereits die Karten. Er hatte eine knatternde, elegante Manier, sie ineinanderschießen zu lassen.

»Wer gibt?«fragte das Poulet.

Der Vollbürger reichte die Karten herum. Der Pole zog eine Neun, das Poulet eine Dame, Steiner und der Falschspieler jeder ein As.

Der Falschspieler sah kurz auf.»Stechen.«

Er zog. Wieder ein As. Er lächelte und gab das Paket an Steiner. Der warf nachlässig die unterste Karte des Spiels auf – das Kreuz-As.

»So ein Zufall!«Das Poulet lachte.

Der Falschspieler lachte nicht.»Woher ke

»Nein, Amateur. Da freut einen die Anerke

»Es ist nicht das!«Der Falschspieler sah ihn an.»Der Trick stammt nämlich von mir.«

»Ach so!«Steiner zerdrückte seine Zigarette.»Ich habe ihn in Budapest gelernt. Im Gefängnis vor meiner Ausweisung. Von einem gewissen Katscher.«

»Katscher! Jetzt verstehe ich!«Der Taschendieb atmete auf.»Daher also! Katscher ist ein Schüler von mir. Sie haben das gut gelernt.«

»Ja«, sagte Steiner,»man lernt allerhand, we

Der Falschspieler übergab ihm das Spiel Karten und blickte prüfend in die Kerzenflamme.»Das Licht ist schlecht – aber wir spielen natürlich nur zum Vergnügen, meine Herren, nicht wahr? Ehrlich…«

Kern legte sich auf die Pritsche und schloß die Augen. Er war voll von einer nebelhaften, grauen Traurigkeit. Seit dem Verhör morgens hatte er ununterbrochen an seine Eltern denken müssen; – seit langer Zeit zum erstenmal wieder. Er sah seinen Vater vor sich, als er von der Polizei zurückkam. Ein Konkurrent hatte ihn wegen staatsgefährlicher Reden bei der Gestapo denunziert, um sein kleines Laboratorium für medizinische Seifen, Parfüme und Toilettewasser zu ruinieren und es da

Kern drehte sich um. Dabei stieß er jemand an. Er öffnete die Augen. Auf der Pritsche neben ihm lag wie ein schwarzes Bündel in der Dunkelheit der letzte Bewohner der Zelle, ein Ma

»Entschuldigung«, sagte Kern.»Ich habe Sie nicht gesehen…«

Der Ma

»Verdammt!«schrie plötzlich in der Ecke der Kartenspieler das Poulet auf.»Ich Ochse! Ich unerhörter Ochse!«

»Wieso?«fragte Steiner ruhig.»Die Herzdame war genau richtig!«

»Das meine ich ja nicht! Aber dieser Russe hätte mir doch mein Poulet schicken kö

Er sah sich um, als ob die Welt untergegangen wäre.

Kern merkte auf einmal, daß er lachte. Er wollte nicht lachen. Aber er ko