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Kern unterschrieb seine zweite Ausweisung aus Österreich. Sie war lebenslänglich. Er fühlte diesmal nichts mehr dabei. Er dachte nur daran, daß er wahrscheinlich am nächsten Vormittag wieder im Prater sein würde.

»Haben Sie in Wien noch irgendwelche Sachen mitzunehmen?«fragte der Beamte.

»Nein, nichts.«

»Sie wissen, daß Sie mindestens drei Monate Gefängnis riskieren, we

»Ja.«

Der Beamte sah Kern eine Weile an. Da

»Danke!«sagte Kern überrascht. Es war das erstemal, daß er auf der Polizei etwas geschenkt bekam.»Danke vielmals! Ich ka

»Schon gut, schon gut! Schauen Sie jetzt, daß Sie hinauskommen! Ihr Begleitma

Kern steckte das Geld ein. Er ko

Sie fuhren denselben Weg hinaus wie das erstemal mit Steiner. Kern hatte das Gefühl, daß es seitdem zehn Jahre her waren.

Von der Station aus mußten sie noch ein Stück gehen. Nach einiger Zeit kamen sie an einer Heurigenkneipe vorbei. Ein paar Tische und Stühle standen draußen im Vorgarten. Kern eri

»Was?«

»Gumpoldskirchner. Der ist am besten dieses Jahr.«

»Kö

Sie setzten sich in den Vorgarten und tranken den herben, klaren Gumpoldskirchner. Es war sehr still und friedlich rundumher. Der Himmel war klar und hoch und apfelgrün. Ein Flugzeug summte wie ein Falke in der Richtung nach Deutschland. Der Wirt brachte ein Windlicht und stellte es auf den Tisch. Es war Kerns erster Abend im Freien. Er hatte seit zwei Monaten keinen offenen Himmel und kein offenes Land mehr gesehen. Es schien ihm, als ob er zum erstenmal wieder atmete. Er saß still und genoß das bißchen Frieden, das er jetzt noch hatte. In ein, zwei Stunden würden die Sorge und die Hetze wieder losgehen.

»Es ist doch wirklich zum Speiben!«knurrte der Beamte plötzlich.

Kern sah auf.»Das finde ich auch!«

»Ich meine das anders.«

»Ka

»Ich meine mit euch Emigranten«, erklärte der Beamte mürrisch.»Ihr bringt einem ja direkt die Berufsehre ins Wanken! Nichts als Emigranten hat man mehr zu eskortieren! Jeden Tag dasselbe! Immer von Wien zur Grenze. Was ist das schon für ein Leben! Nie mehr ein ehrlicher, schöner Handschellentransport!«

»Vielleicht werden Sie uns in ein, zwei Jahren auch in Handschellen zur Grenze bringen«, erwiderte Kern trocken.

»Das ist doch kein Ersatz!«Der Beamte sah ihn ziemlich verächtlich an.»Ihr seid doch nichts, im polizeilichen Si

»Gut.«

Sie tranken einträchtig das zweite Viertel. Da





Das Zollhaus war hell erleuchtet. Die alten Beamten waren noch da. Der Begleitma

»Ich weiß«, erwiderte Kern.

»So, Sie wissen das schon?«

»Natürlich. Die Grenzen sind ja unsere Heimat.«

BEIM MORGENGRAUEN WAR Kern wieder im Prater. Er wagte nicht, zum Wohnwagen Steiners zu gehen, um ihn zu wecken, weil er nicht wußte, was inzwischen passiert war. Er wanderte umher. Die Bäume standen bunt im Nebel. Es war Herbst geworden, während er im Gefängnis war. Vor dem grau verhängten Karussell blieb er eine Zeitlang stehen. Da

Er erwachte, als er jemand lachen hörte. Es war hell, und die Zeltplanen waren zurückgeschoben. Rasch fuhr er hoch. Steiner stand im blauen Overall vor ihm.

Kern sprang mit einem Satz aus der Gondel. Er war plötzlich zu Hause.»Steiner!«rief er strahlend.»Gottlob, ich bin wieder da!«

»Das sehe ich. Der verlorene Sohn, heimgekehrt aus den Verliesen der Polizei! Komm, laß dich anschauen! Ein bißchen blaß und mager geworden vom Gefängnisfraß! Warum bist du de

»Ich wußte nicht, ob du noch da warst.«

»Vorläufig noch. Aber nun wollen wir erst mal frühstücken. Danach sieht die Welt anders aus. Lilo!«rief Steiner zum Wagen hinüber.»Unser Kleiner ist wieder da! Er braucht ein kräftiges Frühstück!«Er wandte sich wieder Kern zu.»Gewachsen und etwas mä

»Ja. Daß man hart werden muß, we

»Allerhand!«Steiner schmunzelte.»Allerhand, Kindchen!«

»Wo ist Ruth?«fragte Kern.

»In Zürich. Sie ist ausgewiesen worden. Sonst ist ihr nichts passiert. Lilo hat Briefe für dich. Sie ist unser Postamt. Hat ja als einzige richtige Papiere. Ruth hat an sie für dich geschrieben.«

»In Zürich…«, sagte Kern.

»Ja, Baby. Ist das schlimm?«

Kern sah ihn an.»Nein.«

»Sie wohnt da bei Beka

»Ja…«

Lilo kam. Sie begrüßte Kern, als sei er auf einem Spaziergang gewesen. Für sie waren zwei Monate nichts, was zu erörtern war. Sie lebte seit fast zwanzig Jahren außerhalb Rußlands und hatte Menschen von China und Sibirien wiederkommen sehen, die zehn, fünfzehn Jahre verschollen gewesen waren. Mit ruhigen Bewegungen stellte sie ein Tablett mit Tassen und einer Ka

»Gib ihm seine Briefe, Lilo«, sagte Steiner.»Er frühstückt doch nicht eher.«

Lilo zeigte auf das Tablett. Die Briefe lehnten dort an einer Tasse. Kern riß sie auf. Er bega

Er blickte auf. Lilo war zum Wagen gegangen. Steiner rauchte eine Zigarette.»Alles in Ordnung, Baby?«fragte er.

»Ja. Sie schreibt, ich solle nicht kommen. Ich solle nicht noch einmal ihretwegen etwas riskieren.«

Steiner lachte.»Was sie alles so schreiben, was?«Er goß ihm eine Tasse Kaffee ein.»Komm, trink das erst einmal und iß.«

Er lehnte sich an den Wagen und sah Kern zu, wie er aß und trank. Die So