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Hinter ihnen am Verandatisch waren die letzten komplizierten Erklärungen verebbt wie die Wellen eines pazifischen Sturms. Es hatte den ganzen Nachmittag und einen Gutteil des Abends gedauert. Aber inzwischen war selbst Jeff Lindsey nicht mehr der Überzeugung, das kleine Haus unter der Bougainvillea wäre eine verborgene deutsche Funkstation, die deutsche U-Boote über die Bewegungen amerikanischer Patrouillenschiffe informierte. Mama hatte ihnen allen ein Abendessen aus Maisfladen und Hühnerfleisch vorgesetzt, de

»José«, sagte Josés Vater.

José drehte sich um. Sein Vater hielt ihm eine Zigarette entgegen.

»Du wolltest immer ein Ma

Marit sah den belustigten Ausdruck in den Augen der anderen. Jetzt, dachte sie, würde José ihnen zeigen, dass er sich durchaus mit Zigaretten auska

»Danke«, sagte er. »Aber eigentlich habe ich die Dinger nie gemocht. Sie schmecken scheußlich. Ich glaube, ich brauche sie nicht, um ein Ma

Die Amerikaner lachten. José zuckte nur die Schultern … die gesunde Schulter. Da

»Ich frage mich, was mit meinem Urgroßvater geschehen ist«, sagte José. »Wir werden es nie herausfinden, nehme ich an. Aber ich glaube … ich glaube, er ist hiergeblieben. Hier, auf der Insel, bei den Schmetterlingen. Er hat die Schatzkarte entziffert und die Süßwasserquelle gefunden und er war glücklich hier. Glücklicher als zu Hause, wo die Abuelita zu viele dunkle Geschichten erzählte von Geistern und Unaussprechlichen.«

»Ja«, sagte Marit. »Ja, er war bestimmt glücklich hier.«

José sah zum Abendhimmel hinauf.

»Sie haben gesagt, sie nehmen mich mit«, sagte José. »Ich werde fliegen. Nur ein kurzes Stück, aber ich werde fliegen.«

»Geh bloß nicht verloren da oben«, sagte Marit.

Eine Weile standen sie schweigend vor dem Mais.

»Weißt du, was ich glaube?«, flüsterte Marit. »Ich glaube, ich werde jetzt nicht mehr von Deutschland träumen.«

»Julia auch nicht mehr«, sagte José. »Sie muss dich ja nicht mehr suchen. Du bist angekommen.«

»Ja«, sagte Marit. Sie streichelte Carmen, die auf ihrer Schulter saß. Etwas raschelte zu ihren Füßen. Uwe. Er sah zu ihnen auf, schlug einmal mit dem zackenbewehrten Schweif und verschwand da

»Mach’s gut!«, wisperte Marit. »Und danke. Grüß Oskar, we

Etwas kam aus dem Maisfeld gewatschelt, und selbst im Dämmerlicht sah Marit noch, dass es blaue Füße hatte.

»Loco«, sagte sie, »gehst du auch?«

Der Blaufußtölpel neigte den Kopf, breitete die Flügel aus und reckte den Hals schließlich nach hinten. Er trippelte ein paarmal nach links, ein paarmal nach rechts, beendete seinen Tanz mit einer Art Pirouette und flog auf. Marit sah ihm nach, wie er über die Bäume strich. Diesmal nicht, um jemanden zu holen. Diesmal verließ er sie.

»Da fliegt noch etwas«, sagte José. »Ist das ein Flamingo?«

Marit nickte. »Sieht so aus. Ich dachte immer, er wartet, bis er ein paar andere Flamingos findet. Aber jetzt fliegt er doch allein los. Warum ist er die ganze Zeit über bei uns geblieben? Warum macht er sich gerade jetzt auf den Weg?«





José lachte. »Vermutlich war die Suppe aus.«

Er ging ein Stück an dem seltsam geformten Maisfeld entlang. »Von jetzt an kö

Marit nickte. »Ich hätte nie gedacht, dass sie uns bleiben lassen. Aber es sieht ganz danach aus. Lindsey hat versprochen, sich für uns einzusetzen.«

Sie waren vor einem Streifen dunkler, frischer Erde stehen geblieben. Eine Handvoll violetter und weißer Bougainvillea-blüten lag darauf. Marit seufzte. Alles hätte so schön sein kö

In seiner Tasche hatte ein alter Teddybär mit roter Schleife gewartet. Julia hatte den Bären gerettet, ehe sie Thomas in sein Grab gelegt hatten.

Marit hatte ihn so gehasst. Dafür, dass er ein Nazi war. Dafür, dass er ein deutscher Spion war. Dafür, dass er sie gezwungen hatte, Deutschland zu verlassen und neu anzufangen. Und vor allem dafür, dass er lebte und ihr eigener Vater tot war. Und nun war alles anders.

Waterweg war nie ein Nazi gewesen. Er hatte nur so getan. Unter dem Deckmantel seiner Uniform hatte er Menschen geholfen zu fliehen. Er war ein Nachtfalter gewesen, genau wie die Menschen, die Mama und Papa und Julia geholfen hatten, und de

Die Deutschen hatten geglaubt, Thomas Waterweg wäre ein deutscher Spion gewesen. Casaflora hatte es geglaubt. Das war der Plan gewesen. Aber dass es am Ende auch Jeff Lindsey geglaubt hatte, hatte nicht zum Plan gehört. Thomas war nie ein deutscher Spion gewesen. Seine Mission hatte darin bestanden, herauszufinden, ob es einen deutschen Spion auf Baltra gab. Sie hatten es lange vermutet. Und es hatte einen gegeben. Casa-flora.

Und nun waren sie beide tot. Casaflora besaß kein Grab. Mama hatte darauf bestanden, ein Holzkreuz für ihn zusammenzunageln und neben das von Thomas Waterweg in die Erde zu stecken.

Marit spürte, dass etwas an ihrem Ärmel hinabkletterte, danach an ihrem Hosenbein … »Carmen«, sagte sie. »Natürlich. Du musst gehen. Wie ihr alle. Ich werde dich vermissen.«

Carmen blickte sich nicht um. Sie verschwand zwischen den Maispflanzen, als wäre sie nie eine zahme Ratte gewesen.

Marit seufzte ein zweites Mal und wandte sich wieder dem frischen Grab zu.

»Es tut mir leid«, flüsterte sie. »Es tut mir leid, dass ich dich so gehasst habe, Tom. Es war nicht fair. Aber warum hast du mir nie die Wahrheit gesagt? Warum hat nie irgendwer irgendwem die Wahrheit gesagt? José hätte dir sagen kö

José holte Luft. Sie erwartete, dass er sagen würde: »Aber da

Er sagte: »Sieh nur. Auf dem Dach. Der Albatros.«

Marit drehte sich um. Tatsächlich – irgendwie hatte Kurt es geschafft, über die Veranda und die Ranken der Bougainvillea aufs Dach zu klettern. Jetzt stand er auf dem schmalen First und seine weißen Federn leuchteten im letzten Licht des Tages. Er sah zu ihnen hinunter, und es schien Marit, als nickte er. Da