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Friedrich Dürrenmatt

Der Richter und sein Henker

Alphons Clenin, der Polizist von Twa

Clenin wußte nicht recht, was er tun sollte. Als Dorfpolizist war ihm ein so blutiger Fall noch nie vorgekommen. Er lief am Straßenrande hin und her. Als die aufgehende So

Der Polizist ging wieder zum andern Straßenrand, der gegen Twa

Der Motor lief nicht mehr, doch brachte Clenin den Wagen ohne Mühe die steile Straße nach Twa

Wie er jedoch den See entlang gegen Biel fuhr, verdichtete sich der Nebel wieder, und von der So

Während man die Untersuchung der Hauptsache nach von Biel aus einleitete, wurde in Bern der traurige Fund Kommissär Bärlach übergeben, der auch Vorgesetzter des Toten gewesen war.

Bärlach hatte lange im Auslande gelebt und sich in Konstantinopel und da

Das erste, was Bärlach im Fall Schmied tat, war, daß er anordnete, die Angelegenheit die ersten Tage geheim zu behandeln – eine Anordnung, die er nur mit dem Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit durchzubringen vermochte. »Man weiß zu wenig und die Zeitungen sind sowieso das Überflüssigste, was in den letzten zweitausend Jahren erfunden worden ist«, meinte er.

Bärlach schien sich von diesem geheimen Vorgehen offenbar viel zu versprechen, im Gegensatz zu seinem »Chef«, Dr. Lucius Lutz, der auch auf der Universität über Kriminalistik las. Dieser Beamte, in dessen stadtbernisches Geschlecht ein Basler Erbonkel wohltuend eingegriffen hatte, war eben von einem Besuch der New Yorker und Chicagoer Polizei nach Bern zurückgekehrt und erschüttert »über den vorweltlichen Stand der Verbrecherabwehr der schweizerischen Bundeshauptstadt«, wie er zu Polizeidirektor Freiberger anläßlich einer gemeinsamen Heimfahrt im Tram offen sagte.

Noch am gleichen Morgen ging Bärlach – nachdem er noch einmal mit Biel telephoniert hatte – zu der Familie Schönler an der Bantigerstraße, wo Schmied gewohnt hatte. Bärlach schritt zu Fuß die Altstadt hinunter und über die Nydeggbrücke, wie er es immer gewohnt war, de

Die Haspeltreppen stieg er etwas mühsam hinauf, de

Es war Frau Schönler selbst, die öffnete, eine kleine, dicke, nicht unvornehme Dame, die Bärlach sofort einließ, da sie ihn ka

»Schmied mußte diese Nacht dienstlich verreisen«, sagte Bärlach, »ganz plötzlich mußte er gehen, und er hat mich gebeten, ihm etwas nachzuschicken. Ich bitte Sie, mich in sein Zimmer zu führen, Frau Schönler.«

Die Dame nickte, und sie gingen durch den Korridor an einem großen Bilde in schwerem Goldrahmen vorbei. Bärlach schaute hin, es war die Toteninsel.

»Wo ist Herr Schmied de

»Im Ausland«, sagte Bärlach und schaute nach der Decke hinauf.

Das Zimmer lag zu ebener Erde, und durch die Gartentüre sah man in einen kleinen Park, in welchem alte, braune Ta

»Herr Schmied ist sicher in den Tropen, nicht wahr, Herr Bärlach«, fragte ihn Frau Schönler neugierig. Bärlach war etwas erschrocken: »Nein, er ist nicht in den Tropen, er ist mehr in der Höhe.«

Frau Schönler machte runde Augen und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Mein Gott, im Himalaya?«

»So ungefähr«, sagte Bärlach, »Sie haben es beinahe erraten.« Er öffnete eine Mappe, die auf dem Schreibtisch lag, und die er sogleich unter den Arm klemmte.

»Sie haben gefunden, was Sie Herrn Schmied nachschicken müssen?«

»Das habe ich.«

Er schaute sich noch einmal um, vermied es aber, ein zweites Mal nach der Krawatte zu blicken.

»Er ist der beste Untermieter, den wir je gehabt haben, und nie gab's Geschichten mit Damen oder so«, versicherte Frau Schönler.