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Der Klassenraum war für zwanzig Schüler groß. Die Wände waren mit Graffiti beschmiert, aber darauf achtete hier niemand. An der Decke leuchteten billige »So

Lediglich am Nachbartisch saß Herbert vor seinem Computer, ein dicker und sommersprossiger Junge, ein oder zwei Jahre älter als ich.

Herbert gehörte zu den Hirnamputierten und war bestrebt, so gut wie nur möglich zu lernen. Aber durch diesen Eifer wurde es für ihn nur noch schlechter — er hätte mit den einfachsten Aufgaben begi

Mein Bildschirm war mittlerweile mit Tetrisbausteinen zugepflastert und ich schaute wieder zu Herbert. Er baute jetzt ein neues Reaktormodell zusammen, gab Spa

»Soll ich dir helfen?«, ko

Herbert nickte. Die Hirnamputierten bemühten sich in der Regel, einander zu helfen, und akzeptierten ihrerseits Hilfe.

»Du musst anders begi

»Hier. Fangen wir mit der Atombombe an?«

»Na los!«, stimmte Herbert zu.

»Das war vor langer Zeit, im Mittelalter«, bega

Auf dem Bildschirm bega

»Im Lande namens Vereinigte Staaten wohnte der Junge Albert oder einfach — Alka. Er war ein sehr intelligentes Kind und lernte gern, besonders interessierte er sich für Kernphysik.

Eines Tages kam ein schnelles Flugzeug in die Stadt, in der Alka lebte. Ein tapferer Pilot stieg aus und rief: ›Ein Unglück ist geschehen, wir wurden überrascht. Feinde kamen zu uns von den salzigen Meeren, aus kalten Ländern. Kugeln pfeifen, Granaten explodieren. Wir kämpfen Tag und Nacht gegen die Feinde. Wir sind viele, aber sie sind mehr. Bürger, jetzt ist keine Zeit zum Ruhen!‹

Daraufhin küsste der Vater Alka, setzte sich ins Flugzeug und zog in den Krieg.

Jeden Abend kletterte Alka aufs Dach und schaute: Kommt vielleicht das Flugzeug des Vaters zurück? Nein, nichts war zu sehen… So verging ein Tag, so verstrich ein Jahr. Und wiederum erschien am Horizont ein schnelles Flugzeug, die Tragflächen von Kugeln durchschlagen und die Verglasung des Cockpits gesprungen. Aus dem Flugzeug stieg ein Pilot, abgemagert und müde, mit verbundener Stirn, Händen voller Maschinenöl und rief: ›He, erhebt euch! Zuerst traf uns ein kleines Unglück, jetzt ist es ein großes! Der Feinde gibt es viele, wir aber sind wenige. Kugeln pfeifen, Granaten explodieren. Kommt zu Hilfe!‹ Da umarmte der ältere Bruder Alka zum Abschied, setzte sich ins Flugzeug und flog in den Krieg.



Jeden Abend kletterte Alka aufs Dach und hielt Ausschau: Kommen vielleicht Vater und Bruder zurück? Nein, nichts war zu sehen… Tagsüber lernte Alka besser als vorher und dachte stets: Mit welcher Waffe kö

Da kam bei So

Ein alter Opa näherte sich dem Piloten. Er wollte ins Flugzeug steigen, aber seine Beine gaben nach. Er versuchte sich hinter den Steuerknüppel zu setzen, aber seine Hände ko

Nun trat Alka nach vorn und sagte:

›Nein, der Feind ka

Da

Daraufhin wurde fieberhaft gearbeitet und die Menschen stellten die zwei ersten Atombomben her. Der Pilot lud sie vorsichtig in sein Flugzeug und flog in den Krieg. Als er die zwei größten feindlichen Stützpunkte erblickte — Hiroshima und Nagasaki -, flog er weit nach oben und warf die Bomben auf sie.

Die Erde fing an zu bre

Endlich kamen Alkas Vater und Bruder aus der Gefangenschaft zurück. Und sie lebten besser als zuvor!«

»Das war interessant«, meinte Herbert. »Aber mir wurde es anders gezeigt…«

»Glaubst du, dass es nicht stimmt?«, fragte ich.

»Nein, da wurde auch gesagt, dass Albert die Bombe entwickelt hat. Aber auf eine sehr langweilige Art.«

»Es ist überflüssig, sich etwas Langweiliges anzusehen«, erwiderte ich. Ehrlich gesagt war es mir sehr angenehm, dass ich einem Jungen, der älter war als ich, so gut helfen ko

»Komm, wir sehen uns an, wie die erste Bombe gemacht wurde…«

Ich half Herbert fast eine Stunde, sich in die Grundlagen der Kernphysik einzuarbeiten. Es tat mir überhaupt nicht leid um die aufgewendete Zeit. Herbert ist ja nicht schuld an seinen Problemen.

Die Atombombe war natürlich eine fürchterliche Waffe. AberdasmächtigsteKriegsgeheimnishatteder Wissenschaftler Albert nicht entdeckt. Noch viel schlimmer war jene Waffe, welche die Feinde nicht tötet, sondern sie einer Gehirnwäsche unterzieht und in Verbündete verwandelt. Welche sie dazu bringt, zu vergessen, was passiert und wie es auf der Welt wirklich zugeht, sie dazu zwingt, eine beliebige Lüge zu glauben. Auf eine derartige Waffe war früher niemand gekommen.

»Kommst du jetzt allein klar?«, wollte ich von Herbert wissen.

»Ja. Danke!«

Ich kehrte auf meinen Platz zurück. Sollte er ruhig lernen. Jetzt bekam er einfachere Erklärungen, mit denen er zurechtkommen würde. Ich startete ein neues Tetrisspiel und nahm mir vor, dieses Mal meinen persönlichen Rekord zu brechen. Es kam nicht dazu — die Tür öffnete sich und Natascha schaute in den Klassenraum.