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Lion zwinkerte mir zu und flüsterte: »Wie gut das ist, we
Das stimmte. Auf dem Avalon hätte sich ein Erwachsener bestimmt nicht bei einem Jungen entschuldigt, selbst we
»Schon gut!«, meinte ich. »Ich trage es Ihnen nicht nach!« Bis zum Abend spazierten wir durch Agrabad. Wir gingen auf den Platz, auf dem Tien später hingerichtet werden sollte. In dessen Zentrum erhob sich ein Holzgerüst, umhüllt mit rotem Stoff. Bisher zeigten sich nur wenige Menschen auf dem Platz, und wir versuchten, uns dem Gerüst zu nähern. Vielleicht ko
Das bedeutete für uns, dass wir uns entfernen mussten.
Wir trieben uns noch eine Weile in der Nähe herum und rätselten, auf welche Art und Weise Tien hingerichtet werden sollte. Lion ging davon aus, dass er erschossen werden würde, da auf dem Gerüst weder ein Galgen, noch Handwerker, die ihn aufrichteten, zu sehen waren. Ich war der Meinung, dass er geköpft würde. Das alles brachte uns jedoch überhaupt nicht weiter, da beim Anblick des Platzes klar wurde, dass sich hier ungefähr fünfzigtausend Menschen versammeln würden. Auch ein Schlangenschwert würde uns nicht helfen kö
»Wir sehen lieber nicht zu«, schlug Lion vor. Er war irgendwie enttäuscht und wurde nervös. »Ich möchte so etwas nicht erleben!«
Ich dachte nach. In meiner Brust breiteten sich Kälte und Widerwillen aus. Ich hatte überhaupt kein Interesse daran, die Hinrichtung mitzuerleben. Die Eri
»Es wäre feige, we
»Glaubst du, dass er uns sehen wird?«, fragte Lion und sah sich zweifelnd auf dem Platz um.
»Er wird es fühlen. Er ist ja ein Phag.«
Lion nickte und biss die Zähne zusammen.
»Wir müssen hingehen«, wiederholte ich.
Bis zur Hinrichtung verblieben noch vier Stunden. Wir schlenderten noch einmal durchs Zentrum. Hier war es sehr schön. Die Häuser unterschieden sich voneinander und ähnelten sich nicht so wie in den Wohngebieten. An kleinen Ständen wurde mit allen möglichen Dingen gehandelt, Cafés hatten geöffnet, obwohl in ihnen wenig Gäste saßen. Wir wollten weder essen noch trinken, noch ko
»Und we
Das alles war si
»Ist das schlimm, we
»Du hast das doch schon in deinen Träumen gesehen«, ko
»Das war im Traum«, erwiderte Lion trübselig. »Und in echt? Dieser Spion, den Stasj getötet hat?«
»Es war fürchterlich«, gab ich zu. »We
»Was glaubst du, ist das eine Lüge mit der Beulenpest?«
»Eine Lüge!«, sagte ich mit Bestimmtheit.
Obwohl ich tief in meinem I
Nach einer Stunde waren wir völlig ausgelaugt und begaben uns auf den Platz. Die Menschen kamen zuhauf. Bis sechs Uhr abends war fast niemand da, danach schien es, als ob sich Schleusentore geöffnet hätten und die Leute von überall herströmten. Offensichtlich ging der Arbeitstag zu Ende.
Zuerst kamen Mä
Gegen sieben Uhr schien der Platz schon voller Menschen, trotzdem trafen immer neue ein und die Massen bega
»Es ist si
»Wie willst du hier auf Toilette?«, erregte ich mich. »Reiß dich zusammen!«
Viertel vor acht erschien über dem Platz ein riesiger Flyer mit dem Zeichen der Regierung von Neu-Kuweit. Er senkte sich langsam über das Gerüst, ohne vollständig auf der Tribüne aufzusetzen. Sonst hätte er die Balken durch sein Gewicht zum Einsturz gebracht. Die Türen am Bug öffneten sich und ein Dutzend Polizisten, Zivilisten und Tien stiegen aus.
Die Menschenmenge hielt die Luft an.
Tien wurde in die Mitte des Gerüsts gestellt, wo sich eine kleine Erhebung in Form eines Podests befand. Er trug eine triste, graue Robe. An seinen Händen und Füßen sah man die Ringe der magnetischen Fesseln. Der Phag wirkte sehr ruhig und schaute nicht in die Menschenmenge, sondern über die Köpfe hinweg.
Die Polizisten formierten sich seitlich in einer Reihe, jeder hielt in seiner Hand einen Strahlenblaster.
»Sie werden ihn erschießen«, flüsterte mir Lion ins Ohr. »Das ist gut. Das tut nicht so weh.«
Gleichzeitig erhob sich der Flyer in den Himmel und verharrte unbeweglich etwa hundert Meter über dem Gerüst. Ein dü
Die Masse staunte.
Tien schaute verächtlich auf den Zivilisten, der das Seil auffing und ihm die Schlinge um den Hals legte. Und wieder schaute er über die Köpfe der Leute hinweg.
»Das ist entwürdigend«, flüsterte Lion. »Es ist ein unehrenhafter Tod, we
Während er das äußerte, trat einer der Zivilisten an den Rand des Gerüsts und bega
Dieser Zivilist war der Staatsanwalt von Agrabad.
Er verlas das Urteil des Tribunals, wonach Sjan Tien, Bürger von Avalon, sich auf dem zur Föderation des Inej gehörenden Planeten Neu-Kuweit eingeschlichen hätte mit Dokumenten, die ihn als Bodyguard des persönlichen Vertreters des Imperators, der in einer diplomatischen Mission auf Neu- Kuweit weilte, auswiesen.
Aber leider erwiderte der Bürger Sjan Tien, der mit aller der Föderation eigenen Gastfreundschaft aufgenommen worden war, die ihm erwiesene Güte mit Gräueltaten. Heimlich verließ er das ihm zugewiesene Hotelzimmer, verschaffte sich Zutritt zum Territorium der hauptstädtischen Wasserwerke und wurde dort von der Wache beim Versuch, Gift in die Filteranlagen einzubringen, verhaftet. Die daraufhin veranlasste Analyse ergab, dass sich in dem von ihm mitgeführten Reagenzglas Erreger der Beulenpest, einer schrecklichen Seuche, die Millionen Bürger von Neu-Kuweit vernichten würde, befanden. Außerdem stellte sich während der Ermittlungen heraus, dass Sjan Tien ein so gena