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Die Schakale in ihrer Abwartehaltung wandten wie auf Kommando ihre Schnauzen den Leuten zu, die auf die Lichtung gestürzt kamen. Oleg hatte den Eindruck, daß die roten punktförmigen Augen der Tiere ihn vorwurfsvoll anschauten: Ist das vielleicht fair, im Trupp anzugreifen?

Der Schakal, der sich die ganze Zeit bemüht hatte, das Messer mit den Zähnen zu packen, fiel wie niedergemäht auf die Seite; aus seinem langen Hals ragte ein Pfeil.

Thomas hatte bereits geschossen, während Oleg noch die Szene auf der Lichtung betrachtete. Er hatte jene Sekunde genutzt, die Oleg brauchte, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Dick aber, als hätte er bloß darauf gewartet, drehte sich jäh zu den anderen Schakalen um und stürzte mit dem Speer auf sie los. Schon waren auch Sergejew und Tante Luisa mit Axt und Holzscheit bei ihm.

Noch ehe die Tiere begriffen, daß sie flüchten mußten, lagen zwei von ihnen tot am Boden. Die anderen liefen geduckt, die schuppigen flachen Schwanzspitzen gegen das kahle Genick gepreßt, ins Dickicht. Niemand folgte ihnen.

Oleg ging auf Marjana zu: „Alles in Ordnung?“

Das Mädchen weinte. Preßte den Sack mit den zappelnden Pilzen an die Brust und weinte bitterlich. „Nun sprich endlich!“

„Die Kollerdistel hat mich zerstochen“, schluchzte Marjana, „ich werd ganz pocke

„Schade, daß ihr so schnell gekommen seid“, sagte Dick und wischte sich das Blut von der Wange, „gerade fing ich an, Geschmack an der Sache zu finden.“

„Red keinen Unsi

„Der dritte oder vierte hätte dir den Garaus gemacht“, sagte Sergejew.

Auf dem Weg zur Siedlung bekam Dick Schüttelfrost, Schakalzähne hatten noch keinem gut getan. Alle begaben sich sofort zum Haus von Waitkus. Waitkus selbst lag krank im Bett, seine Frau Egli aber holte aus der Apotheke — einem Schrank in der Ecke — Verbandzeug und einen Aufguß gegen Schakalgift. Da

Egli stellte eine Schüssel mit Zucker auf den Tisch, der aus den Wurzeln des im Sumpf wachsenden Riedgrases gewo

„Es steht doch nicht schlimm um Dick?“ erkundigte sich Thomas bei Egli, obwohl er schon dreimal gefragt hatte.

„Der ist wie eine Katze, bei ihm verheilt’s sofort.“

Sergejew wechselte unvermittelt das Thema: „Du zögerst noch?“

„Nein, ich zögre nicht“, erwiderte Thomas, „wir haben ja gar keinen anderen Ausweg. Oder willst du weitere drei Jahre warten? Das überstehn wir nicht, wir verhungern.“

„Wir würden’s schon überstehen“, ließ sich Waitkus vom Bett aus vernehmen. Kopf— und Barthaare verdeckten fast vollständig sein Gesicht. Nur die rote Nase und die hellen Augen waren zu sehen. Man hätte nicht sagen kö

„Das kommt aufs selbe raus“, sagte Thomas. „We

Waitkus lachte. Es klang, als hustete er.

Oleg hörte solche Gespräche nicht zum ersten Mal. Sie jetzt zu führen, war reine Zeitverschwendung. Er wollte in den Schuppen gehen, in dem der Alte mit den Schülern die toten Schakale häutete, wollte mit ihm reden. Einfach reden. Doch da

„Trink, Marjaschka“, sagte Egli, „du bist gewiß müde.“



„Danke“, sagte Marjana, „ich geh nur die Pilze einweichen, sonst schlafen sie ein.“

Oleg musterte Marjana, als sähe er sie zum ersten Mal, er vergaß sogar den Löffel an den Mund zuführen. Die Lippen des Mädchens waren wie gemalt, klar konturiert, an den Rändern eine Spur dunkler. Erstaunliche Lippen, niemand im ganzen Dorf hatte solche. Obwohl eine leichte Ähnlichkeit mit Sergejew nicht zu verke

Wahrscheinlich sah sie auch ihrer Mutter ähnlich, doch an die eri

Nur daß er keine Erbsen dazu nahm, sondern hiesige Linsen. Es gab da, von einigen Abweichungen abgesehen, ziemliche Übereinstimmung. Natürlich mit anderer Zusammensetzung der Chromosomen.

Marjana hatte ein dreieckiges Gesicht, Stirn und Wangenknochen waren breit, das Ki

„Stell dir bloß mal vor, der Marsch endet tragisch“, sagte Sergejew.

„Da ich daran teilnehme, möchte ich mir das nicht vorstellen“, erwiderte Thomas.

Waitkus lachte erneut, irgendwo in der Mitte seines Bartes blubberte es.

„Die Jungs — Dick und Oleg — sind die Hoffnung unseres Dorfes, unsere Zukunft“, gab Sergejew erneut zu bedenken. „Und du bist einer der vier letzten Mä

„Mich kö

„Mich ka

„Natürlich hab ich Angst um meine Tochter, doch jetzt geht’s um grundsätzlichere Dinge.“ „Ich geh die Pilze einweichen“, Marjana erhob sich leichtfüßig.

„Nur Haut und Knochen“, sagte Tante Luisa, die ihr nachschaute.

Als Marjana an ihrem Vater vorüberging, berührte sie mit den Fingerspitzen sacht seine Schulter. Er hob seine Hand mit den drei Fingern, um sie auf Marjanas Hand zu legen, doch sie zog sie schnell weg und ging zur Tür. Sie öffnete die Tür, so daß das gleichmäßige Rauschen des Regens in den Raum drang und schlug sie laut hinter sich zu. Oleg wollte hinter dem Mädchen herstürzen, hielt sich jedoch zurück: Es hätte merkwürdig ausgesehen.

Aus dem Nebenzimmer kam auf unsicheren Beinen der jüngere von Waitkus’ Söhnen, er war etwa anderthalb Jahre alt. Der ältere war in jenem bewußten Frühjahr geboren, der hier dagegen erst kürzlich, als der Schnee fiel, das heißt vor anderthalb Jahren. Alles in allem hatten die Waitkus’ sechs Kinder, so etwas wie ein Weltrekord.

„Zucker!“ verlangte das Kind launisch.

„Ich werd dir gleich Zucker geben!“ entrüstete sich Egli. „Wem tun de

Und wer läuft mit nackten Füßen rum, ich etwas?“ Sie hob den Jungen hoch und trug ihn hinaus.

Oleg bemerkte, daß seine Hand ganz von allein abermals nach dem Zucker in der Schüssel langte. Er wurde ärgerlich auf sich und schüttete den Löffel wieder zurück. Da