Добавить в цитаты Настройки чтения

Страница 9 из 99

Ich sehe sie den Weg vom Pavillon für Frauen herankommen. Ein gelbes Kleid schwingt wie eine Glocke aus Shantungseide um ihre Beine, und in der Hand hält sie einen flachen, breiten Strohhut.

Ich stehe auf und gehe ihr entgegen. Ihr Gesicht ist schmal, und man sieht darin eigentlich nur die Augen und den Mund. Die Augen sind grau und grün und sehr durchsichtig, und der Mund ist rot wie der einer Lungenkranken oder als hätte sie ihn stark geschminkt. Die Augen kö

Sie ist heute Isabelle, das sehe ich sofort. Sie lebt da

»Da bist du!«sagt sie strahlend.»Wo warst du all die Zeit?«

We

»Wo warst du?«fragt sie noch einmal.

Ich mache eine Bewegung in die Richtung des Tores.

»Irgendwo – da draußen -«

Sie sieht mich einen Augenblick forschend an.»Draußen? Warum? Suchst du da etwas?«

»Ich glaube schon – we

Sie lacht.»Gib es auf, Rolf. Man findet nie etwas.«

Ich zucke zusammen unter dem Namen Rolf. Leider ne

In den ersten Wochen war das alles ziemlich verwirrend für mich; aber jetzt bin ich daran gewöhnt. Damals hatte ich auch noch die landläufige Auffassung von Geisteskrankheiten und stellte mir darunter dauernde Tobsuchtsanfälle, Mordversuche und lallende Idioten vor – um so überraschender hob sich Geneviève davon ab. Ich ko

»Komm, Rolf«, sagt sie und nimmt meinen Arm.

Ich versuche noch einmal, dem verhaßten Namen zu entfliehen.»Ich bin nicht Rolf«, erkläre ich,»ich bin Rudolf.«

»Du bist nicht Rudolf.«

»Doch, ich bin Rudolf. Rudolf, das Einhorn.«

Sie hat mich einmal so gena

Ich sehe sie an. Einen Moment habe ich wieder das Gefühl, als wäre sie nicht krank und verstelle sich nur.

»Sei nicht langweilig. Warum willst du immer derselbe sein?«

»Ja, warum?«erwidere ich überrascht.»Du hast recht! Warum will man das? Was ist schon an einem so dringend aufzubewahren? Und wozu nimmt man sich so wichtig?«

Sie nickt.»Du und der Doktor! Der Wind weht zum Schluß doch über alles. Warum wollt ihr es nicht zugeben?«

»Der Doktor auch?«frage ich.

»Ja, der, der sich so ne





»Wie ka

Isabelle lacht.»Das dachte ich mir! Du weißt es auch nicht. Genau wie der Doktor!«

»Wie sieht es de

Sie bleibt stehen. Ein Windstoß treibt vorüber mit Bienen und dem Geruch von Blüten. Der gelbe Rock weht wie ein Segel.»Es ist gar nicht da«, sagt sie.

Wir gehen weiter. Eine alte Frau in Anstaltskleidern kommt in der Allee an uns vorüber. Ihr Gesicht ist rot und glänzt von Tränen. Zwei ratlose Angehörige gehen neben ihr her.»Was ist de

»Nichts. Nur we

»Was? Daß es nicht da ist?«

»Nein – aber wie es zurücksaust an seinen Platz – das Gras und alles, was hinter dir ist. Wie Dienstboten, die zum Tanz gegangen sind. Du mußt nur sehr rasch sein beim Umdrehen, da

»Wer, Isabelle?«frage ich sehr behutsam.

»Die Dinge. Alles hinter dir. Es wartet doch nur darauf, daß du dich umdrehst, damit es verschwinden ka

Ich überlege mir das einen Augenblick. Das wäre ja, als hätte man dauernd einen Abgrund hinter sich, denke ich.

»Bin ich auch nicht mehr da, we

»Du auch nicht. Nichts.«

»Ach so«, sage ich etwas bitter.»Für mich bin ich aber immerfort da. Auch we

»Du drehst dich nach der falschen Seite um.«

»Gibt es da auch Seiten?«

»Für dich schon, Rolf.«

Ich zucke aufs neue zusammen unter dem verhaßten Namen.»Und für dich? Was ist mit dir?«

Sie sieht mich an und lächelt abwesend, als ke

»So? Für mich bist du genug da.«

Ihr Ausdruck verändert sich. Sie erke

»Ist das wahr? Warum sagst du mir das nicht öfter?«

»Ich sage es dir doch immerfort.«

»Nicht genug.«Sie lehnt sich an mich. Ich fühle ihren Atem und ihre Brüste unter der dü

Statuen, denke ich. Was bleibt mir de

Die grünen Schatten der Allee öffnen sich, und vor uns liegen die Beete der Tulpen und Narzissen in der vollen So

Sie wirft den Hut in die Blüten.»Der Doktor! Was der alles will! Er will mich heiraten, aber sein Herz ist verhungert. Er ist eine Eule, die schwitzt.«

Ich glaube nicht, daß Eulen schwitzen kö