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»Das auf dem katholischen Friedhof?«

»Klar. Es ist tadellos, trocken, sandig, etwas erhöht – sie ka

»Warum? Für sich und ihren Ma

»Als Kapitalanlage«, sagt Wilke, ungeduldig über meine Stumpfsi

»Richtig. Ich hatte das einen Moment lang vergessen. Weshalb sind Sie noch hier?«

Wilke zeigt auf einen Sarg.»Für Werner, den Bankier. Gehirnblutung. Darf kosten, was es will, echtes Silber, feinstes Holz, echte Seide, Überstundentarif – wie wäre es mit etwas Hilfe? Kurt Bach ist nicht da. Sie kö

»Heute nicht. Ich bin todmüde. Gehen Sie doch kurz vor Mitternacht in die Rote Mühle und kommen Sie nach eins zurück, um weiterzuarbeiten – da

Wilke denkt nach.»Nicht schlecht«, erklärt er.»Aber brauche ich da nicht einen Smoking?«

»Nicht einmal im Traum.«

Wilke schüttelt den Kopf.»Ausgeschlossen, trotzdem! Die eine Stunde würde mich mehr kosten, als ich in der ganzen Nacht verdienen würde. Aber ich kö

Ich schreibe sie auf. Sonderbar, denke ich, das ist schon der zweite heute abend, der einen Rat von mir befolgt – nur für mich selbst weiß ich keinen.»Komisch, daß Sie soviel Angst vor Gespenstern haben«, sage ich.»Dabei sind Sie doch gemäßigter Freidenker.«

»Nur tagsüber. Nicht nachts. Wer ist nachts schon Freidenker?«

Ich mache ein Zeichen zu Kurt Bachs Bude hinunter. Wilke winkt ab.»Es ist leicht, Freidenker zu sein, we

»Schwenken Sie um. Die Kirche liebt bußfertige Sünder.«

Wilke hebt die Schultern.»Wo bliebe da mein Selbstrespekt?«

Ich lache.»Nachts haben Sie keinen, was?«

»Wer hat nachts schon welchen? Sie?«

»Nein. Aber vielleicht ein Nachtwächter. Oder ein Bäcker, der nachts Brot bäckt. Müssen Sie de

»Natürlich. Ich bin doch ein Mensch. Nur Tiere und Selbstmörder haben keinen. Es ist schon ein Elend, dieser Zwiespalt! Immerhin, ich werde heute nacht mal zur Gastwirtschaft Blume gehen. Das Bier ist da prima.«

Ich wandere zurück über den dunklen Hof. Vor dem Obelisken schimmert es bleich. Es ist Lisas Blumenstrauß. Sie hat ihn dort deponiert, bevor sie zur Roten Mühle gegangen ist. Ich stehe einen Augenblick unschlüssig; da

Um Mitternacht halte ich den Geruch nicht mehr aus. Ich sehe, daß Wilke fortgeht, um die Geisterstunde in der Kneipe zu überstehen, und nehme die Blumen und bringe sie in seine Werkstatt. Die Tür steht offen; das Licht bre





XX

»Möchtest du etwas sehen, das fast so ans Herz greift wie ein Rembrandt?«fragt Georg.»Immer los.«

Er nimmt etwas aus seinem Taschentuch und läßt es auf den Tisch fallen, daß es klingt. Es dauert eine Weile, bis ich es erke

Ich wiege das Geldstück in der Hand. Es trägt das Bildnis Wilhelms des Zweiten, der jetzt in Holland Holz sägt und sich einen Spitzbart hat wachsen lassen. Auf dem Konterfei trägt er noch den stolz auf gezwirbelten Schnurrbart, der damals hieß: Es ist erreicht. Es war tatsächlich erreicht.»Woher hast du es?«frage ich.

»Von einer Witwe, die einen ganzen Kasten voll davon geerbt hat.«

»Guter Gott! Was ist es wert?«

»Vier Milliarden Papiermark. Ein kleines Haus. Oder ein Dutzend herrlicher Frauen. Eine Woche in der Roten Mühle. Acht Monate Pension für einen Schwerkriegsverletzten -«

»Genug -«

Heinrich Kroll tritt ein, die Fahrradspangen an den gestreiften Hosen.»Dies hier muß Ihr treues Untertanenherz entzücken«, sage ich und wirble den goldenen Vogel vor ihm durch die Luft. Er fängt ihn auf und starrt ihn mit wäßrigen Augen an.»Seine Majestät«, sagt er ergriffen.»Das waren noch Zeiten! Wir hatten noch unsere Armee!«

»Es waren anscheinend für jeden verschiedene Zeiten«, erwiderte ich.

Heinrich blickt mich strafend an.»Sie werden doch wohl zugeben, daß es damals bessere Zeiten waren als heute!«

»Möglich!«

»Nicht möglich! Bestimmt! Wir hatten Ordnung, wir hatten eine stabile Währung, wir hatten keine Arbeitslosen, aber dafür eine blühende Wirtschaft, und wir waren ein geachtetes Volk. Oder wollen Sie das auch nicht zugeben?«

»Ohne weiteres.«

»Na, also! Und was haben wir heute?«

»Unordnung, fünf Millionen Arbeitslose, eine Schwindelwirtschaft, und wir sind ein besiegtes Volk«, erwidere ich.

Heinrich ist verblüfft. So leicht hat er sich das nicht gedacht.»Na also«, wiederholt er.»Heute sitzen wir im Dreck, und damals saßen wir im Fett. Die Schlußfolgerung werden ja wohl auch Sie ziehen kö

»Ich bin nicht sicher. Was ist sie?«

»Das ist doch verdammt einfach! Daß wir wieder einen Kaiser und eine anständige nationale Regierung haben müssen!«

»Halt!«sage ich.»Sie haben etwas vergessen. Sie haben das wichtige Wort „weil“ vergessen. Das aber ist der Kern des Übels. Es ist der Grund dafür, daß heute Millionen wie Sie mit hocherhobenen Rüsseln wieder solchen Unsi

»Was?«fragt Heinrich verständnislos.

»Weil!«wiederhole ich.»Das Wort: „weil“! Wir haben heute fünf Millionen Arbeitslose, eine Inflation, und wir sind besiegt worden, weil wir vorher Ihre geliebte nationale Regierung hatten! Weil diese Regierung in ihrem Größenwahn Krieg gemacht hat! Weil sie diesen Krieg verloren hat! Deshalb sitzen wir heute in der Scheiße! Weil wir Ihre geliebten Holzköpfe und Uniformpuppen als Regierung hatten! Und wir müssen sie nicht zurückhaben, damit es uns besser gehe, sondern wir müssen verhüten, daß sie wiederkommen, weil sie uns sonst noch einmal in Krieg und Scheiße jagen. Sie und Ihre Genossen sagen: Früher ging’s uns gut, heute geht’s uns schlecht – also wieder her mit der alten Regierung! In Wirklichkeit heißt es aber: Heute geht’s uns schlecht, weil wir früher die alte Regierung hatten – also zum Teufel mit ihr! Kapiert! Das Wörtchen: Weil! Das wird gern von Ihren Genossen vergessen! Weil!«