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»Das ist immer so im Leben. Wo warst du?«

»In der Bahnstraße. Im Bordell.«

»Was ist daran Neues?«frage ich, ohne recht hinzuhören.

»Wir waren alle zusammen dort, wir haben für dich bezahlt, und du bist ausgerissen. Sollen wir dir dafür ein Standbild setzen?«

»Ich war noch einmal dort«, sagt Otto.»Allein. Hör doch endlich einmal zu!«

»Wa

»Nach dem Abend in der Roten Mühle.«

»Na, und?«frage ich lustlos.»Bist du wieder vor den Tatsachen des Lebens geflüchtet?«

»Nein«, erklärt Otto.»Dieses Mal nicht.«

»Alle Achtung! War es das Eiserne Pferd?«

Bambuss errötet.»Das ist doch egal.«

»Gut«, sage ich.»Wozu redest du de

»Du verstehst mich nicht. Es sind die Folgen.«

»Was für Folgen? Ich bin überzeugt, daß das Eiserne Pferd nicht krank ist. Man bildet sich so etwas immer leicht ein, besonders im Anfang.«

Otto macht ein gequältes Gesicht.»So meine ich das nicht! Du ka

Ich lache, obschon mir nicht danach zumute ist.»Das ist aber verdammtes Künstlerpech!«

»Du ka

»Es ist der Fluch der Erfüllung«, sagt Hungerma

»Er wird wieder hungrig werden, und die Träume werden wiederkommen«, erwidere ich.

»Bei dir; nicht bei Otto«, erklät Hungerma

»Du bist oberflächlich und normal, Otto ist tief. Er hat einen Komplex durch einen anderen ersetzt. Lach nicht – es ist vielleicht sein Ende als Schriftsteller. Es ist, kö

»Ich bin leer«, sagt Otto verloren.»So leer wie noch nie. Ich habe mich ruiniert. Wo sind meine Träume? Erfüllung ist der Feind der Sehnsucht. Ich hätte das wissen sollen!«

»Schreib was darüber«, sage ich.

»Keine schlechte Idee!«Hungerma

»Er ka

Hungerma

Otto hat leicht die Ohren gespitzt.»Dazu kommt noch die Angst, daß ich mir was geholt habe«, sagt er.»Wie lange dauert es, bis man es erke

»Bei Tripper drei Tage, bei Lues vier Wochen«, erwidert der Ehema

»Du wirst dir nichts geholt haben«, sage ich.»Sonette kriegen keine Lues. Aber du ka





Ich sehe, daß Hungerma

Er nickt strahlend.

»Weshalb schreibst du es da

»Weil ich es wieder vergessen hatte. Kleinere Einfälle vergesse ich oft.«

»Ihr habt es leicht, euch über mich lustig zu machen«, sagt Bambuss gekränkt.»Ich ka

»Schreib eine Hymne dagegen.«

»Hymnen ka

»Da

Otto horcht einen Augenblick mit schrägem Kopf wie ein Jagdhund.» Hab‘ ich schon«, sagt er da

»Zum Teufel mit deiner Art! Mach nicht so viele Ansprüche!«

Ich stehe auf und gehe in den Nebenraum. Valentin Busch sitzt dort.»Komm«, sagt er.»Trink mit mir eine Flasche Joha

»Ich will heute keinen Menschen ärgern«, erwidere ich.

Als ich auf die Straße komme, steht Otto Bambuss schon da und starrt schmerzlich auf die Gipswalküren, die den Eingang des»Walhalla«zieren.»So etwas«, sagt er ziellos.

»Weine nicht«, erkläre ich, um ihn mir vom Halse zu schaffen.»Du gehörst offenbar zu den Frühvollendeten, Kleist, Bürger, Rimbaud, Büchner – den schönsten Gestalten im Dichterhimmel -, nimm es dir also nicht zu Herzen.«

»Aber die sind doch auch früh gestorben!«

»Du ka

Otto sieht mich an wie ein Reh mit drei Beinen. Da

Ottos Gesicht belebt sich. Gleich darauf wird es konzentriert, soweit das bei einem Astralschaf mit si

Das Büro liegt in schwarzem Frieden. Ich knipse das Licht an und finde einen Zettel:»Riesenfeld abgereist. Du bist also heute abend dienstfrei. Benütze die Zeit zum Knöpfeputzen, Gehirnappell, Nägelschneiden und Gebet für Kaiser und Reich, gez. Kroll, Feldwebel und Mensch. PS.: Wer schläft, sündigt auch.«

Ich gehe hinauf zu meiner Bude. Das Klavier bleckt mich mit weißen Zähnen an. Kalt starren die Bücher der Toten von den Wänden. Ich werfe eine Garbe von Septimen-Akkorden über die Straße. Lisas Fenster öffnet sich. Sie steht vor dem warmen Licht in einem Frisiermantel, der offen hängt, und hält ein Wagenrad von einem Blumenstrauß hoch.»Von Riesenfeld«, krächzt sie.»Was für ein Idiot! Ka

Ich schüttle den Kopf. Isabelle würde glauben, ihre Feinde beabsichtigen damit irgend etwas Niederträchtiges, und Gerda habe ich so lange nicht gesehen, daß auch sie es falsch auffassen würde. Sonst weiß ich niemand.

»Tatsächlich nicht?«fragt Lisa.

»Tatsächlich nicht.«

»Unglücksrabe! Aber sei froh! Ich glaube, du wirst erwachsen!«

»Wa

Lisa überlegt einen Augenblick.»We

Ich werfe eine zweite Garbe von Septimenakkorden, diesmal von verminderten, aus dem Fenster. Sie haben keine sichtbaren Folgen. Ich schließe dem Klavier den Rachen und wandere die Treppen hinunter. Bei Wilke ist noch Licht. Ich klettere zu ihm hinauf.

»Wie ist die Sache mit den Zwillingen ausgegangen?«frage ich.

»Tiptop. Die Mutter hat gesiegt. Die Zwillinge sind in ihrem Doppelsarg beerdigt worden. Allerdings auf dem Stadtfriedhof, nicht auf dem katholischen. Komisch, daß die Mutter auf dem katholischen zuerst ein Grab gekauft hat – sie hätte doch wissen müssen, daß es da nicht ging, we