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»Das ist das Elend! Wir sind alle zu intim mit ihm geworden. Gott war immer der Duzbruder aller Kaiser, Generäle und Politiker. Dabei sollten wir uns fürchten, seinen Namen zu ne

Riesenfeld winkt ab. Ich ka

Die Stadt ist taufrisch. Ich habe noch über zwei Stunden Zeit bis zur Messe. Langsam gehe ich durch die Straßen. Es ist ein ungewohntes Erlebnis. Der Wind ist milde und so sanft, als wäre der Dollar gestern um zweihundertfünfzigtausend Mark gefallen und nicht gestiegen. Eine Zeitlang starre ich in den friedlichen Fluß; da

Ein Schlag auf die Schulter weckt mich auf. Hinter mir steht mit verquollenen Augen ein langer, dü

Herbert stößt geräuschvoll auf. Eine scharfe Wolke treibt mir fast die Tränen in die Augen.»Gut; also noch vor dem Schlaf«, sage ich.»Schämen Sie sich nicht? Was war der Grund? Scherz, Ernst, Ironie oder einfache Verzweiflung?«

»Ein Stiftungsfest«, sagt Herbert.

Ich mache ungern Witze mit Namen; aber Herbert tut man damit einen Gefallen.»Scherz beiseite!«sage ich.

»Stiftungsfest«, wiederholt Herbert selbstgefällig.»Mein Einstand als neues Mitglied in einem Verein. Mußte den Vorstand freihalten.«Er sieht mich eine Weile an und stößt da

Ich verstehe. Herbert Scherz ist ein Vereinssammler. Andere Leute sammeln Briefmarken oder Kriegsandenken – Herbert sammelt Vereine. Er ist bereits Mitglied in über einem Dutzend – nicht weil er soviel Unterhaltung braucht, sondern weil er ein leidenschaftlicher Anhänger des Todes und des dabei gezeigten Pomps ist. Er hat sich darauf kapriziert, einmal das pompöseste Begräbnis der Stadt haben zu wollen. Da er nicht genügend Geld dafür hinterlassen ka

»Waren Sie de

»Wozu? Ich bin Mitglied, das genügt. Ein Hauptschlag, was? We

Schwarzkopf ist Herberts Konkurrent. Er hat vor zwei Jahren von Herberts Leidenschaft erfahren und aus Witz erklärt, ihm Konkurrenz machen zu wollen. Scherz hatte das damals so ernst genommen, daß Schwarzkopf voll Vergnügen tatsächlich ein paar Vereinen beitrat, um Herberts Reaktion zu beobachten. Mit der Zeit aber geriet er in sein eigenes Netz, er fand Freude an dem Gedanken, und jetzt ist er selbst ein Sammler geworden – nicht ganz so offen wie Scherz, aber heimlich und von hinten herum, eine Schmutz-Konkurrenz, die Scherz viel Sorge macht.

»Schwarzkopf krümmt sich nicht so leicht«, sage ich, um Herbert zu reizen.

»Er muß! Es ist diesmal nicht nur der Kranz und die Vereinsfahne – es sind auch die Vereinsbrüder in Uniform -«

»Uniformen sind verboten«, sage ich milde.»Wir haben den Krieg verloren, Herr Scherz, haben Sie das übersehen? Sie hätten in einen Polizistenverein eintreten sollen; da sind Uniformen noch erlaubt.«





Ich sehe, daß Scherz die Polizistenidee im Geiste notiert, und werde nicht überrascht sein, we

Ich sehe in das verschwollene Gesicht mit den geplatzten Äderchen. Sonderbar, wie verschieden die Ideen über Sklaverei sind! Ich finde, ich kam ihr am nächsten als Rekrut in Uniform.»Außerdem«, sage ich,»wird man beim Tode eines Zivilisten zweifellos nicht in Wichs mit Säbeln, Helm und Präservativ antreten. So was ist nur für aktive Militärhengste.«

»Für mich auch! Es ist mir diese Nacht ausdrücklich zugesagt worden! Vom Präsidenten persönlich!«

»Zugesagt! Was wird einem im Suff nicht alles zugesagt!«

Herbert scheint mich nicht gehört zu haben.»Nicht allein das«, flüstert er in dämonischem Triumph.»Dazu kommt noch das Größte: die Ehrensalve über dem Grab!«

Ich lache in sein übernächtigtes Gesicht.»Eine Salve? Womit? Mit Selters Wasserflaschen? Waffen sind auch verboten in unserem geliebten Vaterlande! Versailler Vertrag, Herr Scherz. Die Ehrensalve ist ein Wunschtraum, den Sie begraben kö

Aber Herbert ist nicht zu erschüttern. Er schüttelt schlau den Kopf.»Haben Sie eine Ahnung! Wir haben längst wieder eine geheime Armee! Schwarze Reichswehr.«Er kichert.»Ich kriege meine Salve! In ein paar Jahren haben wir sowieso alles wieder. Allgemeine Wehrpflicht und Armee. Wie sollten wir sonst leben?«

Der Wind bringt einen würzigen Senfgeruch um die Ecke, und der Fluß wirft plötzlich Silber von unten über die Straße. Die So

»Der Präsident hat mir versprochen, daß er nie in den Verein reingelassen wird.«

»Er ka

Scherz zuckt einen Moment nervös mit dem rechten Auge. Da

Er entscheidet sich schon, seit ich im Geschäft bin. Das hat ihm den Namen Bru