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XV

Der späte Sommer hängt schwül über der Stadt, der Dollar ist um weitere zweihunderttausend Mark gestiegen, der Hunger hat sich gemehrt, die Preise haben sich erhöht, und das Ganze ist sehr einfach: Die Preise steigen schneller als die Löhne – also versinkt der Teil des Volkes, der von Löhnen, Gehältern, Einkommen, Renten lebt, mehr und mehr in hoffnungsloser Armut, und der andere erstickt in Ungewissem Reichtum. Die Regierung sieht zu. Sie wird durch die Inflation ihre Schulden los; daß sie gleichzeitig das Volk verliert, sieht niemand.

Das Mausoleum für Frau Niebuhr ist fertig. Es ist scheußlich, eine Steinbude mit farbigem Glas, Bronzeketten und Kieswegen, obschon keine der Bildhauerarbeiten gemacht worden ist, die ich ihr geschildert habe; aber jetzt will sie es plötzlich nicht abnehmen. Sie steht im Hof, einen bunten So

Der Kampf wogt hin und her. Frau Niebuhr behauptet anfangs, das Mausoleum überhaupt nicht bestellt zu haben.»Haben Sie etwas Schriftliches?«fragt sie triumphierend.

Wir haben nichts Schriftliches. Georg erklärt milde, das sei nicht nötig in unserem Beruf. Beim Tode sei Treu und Glauben noch gültig. Wir hätten außerdem ein Dutzend Zeugen. Frau Niebuhr habe unsere Steinmetzen, unseren Bildhauer und uns selbst verrückt genug gemacht mit all ihren Ansprüchen. Außerdem habe sie ja eine Anzahlung geleistet.

»Das ist es ja gerade«, erklärt Frau Niebuhr mit schöner Logik.»Die Anzahlung wollen wir zurückhaben.«

»Sie haben das Mausoleum also bestellt?«

»Ich habe es nicht bestellt. Ich habe es nur anbezahlt.«

»Was sagen Sie zu dieser Erklärung, Herr Lehma

»Das gibt’s«, erwidert Ralph als Kavalier und will uns den Unterschied erklären. Georg unterbricht ihn. Er erklärt, daß über die Vorauszahlung auch nichts Schriftliches vorliege.»Was?«Ralph wendet sich an Frau Niebuhr.»Emilie! Du hast keine Quittung?«

»Ich weiß nicht«, stottert Frau Niebuhr.»Wer ka

»So eine Dämlichkeit!«

Emilie verkleinert sich. Ralph starrt sie wütend an. Er ist plötzlich kein Kavalier mehr. Lieber Gott, denke ich, vorher hatte sie einen Walfisch – jetzt hat sie einen Hai gefangen.

»Niemand behauptet, Sie hätten nichts bezahlt«, sagt Georg.»Wir haben nur gesagt, es liege ebensowenig etwas Schriftliches darüber vor wie über die Bestellung.«

Ralph erholt sich.»Na also.«

»Im übrigen«, erklärt Georg,»sind wir bereit, das Denkmal zurückzunehmen, we

»Na also«, wiederholt Ralph. Frau Niebuhr nickt eifrig. Ich starre Georg an. Das Mausoleum wird ein zweiter Ladenhüter werden; ein Bruder des Obelisken.

»Und die Anzahlung?«fragt Ralph.

»Die Anzahlung verfällt natürlich«, sage ich.»Das ist immer so.«

»Was?«Ralph zieht die Weste herunter und strafft sich. Ich sehe, daß auch seine Hosen zu kurz und zu eng sind.»Das wäre ja gelacht!«sagt er.»So wird bei uns nicht geschossen.«

»Bei uns auch nicht. Gewöhnlich haben wir Kunden, die abnehmen, was sie bestellen.«

»Wir haben ja gar nichts bestellt«, mischt sich Emilie mit neuem Mut ein. Die Kirschen auf ihrem Hut wippen.»Außerdem war der Preis viel zu hoch.«

»Ruhe, Emilie!«schnauzt Ralph. Sie duckt sich, erschreckt und selig über so viel Mä

»Das hoffen wir.«

»Führen Sie Ihre Bäckerei auch nach Ihrer Ehe weiter?«fragt Georg Emilie.

Die ist so erschrocken, daß sie wortlos ihren Verlobten anblickt.

»Klar«, erwidert Ralph.»Neben unseren Industriegeschäften natürlich. Warum?«

»Die Brötchen und der Kuchen waren immer besonders gut.«

»Danke«, sagt Emilie geziert.»Und wie ist es mit der Anzahlung?«





»Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, erklärt Georg und läßt plötzlich seinen Charme spielen.»Liefern Sie uns einen Monat lang jeden Morgen zwölf Brötchen und jeden Nachmittag sechs Stücke Obstkuchen gratis – da

»Gemacht«, sagt Frau Niebuhr sofort.

»Ruhe, Emilie!«Ralph knufft sie in die Rippen.»Das möchten Sie wohl«, sagt er giftig zu Georg.»In einem Monat zurückzahlen! Und was ist da

»Nehmen Sie das Denkmal«, erwidere ich.»Uns soll es recht sein.«

Der Kampf dauert noch eine Viertelstunde. Da

»Was machen wir aber mit dem Mausoleum?«frage ich ihn, nachdem die Verlobten fort sind.»Wollen wir es als Privatkapelle benutzen?«

»Wir ändern das Dach etwas. Kurt Bach ka

Er hält i

»Wozu? Der Löwe ka

»Wie wäre es mit einem Bronzelöwen? Die Metallwarenfabriken liefern Bronzetiere in allen Größen.«

»Eine Kanone«, sagt Georg si

»Nur für ein Dorf, in dem nichts anderes als Artilleristen gefallen sind.«

»Hör zu«, sagt Georg.»Laß deine Phantasie spielen. Mach ein paar Zeichnungen, möglichst groß und am besten farbig. Wir werden da

»Wie wäre es, we

Georg lacht.»We

»Es wäre besser, we

»Gut, fangen wir mit einer an. Gehen wir zu Eduard.«

Eduard bewölkt sich wie üblich, als er uns sieht.»Freuen Sie sich, Herr Knobloch«, sagt Georg und zieht eine Handvoll Geldscheine aus der Tasche.»Bares Geld lacht Sie heute an!«

Eduard entwölkt sich.»Tatsächlich? Na ja, es mußte ja endlich einmal kommen. Einen Fensterplatz?«

In der Weinabteilung sitzt schon wieder Gerda.»Bist du hier Dauergast?«frage ich sauer.

Sie lacht unbefangen.»Ich bin hier geschäftlich.«