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Die Klinke knirschte, und ich sah Frau Zalewski vor dem gelben Licht des Korridors im Türrahmen stehen.»Frau Hasse ist da«, flüsterte sie.»Kommen Sie rasch. Ich ka

Ich rührte mich nicht. Ich mußte mich erst zurechtfinden.

»Schicken Sie sie zur Polizei«, erwiderte ich da

»Herr Lohkamp!«Frau Zalewski hob die Hände.»Es ist niemand sonst da. Sie müssen mir helfen. Sie sind doch ein Christenmensch!«

Sie stand wie ein tanzender schwarzer Schatten im Viereck der Türöffnung.»Hören Sie auf«, sagte ich ärgerlich.»Ich komme schon.«

Ich zog mich an und ging hinaus. Frau Zalewski wartete draußen auf mich.»Weiß sie schon was?«fragte ich.

Sie schüttelte den Kopf und preßte ihr Taschentuch an die Lippen.

»Wo ist sie de

»In ihrem früheren Zimmer.«

Vor der Küche stand Frida, schwitzend vor Aufregung.»Sie hat einen Hut auf, ganz mit Reihern, und eine Diamantbrosche an«, flüsterte sie.

»Passen Sie auf, daß dieser verkorkste Küchentrampel nicht lauscht«, sagte ich zu Frau Zalewski und ging hinein.

Frau Hasse stand am Fenster. Sie schnellte herum, als ich hereinkam. Sie hatte sichtlich jemand anderes erwartet. Es war idiotisch, aber mein erster Blick galt dem Hut und der Brosche, obschon ich es nicht wollte. Frida hatte recht; der Hut war pompös. Die Brosche weniger. Die ganze Person war ziemlich aufgedo

»Hasse arbeitet wohl noch am Heiligen Abend, wie?«fragte sie spitz.

»Nein«, sagte ich.»Wo ist er de

Sie kam auf mich zu, schaukelnd in den Hüften. Ich roch ihr zu starkes Parfüm.»Was wollen Sie de

»Meine Sachen erledigen. Abrechnen. Schließlich gehört mir doch ein Teil davon.«

»Das brauchen Sie nicht mehr«, sagte ich.»Es gehört Ihnen jetzt alles.«Sie starrte mich an.

»Er ist tot«, sagte ich.

Ich hätte es ihr gern anders gesagt. Mit mehr Vorbereitung und langsamer. Aber ich wußte nicht, wie ich es anfangen sollte. Außerdem war mein Kopf noch wüst vom Nachmittagsschlaf; diesem Schlaf, bei dem man dem Selbstmord nahe ist, we

Frau Hasse stand mitten im Zimmer, und merkwürdigerweise sah ich im Moment, wo ich es ihr sagte, ganz deutlich, daß sie nirgendwo gegenschlagen würde, we

Doch sie fiel nicht um. Sie blieb stehen und blickte mich an.»So«, sagte sie,»so…«Nur die Federn ihres Reiherhutes zitterten. Und plötzlich, ohne daß ich merken ko

»Was hat er gehabt?«fragte sie, ohne die Lippen zu bewegen.

»Es ist plötzlich gekommen«, sagte ich.

Sie hörte nicht zu. Sie blickte auf ihre Hände.»Was mache ich jetzt?«murmelte sie.»Was mache ich nur jetzt?«

Ich wartete eine Zeitlang. Ich fühlte mich scheußlich.»Sie haben doch sicher jemand, zu dem Sie gehen kö

»Das ist doch alles anders nun«, erwiderte sie, ohne aufzusehen.»Was soll ich jetzt nur machen?«

»Sie haben doch sicher jemand, der auf Sie wartet. Gehen Sie zu ihm und besprechen Sie alles mit ihm. Und da

»Geld, Geld«, murmelte sie stumpf.»Was für Geld?«

»Ziemlich viel. Zwölfhundert Mark ungefähr.«

Sie hob den Kopf. Ihre Augen hatten plötzlich einen irrsi

Ich gab keine Antwort.»Sagen Sie, daß es nicht wahr ist«, flüsterte sie.

»Vielleicht ist es nicht wahr. Aber vielleicht hat er es auch heimlich als Notgroschen zurückgelegt.«





Sie stand auf. Sie war auf einmal völlig verändert. Ihre Bewegungen hatten etwas ruckartig Mechanisches. Sie näherte ihr Gesicht ganz dicht dem meinen.»Ja, es ist wahr«, zischte sie,»ich fühle, es ist wahr! Dieser Schuft! Oh, dieser Schuft! Läßt mich das alles durchmachen, und da

Ich schwieg. Ich hatte genug. Sie war über den Anfang hinweg, sie wußte, daß Hasse tot war, mit dem andern mußte sie nun selbst fertig werden. Wahrscheinlich würde sie noch einmal umkippen, we

Sie weinte jetzt. Sie quoll nur so über von Tränen. Sie weinte hoch und kläglich, wie ein Kind. Es dauerte eine Zeitlang. Ich hätte viel gegeben, we

Endlich hörte sie auf. Sie trocknete ihr Gesicht, holte mechanisch ihre Puderdose hervor und puderte sich, ohne in den Spiegel zu schauen. Da

»Das war er.«

Ich sagte ihr noch die Adresse des Polizeireviers und daß es heute schon geschlossen sei. Es schien mir besser, we

Als sie fort war, kam Frau Zalewski aus ihrem Salon.»Ist de

»Nur Herr Georgie. Was hat sie de

»Um so besser.«

»Je nachdem. Manchmal ist es auch nicht besser.«

»Ich habe kein Mitleid mit ihr«, erklärte Frau Zalewski energisch.»Nicht das geringste.«

»Mitleid ist der nutzloseste Artikel, den es auf der Welt gibt«, sagte ich ärgerlich.»Es ist die Kehrseite der Schadenfreude, das sollten Sie wissen. Wie spät ist es de

»Dreiviertel sieben.«

»Ich möchte um sieben mit Fräulein Hollma

»Es ist ja niemand da, außer Herr Georgie. Frida habe ich schon fortgeschickt. We

»Gut.«

Ich klopfte bei Georgie. Es war lange her, daß ich bei ihm gewesen war. Er hockte an seinem Schreibtisch und sah verdammt schlecht aus. Rund um ihn herum lag ein Haufen zerrissenes Papier.»Tag, Georgie«, sagte ich,»was machst du de

»Inventur«, erwiderte er mit einem matten Lächeln.»Gute Weihnachtsbeschäftigung.«

Ich bückte mich nach einem der Papierfetzen. Es waren Kolleghefte mit chemischen Formeln.»Wozu?«fragte ich.

»Hat keinen Zweck mehr, Robby.«

Er sah ziemlich durchsichtig aus. Die Ohren waren wie aus Wachs.»Was hast du heute gegessen?«fragte ich.

Er wehrte ab.»Das ist ja egal. Das ist es auch nicht. Das Essen nicht. Aber ich ka

»Ist das so schlimm?«

»Ja«, sagte er.

»Georgie«, erwiderte ich ruhig,»sieh mich mal an. Glaubst du nicht, daß ich auch mal was anderes werden wollte als Klavierspieler in der Hurenbude, dem Café International?«

Er knetete an seinen Händen herum.»Ich weiß es, Robby. Aber es hilft mir nichts. Für mich war es alles. Und jetzt habe ich eingesehen, daß es keinen Zweck hat. Daß nichts einen Zweck hat. Wozu lebt man da eigentlich?«