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Mir wurde mit einem Schlage mächtig heiß. Ich knöpfte den Mantel auf und schob den Hut zurück. Verdammt, es hatte mich wieder einmal überrumpelt! Was mochte ich da vorhin nur alles zusammengeredet haben? Ich wagte gar nicht, genau darüber nachzudenken. Ich wußte es nicht einmal mehr, das war das schlimmste. Hier allein, auf der kalten, autobusdröhnenden Straße sah das alles ganz anders aus als im Halbdunkel der Bar. Ich verfluchte mich selber. Einen schönen Eindruck mußte das Mädchen von mir bekommen haben! Sie hatte es sicher gemerkt. Sie hatte ja selbst fast nichts getrunken. Beim Abschied hatte sie mich auch so sonderbar angesehen…

Herrgott! Ich drehte mich um. Dabei stieß ich mit einem dicken kleinen Ma

»Sperren Sie doch Ihre Augen auf, Sie bockender Strohwisch!«bellte der Dicke.

Ich starrte ihn an.

»Wohl noch nicht oft Menschen gesehen, was?«kläffte er weiter.

Er kam mir gerade recht.»Menschen wohl«, sagte ich,»aber noch keine Bierfässer, die Spazierengehen.«

Der Dicke besa

Ich merkte, daß ich einen Schimpfer hoher Klasse vor mir hatte. Es galt, trotz aller Depression, die Ehre zu wahren.

»Wandere weiter, geisteskrankes Siebenmonatskind«, sagte ich und hob segnend die Hand.

Er beachtete meine Aufforderung nicht.»Laß dir Beton ins Gehirn spritzen, runzliger Hundsaffe!«bellte er.

Ich gab ihm einen dekadenten Plattfuß zurück. Er mir einen Kakadu in der Mauser; ich ihm einen arbeitslosen Leichenwäscher. Darauf bezeichnete er mich, schon mit Respekt, als krebskranken Kuhkopf; ich ihn, um ein Ende zu machen, als wandelnden Beefsteakfriedhof. Sein Gesicht verklärte sich plötzlich.»Beefsteakfriedhof ist gut!«sagte er.»Ka

Das Schimpfen hatte mich erfrischt. Aber der Ärger war geblieben. Er wurde sogar immer stärker, je nüchterner ich wurde. Ich kam mir vor wie ein ausgewrungenes nasses Handtuch. Aber allmählich ärgerte ich mich nicht nur über mich – ich ärgerte mich über alles -, auch über das Mädchen. Sie war ja der Anlaß gewesen, daß ich mich betrunken hatte. Ich schlug den Kragen hoch. Sollte sie meinetwegen denken, was sie wollte, mir war es jetzt egal – sie wußte so wenigstens gleich, woran sie war. Und meinetwegen sollte die ganze Sache zum Teufel gehen – was geschehen war, war geschehen. Ko

Ich ging in die Bar zurück und betrank mich nun erst richtig.

IV

Das Wetter wurde warm und feucht, und es regnete einige Tage lang. Da

»Nu sehen Sie doch mal, Herr Lohkamp, die Pracht! Is doch immer wieder'n Wunder.«

Ich blieb überrascht stehen. Der alte Pflaumenbaum neben der Benzinpumpe war über Nacht aufgeblüht.

Er hatte den ganzen Winter krumm und kahl dagestanden, wir hatten alte Reifen darangehängt und Ölkanister zum Trocknen über die Äste gestülpt, er war nichts anderes gewesen als ein bequemer Ständer für alles, vom Putzlappen bis zur Motorhaube – noch vor ein paar Tagen hatten unsere gewaschenen blauen Leinenhosen daran herumgeflattert, noch gestern hatte man ihm kaum etwas angemerkt -, und nun auf einmal, über Nacht, war er verwandelt und verzaubert in eine schimmernde Wolke von Rosa und Weiß, eine Wolke von hellen Blüten, als hätte sich ein Schmetterlingsschwarm auf unsern dreckigen Hof verflogen…

»Und der Geruch«, sagte Mathilde schwärmerisch und verdrehte die Augen,»wunderbar – genauso wie Ihr Rum…«

Ich roch nichts. Aber ich verstand sofort.»Es riecht mehr nach dem Kundenkognak«, behauptete ich.

Sie wehrte energisch ab.»Herr Lohkamp, Sie müssen erkältet sein. Vielleicht ha'm Sie auch Polypen in der Nase. Polypen hat heute fast jeder Mensch. Nee, die alte Stoß hat 'ne Nase wie'n Windhund, verlassen Sie sich drauf, es ist Rum – alter Rum…«

»Na schön, Mathilde…«

Ich schenkte ihr ein Glas Rum ein und ging da





»Für die Damen«, erklärte Jupp.»We

»Du bist ein geschäftstüchtiger Knabe.«

Er grinste. Die So

»Paß auf, du wirst noch ein Filmstar«, sagte ich und ging zur Grube hinüber, wo Lenz gerade unter dem Ford hervorkroch.

»Robby«, sagte er,»mir ist da was eingefallen. Wir müssen uns mal um das Mädchen von dem Binding kümmern.«

Ich starrte ihn an.»Wie meinst du das?«

»Genau, wie ich es sage. Aber was starrst du de

»Ich starre nicht…«

»Du stierst sogar. Wie hieß das Mädchen eigentlich noch?

Pat, aber wie weiter?«

»Weiß ich nicht«, erwiderte ich.

Er richtete sich auf.»Das weißt du nicht? Du hast doch ihre Adresse aufgeschrieben! Ich habe es selbst gesehen.«

»Habe den Zettel verloren.«

»Verloren!«Er griff sich mit beiden Händen in seinen gelben Haarwald.»Und dazu habe ich damals den Binding eine Stunde draußen beschäftigt! Verloren! Na, vielleicht weiß Otto sie noch.«

»Otto weiß sie auch nicht.«

Er sah mich an.»Jammervoller Dilettant! Um so schlimmer! Weißt du de

»So großartig fand ich sie gar nicht.«

»Weil du ein Esel bist«, erwiderte Lenz,»ein Trottel, der nichts ke

»Halt den Schnabel!«unterbrach ich ihn, de

»Und die Hände«, fuhr er fort, ohne mich zu beachten,»schmale, lange Hände wie eine Mulattin, davon versteht Gottfried etwas, das ka

»Luft, die man in einen Reifen pumpt«, erklärte ich mürrisch.

»Natürlich«, sagte er mitleidig und verachtungsvoll,»Luft, natürlich! Atmosphäre, Aura, Strahlung, Wärme, Geheimnis – das, was die Schönheit erst beseelt und lebendig macht -, aber was rede ich – deine Atmosphäre ist der Rumdunst…«»Hör jetzt auf oder ich lasse was auf deinen Schädel fallen«, knurrte ich.

Aber Gottfried redete weiter, und ich tat ihm nichts. Er hatte ja keine Ahnung davon, was passiert war und daß jedes Wort von ihm mich mächtig traf. Besonders jedes über das Trinken. Ich war schon drüber weg gewesen und hatte mich ganz gut getröstet; jetzt aber wühlte er alles wieder auf. Er lobte und lobte das Mädchen, und mir wurde bald zumute, als hätte ich wirklich etwas Besonderes unwiederbringlich verloren.