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Steiner kam morgens um elf Uhr an. Er ließ seinen Koffer in der Aufbewahrungsstelle für Gepäck und ging sofort zum Krankenhaus. Er sah die Stadt nicht; er sah nur etwas, das an ihm zu beiden Seiten vorbeitrieb, eine Flut von Häusern, Wagen und Menschen.

Vor dem großen, weißen Bau blieb er stehen. Er zögerte eine Weile. Er starrte auf das weite Portal und die endlosen Reihen der Fenster, Stock über Stock. Irgendwo dort – aber vielleicht auch nicht mehr. Er biß die Zähne zusammen und trat ein.

»Ich möchte mich erkundigen, wa

»Für welche Klasse?«fragte die Schwester.

»Das weiß ich nicht. Ich komme zum erstenmal.«

»Zu wem wollen Sie?«

»Zu Frau Marie Steiner.«

Steiner wunderte sich einen Augenblick, als die Schwester gleichgültig ein dickes Buch nachschlug. Er hatte fast erwartet, die weiße Halle müsse zusammenstürzen, oder die Schwester müsse aufspringen und jemand rufen, eine Wache oder Polizei, als er den Namen aussprach.

Die Schwester blätterte.»Patienten erster Klasse kö

»Es wird nicht erster Klasse sein«, erwiderte Steiner.»Vielleicht dritter.«

»Für dritte Klasse ist Besuchsstunde von drei bis fünf.«

Die Schwester suchte und suchte.»Wie war doch der Name?«fragte sie.

»Steiner, Marie Steiner.«Steiner hatte plötzlich einen trockenen Hals. Er starrte die hübsche, puppenhafte Schwester an, als käme sein Todesurteil. Er wartete darauf, daß sie sagen würde: Gestorben.

»Marie Steiner«, sagte die Schwester,»zweite Klasse. Zimmer fünfhundertfünf, fünfter Stock. Besuchsstunde von drei bis sechs Uhr.«

»Fünfhundertfünf. Danke vielmals, Schwester.«

»Bitte, mein Herr!«

Steiner blieb stehen. Die Schwester griff nach dem summenden Telefon.»Haben Sie noch eine Frage, mein Herr?«

»Lebt sie noch?«fragte Steiner.

Die Schwester legte das Telefon nieder. In der Muschel quakte eine leise, blecherne Stimme weiter, als wäre das Telefon ein Tier.

»Natürlich, mein Herr«, sagte die Schwester und blickte in ihr Buch.»Sonst wäre doch ein Vermerk hinter ihrem Namen. Die Abgänge werden immer pünktlich gemeldet.«

»Danke.«

Steiner zwang sich, nicht zu fragen, ob er sofort hinaufgehen kö

Der Kellner sah ihn befremdet an.»Schmeckt es Ihnen nicht?«

»Doch, es ist gut. Aber bringen Sie mir vorher einen Kirsch.«

Er zwang sich, die Mahlzeit zu essen. Da

Er ließ endlich die Zeitung sinken und stand auf. Der Kellner lehnte an der Theke und stocherte in den Zähnen. Er kam heran, als er sah, daß der Gast sich erhob.»Zahlen?«fragte er.

»Nein«, sagte Steiner.»Noch einen Kirsch.«

»Gut.«Der Kellner schenkte ein.

»Nehmen Sie auch einen.«

»Kö

Der Kellner goß noch ein Glas voll und hob es mit zwei Fingern an.

»Zur Gesundheit!«





»Ja«, sagte Steiner,»zur Gesundheit.«

Sie tranken und setzten die Gläser nieder.»Spielen Sie Billard?«fragte Steiner.

Der Kellner blickte auf den dunkelgrün ausgeschlagenen Tisch, der in der Mitte der Gaststube stand.»Etwas.«

»Wollen wir eine Partie machen?«

»Warum nicht? Spielen Sie gut?«

»Ich habe lange nicht gespielt. Wir kö

»Gemacht.«

Sie kreideten die Stöcke ein und spielten einige Bälle. Da

»Sie spielen besser als ich«, sagte der Kellner.»Sie müssen mir zehn Punkte vorgeben.«

»Gut.«

We

Er spielte konzentriert und gewa

»Gut gespielt«, sagte der Kellner anerke

Steiner nickte ihm dankbar zu und sah auf die Uhr. Es war nach drei. Rasch zahlte er und ging.

Er stieg die mit Linoleum belegten Stufen hinauf und war nichts mehr als ein einziges, ungeheuer hohes, rasendes Vibrieren. Der lange Gang bog und wellte sich, und da

Steiner klopfte. Niemand antwortete. Er klopfte noch einmal. Sein Magen krampfte sich hoch in einer entsetzlichen Angst, daß jetzt noch etwas passieren kö

Das kleine Zimmer lag im Licht der Nachmittagsso

Die Augen der Frau sahen ihn lange friedvoll an. Erst allmählich wurden sie unruhig. Die Stirn bega

»Ich bin es, Marie«, sagte Steiner.

Die Frau versuchte den Kopf zu heben. Ihre Augen irrten über sein Gesicht, das dicht vor ihr war.

»Sei ruhig, Marie, ich bin es«, sagte Steiner.»Ich bin gekommen.«

»Josef…«, flüsterte die Frau.

Steiner mußte den Kopf senken. Das Wasser schoß ihm in die Augen. Er biß sich auf die Lippen und schluckte.»Ich bin es, Marie. Ich bin zurückgekommen, zu dir.«

»We

»Sie finden mich nicht. Sie kö

»Faß mich an, Josef – ich muß fühlen, daß du da bist. Gesehen habe ich dich oft…«

Er nahm ihre leichte Hand mit den blauen Adern in seine Hände und küßte sie. Da

»Ich wußte, daß du nicht kommen ko