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Steiner lächelte und war einen Augenblick wieder wie früher.

»Das hat gerade geklappt«, sagte er. Da

»Ich weiß nicht, ob ich ohne dich noch da wäre, Steiner«, sagte Kern.

»Bestimmt. Aber es ist schön, daß du mir das sagst. Da

»Kommen Sie wieder!«sagte Ruth.»Mehr ka

»Gut. Ich will sehen. Lebt wohl, Kinder. Haltet die Ohren steif.«

»Laß uns mit zum Bahnhof gehen«, sagte Kern.

Steiner zögerte.»Marill geht mit. Oder ja, kommt nur mit!«Sie gingen die Treppen hinunter. Draußen drehte Steiner sich um und sah zu der grauen, abgeblätterten Front des Hotels hinüber.»Verdun…«, murmelte er.

»Laß mich deinen Koffer tragen«, sagte Kern.

»Wozu, Baby? Ich ka

»Gib ihn mir«, sagte Kern mit einem verzerrten Lächeln.»Ich habe dir heute nachmittag gezeigt, wie kräftig ich geworden bin.«

»Ja, das hast du. Heute nachmittag. Wie lange das her ist!«

Steiner gab ihm den Koffer. Er wußte, daß Kern etwas für ihn tun wollte und daß es nichts anderes gab als dieses wenige: den Koffer für ihn zu tragen.

Sie kamen gerade zur Abfahrt des Zuges zurecht. Steiner stieg ein und ließ das Fenster herunter. Der Zug stand noch; aber Steiner schien den dreien auf dem Bahnsteig durch das Fenster schon auf eine unwiderrufliche Weise von ihnen getre

Der Zug fuhr an. Niemand sprach ein Wort. Steiner hob langsam die Hand. Die drei auf dem Bahnhof sahen ihm nach, bis die Wagen hinter einer Kurve verschwanden.

»Verdammt!«sagte Marill schließlich heiser.»Kommt, ich muß einen Schnaps haben. Ich habe viele Menschen sterben sehen, aber ich war noch nie dabei, we

Sie kehrten zum Hotel zurück. Kern und Ruth gingen in Ruths Zimmer.»Ruth«, sagte Kern nach einer Weile,»es ist plötzlich leer und man friert – als wäre die ganze Stadt ausgestorben.«

ABENDS BESUCHTEN SIE Vater Moritz. Er lag jetzt im Bett und ko

Moritz Rosenthal wußte, daß er nie mehr aufstehen würde. Er hatte deshalb sein Bett so stellen lassen, daß er aus dem Fenster sehen ko

An der Wand über dem Bett hingen verblichene Fotografien seiner Familie; seiner Eltern, seiner Frau, die vor vierzig Jahren gestorben war, das Bild eines Enkels, der mit siebzehn Jahren gestorben war; das Bild der Schwiegertochter, die nur fünfunddreißig Jahre alt geworden war – Tote, zwischen denen Moritz Rosenthal uralt und gelassen selbst den Tod erwartete.

Die Wand gegenüber war mit Landschaftsbildern bedeckt, Fotos vom Rhein, von Burgen, Schlössern und Weinbergen, bunte Ausschnitte aus Zeitungen dazwischen, So

»Ich ka

»Wie lange haben Sie in Godesberg gelebt?«fragte Ruth.

»Bis zu meinem achtzehnten Jahre. Da

»Und später?«





»Später war ich nie wieder da.«

»Das ist lange her, Vater Moritz«, sagte Ruth.

»Ja, da warst du noch nicht auf der Welt. Vielleicht wurde deine Mutter damals erst geboren.«

Sonderbar, dachte Ruth, meine Mutter wurde geboren, als diese Bilder schon Eri

Es klopfte.

Edith Rosenfeld trat ein.»Edith«, sagte Moritz Rosenthal,»meine ewige Liebe! Woher kommst du?«

»Von der Bahn, Moritz. Ich habe Max fortgebracht. Er fährt nach London und von da nach Mexiko.«

»Da

»Ja, Moritz, jetzt habe ich sie alle untergebracht, und sie kö

»Was soll Max in Mexiko machen?«

»Er geht als Arbeiter. Aber er will versuchen, in den Autohandel zu kommen.«

»Du bist eine gute Mutter, Edith«, sagte Moritz Rosenthal nach einer Weile.

»Ich bin wie jede, Moritz.«

»Was wirst du jetzt tun?«

»Ich werde mich etwas ausruhen. Da

Moritz Rosenthal richtete sich ein wenig auf.»Ein Baby? Vierzehn Tage alt? Das ist da

»Mit den Liedern, mit denen du meinen Sohn damals in den Schlaf gesungen hast. Es ist lange her, Edith. Alles ist plötzlich so lange her. Willst du mir nicht wieder einmal eines davon vorsingen? Manchmal bin ich auch schon wie ein Kind, das schlafen möchte.«

»Welches de

»Das Lied vom armen Judenkind. Es ist vierzig Jahre her, daß du es gesungen hast. Du warst sehr schön und jung damals. Du bist immer noch schön, Edith.«

Edith Rosenfeld lächelte. Da

»Rosinkes und Mandele,

Das wird sein dein Beruf -

Domit wirst müsse, Jiddele, handele -

Schluf, Jiddele, schluf

Ruth und Kern saßen schweigend und hörten zu. Über ihren Köpfen rauschte der Wind der Zeit – vierzig Jahre, fünfzig Jahre wehten im Gespräch der alten Frau mit dem alten Ma