Добавить в цитаты Настройки чтения

Страница 10 из 85



Der Geiger schob sie ihm hin. Kern aß sie langsam auf. Jeder Löffel voll war Kraft, dem Elend zu widerstehen, und er wollte nichts davon verlieren. Da

Der Geiger sah ihn an. Sein Gesicht war von Falten zerrissen.»Das verstehen Sie noch nicht«, sagte er ablehnend.

»Das ist leichter zu verstehen, als Sie glauben«, erwiderte Kern.»Sie sind unglücklich, weiter nichts.«

»Weiter nichts?«

»Nein. Man meint anfangs, es sei etwas Besonderes. Aber Sie werden es schon merken, we

Er ging hinaus. Zu seiner Verwunderung sah er draußen, auf der andern Seite der Straße, den Professor hin- und herwandern. Er hatte die charakteristische Haltung, die Hände auf dem Rücken, den Körper etwas vorgebeugt, die er a

Kern zögerte eine Sekunde. Er hätte den Professor nie angesprochen. Doch jetzt, nachdem er den Geiger gesehen hatte, ging er zu ihm hinüber.

»Herr Professor«, sagte er,»entschuldigen Sie, daß ich Sie anspreche. Ich hätte nicht geglaubt, daß ich Ihnen jemals einen Rat geben kö

Der Professor blieb stehen.»Gerne«, erwiderte er zerstreut.»Sehr gerne. Ich bin für jeden Rat dankbar. Wie war doch Ihr Name?«

»Kern. Ludwig Kern.«

»Ich bin für jeden Rat dankbar, Herr Kern. Ganz außerordentlich dankbar, wirklich!«

»Es ist kaum ein Rat. Nur etwas Erfahrung. Sie versuchen, Staubsauger und Grammophone zu verkaufen. Lassen Sie es. Es ist Zeitverschwendung. Hunderte von Emigranten versuchen das hier. Es ist ebenso si

»Das wollte ich gerade nächstens versuchen«, unterbrach ihn der Professor lebhaft.»Jemand hat mir gesagt, es wäre leicht, und es wäre etwas damit zu verdienen.«

»Er hat Ihnen eine Provision für jeden Abschluß angeboten, nicht wahr?«

»Ja, natürlich, eine gute Provision.«

»Aber sonst nichts? Keine Spesen und kein Fixum?«

»Nein, das nicht.«

»Das ka

Der Professor sah hilflos auf.»Nein«, sagte er sonderbar beschämt,»aber ich hoffe, in der nächsten Zeit…«

»Geben Sie es auf«, erwiderte Kern.»Das ist mein Rat. Kaufen Sie eine Handvoll Schnürsenkel. Oder ein paar Büchsen Stiefelwichse. Oder einige Pakete Sicherheitsnadeln. Kleine Sachen, die jeder brauchen ka

Der Professor blickte ihn nachdenklich an.»Daran habe ich noch gar nicht gedacht.«

Kern lächelte verlegen.»Das glaube ich. Aber überlegen Sie es einmal. Es ist besser. Ich weiß es. Ich habe früher auch Staubsauger verkaufen wollen.«

»Vielleicht haben Sie recht.«Der Professor reichte ihm die Hand.»Ich danke Ihnen. Sie sind sehr freundlich…«Seine Stimme war plötzlich sonderbar leise und fast unterwürfig, als wäre er ein Schüler, der schlecht gelernt hatte.

Kern biß sich auf die Lippen.»Ich war in jeder Ihrer Vorlesungen…«, sagte er.

»Ja, ja…«Der Professor machte eine flatternde Geste.»Ich danke Ihnen, Herr… Herr…«

»Kern. Aber es ist nicht wichtig.«

»Doch, es ist wichtig, Herr Kern. Entschuldigen Sie bitte. Ich bin etwas vergeßlich in der letzten Zeit. Und haben Sie vielen Dank. Ich glaube, ich werde es versuchen, Herr Kern.«

DAS HOTEL BRISTOL war ein baufälliger, kleiner Kasten, der von der Flüchtlingshilfe gemietet worden war. Kern bekam ein Bett in einem Zimmer angewiesen, in dem zwei andere Flüchtlinge wohnten. Er war nach dem Essen sehr müde geworden und legte sich gleich schlafen. Die beiden andern waren noch nicht da, und er hörte auch nicht, daß sie kamen.

Mitten in der Nacht wachte er auf. Er hörte Schreie und sprang sofort empor. Ohne nachzudenken, griff er nach seinem Koffer und seinen Kleidern und ra





Draußen war alles still. Am Treppenabsatz blieb er stehen. Er stellte den Koffer ab und lauschte – da

Langsam kam ihm die Eri

Er öffnete die Tür und tastete im Dunkeln nach seinem Bett. Es war das rechte an der Wand. Er stellte seinen Koffer leise ab und hängte seine Kleider unten über den Bettpfosten. Da

»Wer ist da?«fragte eine Mädchenstimme schlaftrunken.

Kern hielt den Atem an. Er hatte die Zimmer verwechselt.

»Ist jemand da?«fragte die Stimme noch einmal.

Kern blieb stocksteif stehen. Er fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach.

Nach einiger Zeit hörte er einen Seufzer und da

Auf dem Korridor stand jetzt ein Ma

Der andere Ma

Im selben Augenblick fing das Schreien wieder an. Kern verstand es jetzt.»Nicht schlagen! Nicht schlagen! Um Christi willen, nicht schlagen! Bitte, bitte! Oh…«

Das Schreien ging in ein entsetzliches Gurgeln über und erstarb. Kern richtete sich auf.»Was ist de

Ein Schalter klickte, und es wurde hell. Der Ma

Der Ma

»Was ist das?«fragte Kern noch einmal.

Der Ma

»Ja«, sagte Kern.

»Wohnen Sie hier?«fragte der Ma

Kern nickte.»Ich scheine auch etwas nervös zu sein. Vorhin, als er schrie, bin ich hinausgelaufen. Ich dachte, es wäre Polizei im Hause. Da habe ich hinterher die Zimmer verwechselt.«

»Ach so…«

»Entschuldigen Sie, bitte«, sagte der dritte Ma

»Ach, Unsi