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Am einen Ende der Bank war eine Vertiefung in den Stein geschlagen worden, etwas wie ein flaches Becken. Ein flaches Becken, das das Regenwasser fing. Marit war mit zwei Schritten bei dem Becken und streckte die Hand hinein – es war leer. Vielleicht war Wasser darin gewesen und die Hitze des Tages hatte es verdunsten lassen oder ein Tier hatte es getrunken. Sie ließ sich auf die Bank fallen. Es war, als hätten die Hoffnung auf Wasser und die Enttäuschung ihr die letzte Kraft genommen. Auf einmal hatte sie das Gefühl, sie kö

José stand über die Karte gebeugt. »We

»Nein«, flüsterte sie. »Nein, ich gehe mit. Ich habe die ganze verdammte Reise nur gemacht, um dir zu helfen, dieses Kreuz zu finden.«

José zog sie hoch. »Komm«, sagte er. Aber sie gingen jetzt langsam. Und es lag nicht nur an ihrer Erschöpfung.

Es war ein seltsames Gefühl, so nahe am Ziel zu sein. Da segelte man tage- und nächtelang über den Pazifik, floh vor dem Feuer, überlebte Stürme, ließ sich auf einem Floß ans Ufer treiben – und plötzlich sollte das Ende der Reise nur noch wenige Schritte entfernt sein.

Der letzte leere Schildkrötenpanzer besaß einen Sprung wie eine Schale, die jemand hatte fallen lassen. Als sie sich bei dem Panzer nach rechts wandten, standen sie noch immer in dichtem Wald. Aber dieses Stück Weg schien Marit breiter. Als würde es noch benutzt. Sie sah keine Spuren, die Erde war trocken und krümelig, und doch –

»José«, flüsterte sie. »Warte! Was … was glaubst du, was ist es? Das Ziel? Das schwarze Kreuz?«

»Ich weiß nicht«, sagte er. »Vielleicht ist es nur eine Stelle, an der man graben muss. Vielleicht ist es eine Erklärung dafür, weshalb man auf der Isla Maldita Stimmen hört und Fackeln sieht. Vielleicht treten dort irgendwelche Dämpfe aus der Erde. Oder vielleicht … vielleicht finden wir trotz allem einen Funkmast der Deutschen.«

»Den«, sagte Marit, »hätten wir inzwischen wohl über die Bäume gesehen.«

Die allerletzten Schritte machten sie so langsam, als trügen sie Schuhe mit Blei in den Sohlen.

Marit merkte erst, dass sie sich an den Händen gefasst hatten, als sie das Zittern in Josés Hand spürte. Und da

Erst als sie ganz nahe standen, sahen sie, was es war:

Zwischen den Steinen lag eine blanke, spiegelglatte, glänzende Fläche. Nur an einer Stelle störte eine Bewegung ihre Glätte. Dort ra

»Wasser«, sagte José verblüfft. »Es ist Wasser. Das schwarze Kreuz auf meiner Karte … ist eine Quelle.«

Lied der Riesenschildkröte

Vor tausend und tausend mal tausend Jahren

kroch ich schon übers Lavagestein.

Vor tausend und tausend mal tausend Jahren,

als die Menschen noch Kinder waren,

war der Pazifik mein.

Vor tausend und tausend mal tausend Jahren

schwamm ich schon mit dem Meeresgetier.

Vor tausend und tausend mal tausend Jahren,

ehe die Menschen den Hochmut gebaren,

gehörten die Inseln mir.

Tausend und tausend mal tausend Gelege

vergrub ich wie eine geheime Idee.

Tausend und tausend mal tausend Gelege

schlüpften und fanden tausend Wege

zurück in die rettende See.

Tausend und tausend Mal bin ich gestorben

durch des Menschen mordende Hand.

Tausend und tausend Mal bin ich gestorben,





ich wurde gestohlen, ich wurde verdorben,

und einsam lag er, der Strand.

Tausend Mal wurden Anker gelichtet,

und ich war an Bord, in dunklem Versteck.

Tausend Mal wurden Anker gelichtet,

und ich lag, lebendig zu Stapeln geschichtet,

zu Tausenden unter Deck.

Die Menschen denken, sie kö

die Menschen glauben, sie kö

aber sie irren sich sehr.

In tausend und tausend mal tausend Jahren,

we

da

Ayudame!

Hilf mir!

Sie beugten sich über das kleine Becken, schöpften mit den Händen Wasser und tranken und tranken und tranken. Sie betranken sich an dem klaren Wasser, tauchten ihre Gesichter hinein, bespritzten einander damit und lachten wie kleine Kinder. Und so viel sie auch davon tranken, es floss ständig neues Wasser aus dem Felsspalt. Es war wie ein Wunder.

Irgendwo am Grund des natürlichen Steinbeckens versickerte das Wasser wohl in der Erde, und jetzt sah Marit auch, wie viel grüner es im Umkreis der Quelle war, wie viel übermütiger und höher die Pflanzen sprossen. Sie sah, woran es lag, dass sie hier plötzlich Spuren erke

Schließlich ließen José und sie sich auf jenen feuchten Boden fallen und lagen einfach da und sahen in die Baumwipfel hinauf.

»Wir werden überleben«, sagte José. »Auch nach der Regenzeit. Die Quelle hat genug Wasser, sie versiegt nicht so schnell.«

»Ja«, sagte Marit. »Wir werden überleben.«

Sie setzte sich auf und malte Linien in die feuchte Erde. Ein Schiff.

»Nach der Regenzeit …«, murmelte sie. »Was glaubst du, wa

»Irgendwa

»Vielleicht kommt gar kein Schiff«, sagte Marit. »Nie. So ist es doch, nicht wahr?«

»Ach Unsi

»Hättest du lieber eine Kiste voll Gold und Edelsteinen gefunden?«, fragte Marit sanft. »Und wärst jämmerlich mit deiner Kiste im Arm verdurstet?«

José schnaubte und stand auf. »We

»Fürs Erste reicht es, allerliebster Bruder«, sagte Marit.

José wanderte allein zum Strand zurück, um Kurts Oktopusvorrat zu holen.

Marit brach ein paar Zweige ab, band sie mit einer Kletterpflanze zu einer Art Besen zusammen und bega