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»Wäre es auch nächtliche Ruhestörung, we

»Das wäre was anderes!«

»Wer singt, stiehlt nicht, mordet nicht und versucht nicht, die Regierung zu stürzen«, erklärt Georg dem Vorsteher der Wache.»Wollen Sie den ganzen Chor einsperren, weil er das alles nicht tut?«

»Werft sie raus!«zetert der Vorsteher.»Aber sie sollen jetzt ruhig bleiben.«

»Sie werden ruhig bleiben. Sie sind kein Preuße, wie?«

»Franke.«

»Das dachte ich mir«, sagt Georg.

Wir stehen am Bahnhof. Es ist windig, und niemand ist außer uns auf dem Perron.»Du wirst mich besuchen, Georg«, sage ich.»Ich werde alles daransetzen, die Frauen deiner Träume ke

»Ich komme.«

Ich weiß, daß er nicht kommen wird.»Du bist es allein schon deinem Smoking schuldig«, sage ich.»Wo sonst kö

»Das ist wahr.«

Der Zug bohrt ein paar glühende Augen in das Dunkel.

»Halte die Fahne hoch, Georg! Du weißt, wir sind unsterblich.«

»Das sind wir. Und du, laß dich nicht unterkriegen. Du bist so oft gerettet worden, daß du die Verpflichtung hast, weiter durchzukommen.«

»Klar«, sage ich.»Schon der andern wegen, die nicht gerettet wurden. Schon Valentins wegen.«

»Unsi

Der Zug braust in die Halle, als warteten fünfhundert Leute auf ihn. Aber nur ich warte. Ich suche ein Abteil und steige ein. Das Abteil riecht nach Schlaf und Menschen. Ich ziehe das Fenster im Gang auf und lehne mich hinaus.»We

»Wer redet schon von Verlieren«, erwidere ich, während der Zug anzieht.»Da wir sowieso am Ende verlieren, kö

»Siegen die immer?«

»Ja – weil sie gar nicht wissen, was das ist.«

Der Zug rollt bereits. Ich fühle Georgs Hand. Sie ist zu klein und zu weich, und in der Schlacht an der Pißbude hat sie Schrammen bekommen, die noch nicht heil sind. Der Zug wird schneller, Georg bleibt zurück, er istplötzlich älter und blasser, als ich dachte, ich sehe nur noch seine blasse Hand und seinen blassen Kopf, und da

Ich gehe in das Abteil. Ein Reisender mit einer Brille röchelt in einer Ecke; ein Förster in einer andern. In der dritten schnarcht ein fetter Ma





Ich spüre den scharfen Hunger der Traurigkeit und öffne meinen Koffer, der im Gepäcknetz liegt. Frau Kroll hat mich mit belegten Butterbroten bis Berlin versehen. Ich fingere danach, finde sie aber nicht und hole den Koffer aus dem Netz. Die Frau mit dem verrutschten Hut und den Trillern erwacht, sieht mich wütend an und trillert gleich darauf herausfordernd weiter. Ich sehe, weshalb ich die Butterbrote nicht gefunden habe. Georgs Smoking liegt darüber. Er hat ihn wahrscheinlich eingepackt, während ich den Obelisken verkauft habe. Ich sehe eine Weile auf das schwarze Tuch; da

XXVI

Ich habe keinen von allen wiedergesehen. Ich wollte ab und zu einmal zurückfahren, aber immer kam etwas dazwischen, und ich glaubte, ich hätte noch Zeit genug, aber plötzlich war keine Zeit mehr da. Die Nacht brach über Deutschland herein, ich verließ es, und als ich wiederkam, lag es in Trümmern. Georg Kroll war tot. Die Witwe Konersma

Hans Hungerma

Der Bildhauer Kurt Bach war sieben Jahre im Konzentrationslager und kam als arbeitsunfähiger Krüppel zurück. Heute, zehn Jahre nach dem Zusammenbruch der Nazis, kämpft er immer noch um eine kleine Rente, ebenso wie unzählige andere Opfer des Regimes. Er hofft, we

Der Major Wolkenstein machte eine ausgezeichnete Karriere. Er wurde Mitglied der Partei, war bei der Judengesetzgebung beteiligt, lag nach dem Kriege einige Jahre still und ist heute mit vielen anderen Parteigenossen im Auswärtigen Amt beschäftigt.

Bodendiek und Wernicke hielten in der Irrenanstalt für lange Zeit einige Juden versteckt. Sie brachten sie in die Zellen für die unheilbaren Kranken, schoren sie und lehrten sie, wie sie sich als Verrückte benehmen mußten. Bodendiek wurde später in ein kleines Dorf versetzt, weil er sich darüber ungebührlich aufgeregt hatte, daß sein Bischof den Titel eines Staatsrates angenommen hatte von einer Regierung, die den Mord als heilige Pflicht pries. Wernicke wurde abgesetzt, weil er sich weigerte, tödliche Einspritzungen an seinen Kranken vorzunehmen. Es gelang ihm, die versteckten Juden vorher noch herauszuholen und fortzuschaffen. Man schickte ihn ins Feld, und er fiel 1944. Willy fiel 1942, Otto Bambuss 1945, Karl Kroll 1944. Lisa wurde bei einem Bombenangriff getötet. Ebenso die alte Frau Kroll.

Eduard Knobloch überstand alles; er servierte Gerechten und Ungerechten gleich erstklassig. Sein Hotel wurde zerstört, ist aber wieder aufgebaut worden. Gerda hat er nicht geheiratet, und niemand weiß, was aus ihr geworden ist. Auch von Geneviève Terhoven habe ich nie wieder etwas gehört.

Eine interessante Karriere machte Tränen-Oskar. Er kam als Soldat nach Rußland und wurde zum zweiten Male Friedhofskommandant. 1945 wurde er Dolmetscher bei den Besatzungstruppen und schließlich für einige Monate Bürgermeister von Werdenbrück. Danach ging er ins Geschäft zurück, zusammen mit Heinrich Kroll. Sie gründeten eine neue Firma und hatten große Erfolge – Grabsteine waren damals fast so gesucht wie Brot.

Der alte Knopf starb drei Monate, nachdem ich Werdenbrück verlassen hatte. Er wurde von einem Auto nachts überfahren. Seine Frau heiratete ein Jahr später den Sargtischler Wilke. Niemand hätte das erwartet. Es wurde eine glückliche Ehe.

Die Stadt Werdenbrück wurde während des Krieges durch Bomben so zertrümmert, daß fast kein Haus unbeschädigt blieb. Sie war ein Eisenbahn-Knotenpunkt; deshalb wurde sie so oft angegriffen. Ich war ein Jahr später einmal einige Stunden auf der Durchreise da. Ich suchte nach den alten Straßen, aber ich verirrte mich in der Stadt, in der ich so lange gelebt hatte. Nichts war mehr da als Trümmer, und ich fand auch niemand von früher wieder. In einem kleinen Laden, der sich nahe dem Bahnhof in einer Bretterbude befand, kaufte ich ein paar Postkarten mit Ansichten der Stadt aus der Zeit vor dem Kriege. Das war alles, was übriggeblieben war. We