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Draußen kommt der Tischler Wilke über den Hof.»Wie wäre es mit einer Sitzung heute abend?«ruft er durchs Fenster.

Ich nicke. Ich habe schon erwartet, daß er das vorschlagen würde.»Kommt Bach auch?«frage ich.

»Klar. Ich hole gerade Zigaretten für ihn.«

Wir sitzen in der Werkstatt Wilkes zwischen Hobelspänen, Särgen, Blumentöpfen mit Geranien und Leimtöpfen. Es riecht nach Harz und frischgeschnittenem Ta

Kurt Bach sitzt auf einem schwarzlackierten Sarg mit falschen Bronzebeschlägen; ich auf einem Prachtstück aus Natureiche, matt gebeizt. Wir haben Bier, Wurst, Brot, Käse und sind entschlossen, mit Wilke die Geisterstunde zu überstehen. Der Sargtischler wird nämlich gewöhnlich zwischen zwölf und ein Uhr nachts melancholisch, schläfrig und ängstlich. Es ist seine schwache Stunde. Man sollte es nicht glauben, aber er fürchtet sich da

Kurt Bach ist für all das nicht zu haben. Der Sohn der Natur ist immer noch Mitglied der Freireligiösen Gemeinde Berlin, deren Wahlspruch ist:»Macht hier das Leben gut und schön, kein Jenseits gibt’s, kein Wiedersehn.«Es ist sonderbar, daß er trotzdem ein Bildhauer fürs Jenseits, mit Engeln, sterbenden Löwen und Adlern geworden ist, aber das war ja nicht immer seine Absicht. Als er jünger war, hielt er sich für eine Art Neffen von Michelangelo.

Der Kanarienvogel singt. Das Licht hält ihn wach. Wilkes Hobel macht ein zischendes Geräusch. Die Nacht steht vor dem offenen Fenster.»Wie fühlen Sie sich?«frage ich Wilke.»Klopft das Jenseits bereits?«

»Halb und halb. Es ist ja erst halb zwölf. Um die Zeit fühle ich mich, als ginge ich spazieren mit einem Vollbart in einem ausgeschnittenen Damenkleid. Unbehaglich.«

»Werden Sie Monist«, schlägt Kurt Bach vor.»We





»Auch nicht gut«, sagt Wilke.

»Mag sein. Aber bestimmt nicht so, als hätte man einen Vollbart und trüge ein ausgeschnittenes Damenkleid. So fühle ich mich nur, we

Der Sohn der Natur schneidet sich behaglich ein Stück Wurst ab und verzehrt es. Wilke wird nervöser. Die Mitternacht ist schon zu nahe, und um diese Zeit liebt er solche Gespräche nicht.»Kalt, was?«sagt er.»Schon Herbst.«

»Lassen Sie das Fenster nur ruhig offen«, erwidere ich, als er es schließlich will.»Es nützt Ihnen nichts, Geister gehen durch Glas. Blicken Sie lieber auf die Akazie draußen! Sie ist die Lisa Watzek der Akazien. Hören Sie, wie der Wind in ihr rauscht! Wie ein Walzer in den seidenen Unterröcken einer jungen Frau. Eines Tages aber wird sie gefällt werden, und Sie werden Särge daraus machen -«

»Nicht aus Akazienholz. Särge macht man aus Eiche, Ta

»Gut, gut, Wilke! Ist noch etwas Schnaps da?«

Kurt Bach reicht mir die Flasche herüber. Wilke zuckt plötzlich zusammen und hobelt sich fast einen Finger ab.

»Was war das?«fragt er erschreckt.

Ein Käfer ist gegen die Lampe geflogen.»Ruhig Blut, Alfred«, sage ich.»Keine Botschaft aus dem Jenseits. Lediglich ein schlichtes Drama der Tierwelt. Ein Mistkäfer, der zur So

Es ist eine Verabredung, daß wir von kurz vor Mitternacht bis zum Ende der Geisterstunde Wilke duzen. Er fühlt sich dadurch geschützter. Nach ein Uhr sind wir wieder formell.

»Ich verstehe nicht, wie man ohne Religion leben ka

»Im Sommer?«

»Natürlich, im Sommer. Im Winter gibt’s keine Gewitter.«

»Man trinkt etwas Kaltes«, erwidert Kurt Bach.»Da

Wilke schüttelt den Kopf. Er wird um die Geisterstunde nicht nur ängstlich, sondern auch sehr religiös.

»Ich ka

»Was macht er jetzt?«fragt Wilke, der Amateur-Wissenschaftler, interessiert.