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»Aus ist es mit dem langen Säbel, der Schirmmütze und den Litzen!«flüstere ich.»Aus mit der Extrauniform! Von jetzt an bist du Pionier zweiter Klasse, Knopf, du Saubesen!«

»Nein!«heult Knopf, ins Kerngehäuse getroffen. Eher ka

»Zieh dich anständig an«, kommandiere ich und denke plötzlich an all das, was Isabelle mir zugerufen hat, und fühle einen Stich im Magen, und das heulende Elend stürzt wie Hagel auf mich los.

Knopf hat gehorcht.»Nur nicht das!«krächzt er noch einmal, den Kopf weit zurückgelegt zu den mondbeschienenen Schäferwolken hinauf.»Nicht das, Herr!«

Ich sehe ihn dastehen wie das Mittelstück der Laokoongruppe, ringend mit den unsichtbaren Schlangen der Ehrlosigkeit und der Degradierung. Er steht so ähnlich da wie ich vor einer Stunde, fällt mir ein, während mein Magen wieder zu sieden begi

»Jawohl, Herr – Herr -«Knopf sucht nach der richtigen Anrede. Ich fürchte, daß er zwischen Majestät und Gott schwankt, und unterbreche ihn rechtzeitig.»Das ist mein letztes Wort, Gefreiter Knopf! Und glaube nicht, du Schwein, daß du nach Weihnachten wieder anfangen ka

Knopf verschwindet mit ungewöhnlicher Schnelle im Dunkel seiner Haustürhöhle. Ich höre leises Gelächter aus dem Büro. Lisa und Georg haben die Vorstellung beobachtet.»Misthaufen mit Tressen«, kichert Lisa heiser. Ein Stuhl fällt um, es rumpelt, und die Tür zu Georgs Meditationszimmer schließt sich. Ich habe einmal von Riesenfeld eine Flasche holländischen Genever geschenkt bekommen mit der Widmung: Für sehr schwierige Stunden. Ich hole sie jetzt heraus. Auf der viereckigen Flasche prangt das Etikett: Friesscher Genever van P. Bokma, Leeuwarden. Ich öffne sie und schenke mir ein großes Glas ein. Der Genever ist stark und würzig und beschimpft mich nicht.

XVIII

Der Sargtischler Wilke sieht die Frau verwundert an.

»Warum nehmen Sie nicht zwei kleine?«fragt er.»Es kostet nicht so viel mehr.«Die Frau schüttelt den Kopf.

»Sie sollen zusammenliegen.«

»Aber Sie kö

»Nein, nicht richtig.«

Wilke kratzt sich den Kopf.»Was meinen Sie dazu?«fragt er mich.

Die Frau hat zwei Kinder verloren. Beide sind am gleichen Tag gestorben. Sie will für sie nun nicht nur einen gemeinsamen Grabstein haben – sie will auch für beide nur einen Sarg haben, eine Art Doppelsarg. Deshalb habe ich Wilke ins Büro geholt.

»Für uns ist die Sache einfach«, sage ich.»Ein Grabstein mit zwei Inschriften kommt alle Tage vor. Es gibt sogar Familiengrabsteine mit sechs, acht Inschriften.«

Die Frau nickt.»So soll es sein! Sie sollen zusammenliegen. Sie waren immer zusammen.«

Wilke holt einen Zimmerma

»Viereinhalb.«

Wilke zeichnet.»Wie eine quadratische Kiste«, erklärt er da

»Nein«, unterbricht die Frau.»Sie sollen zusammenbleiben. Es sind Zwillinge.«

»Man ka

»Das ist mir egal«, sagt die Frau störrisch.»Sie haben eine Doppelwiege gehabt und einen Doppelkinderwagen, und jetzt sollen sie auch einen Doppelsarg haben. Sie sollen beieinander bleiben.«

Wilke zeichnet wieder. Es kommt nichts anderes heraus als eine quadratische Kiste, selbst mit Ranken aus Efeu am Deckel. Bei Erwachsenen hätte er noch mehr Spielraum; aber Kinder sind zu kurz.»Ich weiß nicht einmal, ob es erlaubt ist«, versucht er als letztes.

»Warum soll es nicht erlaubt sein?«

»Es ist ungewöhnlich.«

»Es ist auch ungewöhnlich, daß zwei Kinder am selben Tage sterben«, sagt die Frau.

»Das ist wahr, besonders, we

»Ja«, erwidert die Frau hart.»Dieselbe Krankheit. Geboren nach dem Kriege, als es nichts zu essen gab. Zwillinge – ich hatte nicht einmal Milch für einen -«





Wilke beugt sich vor.»Dieselbe Krankheit!«In seinen Augen flackert wissenschaftliche Neugier.»Man sagt ja, daß bei Zwillingen so etwas öfter vorkommt. Astrologisch -«

»Wie ist es mit dem Sarg?«frage ich. Die Frau sieht nicht so aus, als ob sie ein längeres Gespräch über dieses Wilke faszinierende Thema führen möchte.

»Ich ka

»Man ka

»Wie ist es mit den Priestern? Wie sind die Kinder getauft worden?«

Die Frau zögert.»Einer ist katholisch und einer evangelisch«, sagt sie da

»Also haben Sie einen katholisch und den anderen evangelisch taufen lassen?«fragt Wilke.

»Ja.«

»Am selben Tag?«

»Am selben Tag.«

Wilkes Interesse an den Merkwürdigkeiten des Daseins ist aufs neue entfacht.»In zwei verschiedenen Kirchen natürlich?«

»Natürlich«, sage ich sehr ungeduldig.»Wo sonst? Und nun -«

»Aber wie ko

»Ja«, sagt die Frau.»Wie ein Ei dem andern.«

»Das eben meine ich! Wie ka

Die Frau schweigt.

»Das ist doch jetzt egal«, erkläre ich und mache Wilke ein Zeichen, aufzuhören.

Doch Wilke hat die unsentimentale Neugier des Wissenschaftlers.»Das ist gar nicht egal«, erwidert er.»Sie müssen ja beerdigt werden! Der eine katholisch, der andere evangelisch. Wissen Sie, welcher katholisch ist?«

Die Frau schweigt. Wilke erhitzt sich an seinem Thema.

»Glauben Sie, daß Sie die Beerdigung zur gleichen Zeit machen dürfen? We

»Wilke, das geht Sie doch alles nichts an«, sage ich und gebe ihm unter dem Tisch einen Fußtritt.

»Und die Zwillinge«, ruft Wilke, ohne mich zu beachten.

»Der katholische würde da

Wilke stellt sich offenbar vor, daß eine Religion Gift für die andere sei.»Haben Sie schon mit den Priestern gesprochen?«fragt er.