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Aus der Werkstatt des Sargtischlers Wilke dringt Klopfen, als hause dort ein riesiger fröhlicher Specht. Wilkes Geschäft blüht; einen Sarg braucht schließlich jeder, sogar ein Selbstmörder – die Zeit der Massengräber und der Beerdigungen in Zeltbahnen ist seit dem Krieg vorbei. Man verfault wieder standesgemäß, in langsam morsch werdendem Holz, im Totenhemd oder im Frack ohne Rücken und im Totenkleid aus weißem Crêpe de Chine. Der Bäckermeister Niebuhr sogar im Schmuck aller seiner Orden und Vereinsabzeichen; seine Frau hat darauf bestanden. Auch eine Kopie der Vereinsfahne des Gesangvereins Eintracht hat sie ihm mitgegeben. Er war dort zweiter Tenor. Jeden Samstag brüllte er das»Schweigen im Walde«und»Stolz weht die Flagge schwarzweiß-rot«, trank genug Bier, um fast zu platzen, und ging da

Heinrich Kroll verschwindet zum Glück um zehn Uhr, mit Fahrrad und gestreifter Hose, um auf die Dörfer zu gehen. So viel frischer Granit macht sein Kaufma

Wir kö

»Diese dreckige Schlampe«, erklärt sie zielsicher.

Georg fällt prompt darauf herein.»Dreckig? Wieso ist sie dreckig?«

»Sie ist dreckig, siehst du das nicht? Ungewaschen, aber einen Seidenfetzen darüber.«

Ich sehe, daß Georg unwillkürlich nachdenklich wird. Dreck hat keiner gern an der Geliebten, we

Die drei Töchter des Feldwebels Knopf schwirren aus dem Hause. Sie sind klein, rundlich und flink, Näheri

Vorsichtig packen wir unsere beiden schwarzen Kreuzdenkmäler aus. Eigentlich sollten sie im Eingang stehen, um einen reichen Effekt zu machen, und im Winter hätten wir sie auch dahin gestellt; aber es ist Mai, und so sonderbar es auch sein mag: unser Hof ist ein Tummelplatz der Katzen und der Liebenden. Die Katzen schreien bereits im Februar von den Hügelsteinen herab und jagen sich hinter den Grabeinfassungen aus Zement – die Liebenden aber stellen sich prompt ein, we

Ich übersehe die Ausstellung. Sie wirkt gefällig, soweit man das von Leichensteinen sagen ka





»Georg«, sage ich,»wir müssen aufpassen, daß dein Bruder unser Werdenbrücker Golgatha nicht an ein paar Mistbauern verkauft, die erst nach der Ernte zahlen. Laß uns an diesem blauen Tag, unter Vogelgesang und Kaffeegeruch, einen heiligen Schwur schwören: Die beiden Kreuze werden nur gegen Barzahlung verkauft!«

Georg schmunzelt.»Es ist nicht ganz so gefährlich. Wir haben unsern Wechsel in drei Wochen einzulösen. Solange wir das Geld früher hereinbekommen, haben wir verdient.«

»Was verdient?«erwidere ich.»Eine Illusion – bis zum nächsten Dollarkurs.«

»Du bist manchmal zu geschäftlich«, Georg zündet sich umständlich eine Zigarre im Werte von fünftausend Mark an.»Anstatt zu jammern solltest du lieber die Inflation als umgekehrtes Symbol des Lebens auffassen. Jeder gelebte Tag ist ein Tag Dasein weniger. Wir leben vom Kapital, nicht von den Zinsen. Jeden Tag steigt der Dollar; aber jede Nacht fällt der Kurs deines Lebens um einen Tag. Wie wäre es mit einem Sonett darüber?«

Ich betrachte den selbstgefälligen Sokrates der Hakenstraße. Leichter Schweiß ziert seinen kahlen Kopf wie Perlen ein helles Kleid.»Es ist erstaunlich, wie philosophisch man sein ka

Georg zuckt nicht mit der Wimper.»Wa

»Ein Mischmasch?«sage ich, irgendwo getroffen.»Sieh einmal an, du Kleinbürger des Abenteuers! Du Schmetterlingssammler, der alles auf Nadeln spießen will! Weißt du nicht, daß man tot ist ohne das, was du Mischmasch ne

»Nicht die Spur. Ich halte nur die Dinge auseinander.«

Georg bläst mir den Rauch seiner Zigarre ins Gesicht.

»Ich leide lieber würdig und mit philosophischer Schwermut an der Flüchtigkeit des Lebens, als daß ich den vulgären Irrtum mitmache, irgendeine Mi

Er grinst. Ich sehe ihm kalt in sein verräterisches Auge.

»Ein billiger Schuß, Heinrichs würdig!«sage ich.»Du schlichter Genießer des Erreichbaren! Willst du mir einmal erklären, wozu du de

Georg bläst mir abermals für dreihundert Mark Rauch in die Augen.»Das tue ich für meine Phantasie. Hast du nie etwas von himmlischer und irdischer Liebe gehört? Du hast doch erst kürzlich versucht, sie in deiner Erna zu vereinigen, und eine schöne Lehre bekommen, du braver Kolonialwarenhändler der Liebe, der Sauerkraut und Kaviar im selben Laden haben möchte! Weißt du de