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»Sogar ungewöhnlich milde«, ergänzte ich.

Es entstand eine neue Pause. Das Mädchen mußte uns für ziemliche Schafsköpfe halten; aber mir fiel beim besten Willen nichts mehr ein. Lenz schnupperte in die Gegend.»Geschmorte Äpfel«, sagte er gefühlvoll,»es scheint auch geschmorte Äpfel zur Leber zu geben. Eine Delikatesse.«

»Ohne Zweifel«, gab ich zu und verfluchte uns beide.

Köster und Binding kamen zurück. Binding war in den paar Minuten ein ganz anderer Ma

»Wollen wir zusammen essen?«fragte er.

»Selbstverständlich«, erwiderte Lenz.

Wir gingen hinein. Unter der Tür blinzelte Gottfried mir zu und nickte zu dem Mädchen hinüber.»Du, die hebt das tanzende alte Weib von heute morgen zehnfach wieder auf…«

Ich zuckte die Achseln.»Mag sein – aber warum hast du mich da

Er lachte.»Mußt es doch auch mal lernen, Baby!«

»Habe gar keine Lust mehr, was zu lernen«, sagte ich.

Wir folgten den andern. Sie saßen schon am Tisch. Die Wirtin kam gerade mit der Leber und den Bratkartoffeln. Sie brachte außerdem eine große Flasche Kornschnaps als Einleitung mit.

Binding erwies sich als wahrer Sturzbach von einem Redner. Es war erstaunlich, was er alles über Automobile zu sagen hatte. Als er hörte, daß Otto auch Re

Ich sah ihn mir genauer an. Er war ein schwerer, großer Ma

Das Mädchen saß zwischen Lenz und mir. Es hatte den Mantel ausgezogen und trug darunter ein graues englisches Kostüm. Um den Hals hatte es ein weißes Tuch geknüpft, das aussah wie eine Reitkrawatte. Ihr Haar war braun und seidig und hatte im Lampenlicht einen bernsteinfarbenen Schimmer. Die Schultern waren sehr gerade, aber etwas vorgebeugt, die Hände schmal, überlang und eher etwas knochig als weich. Das Gesicht war schmal und blaß, aber die großen Augen gaben ihm eine fast leidenschaftliche Kraft. Sie sah sehr gut aus, fand ich – aber ich dachte mir nichts weiter dabei.

Lenz dagegen war jetzt Feuer und Flamme. Er war völlig verwandelt gegen vorhin. Sein gelber Schopf glänzte wie die Haube eines Wiedehopfs. Er ließ ein Feuerwerk von Einfällen los und beherrschte mit Bindung zusammen den Tisch. Ich saß nur so dabei und ko

Lenz schlug sich plötzlich vor die Stirn:»Der Rum! Robby, hol mal unsern Geburtstagsrum!«

»Geburtstag? Hat de

»Ich«, sagte ich.»Ich werde schon den ganzen Tag damit verfolgt.«

»Verfolgt? Da

»Doch«, sagte ich,»gratulieren ist was anderes.«

»Also alles Gute!«

Ich hielt einen Augenblick ihre Hand in meiner und spürte ihren warmen, trockenen Druck. Da





Die Nacht stand groß und schweigend um das kleine Haus. Die ledernen Sitze unseres Wagens waren feucht. Ich blieb stehen und sah nach dem Horizont, wo der rötliche Schein der Stadt am Himmel stand. Ich wäre gern noch draußen geblieben; aber ich hörte Lenz schon rufen.

Binding vertrug den Rum nicht. Nach dem zweiten Glas merkte man es schon. Er schwankte in den Garten hinaus. Ich stand auf und ging mit Lenz an die Theke. Er verlangte eine Flasche Gin.»Großartiges Mädchen, was?«sagte er.

»Weiß ich nicht, Gottfried«, erwiderte ich.»Habe nicht so drauf geachtet.«

Er betrachtete mich eine Weile mit seinen irisierenden blauen Augen und schüttelte da

»Das wollte ich auch schon lange mal wissen.«

Er lachte.»Das kö

Er folgte Binding in den Garten. Nach einiger Zeit kamen beide an die Theke zurück. Die Auskunft mußte gut gewesen sein, de

Wir drei blieben allein in der Wirtsstube. Es war plötzlich sehr still. Die Schwarzwälderuhr tickte. Die Wirtin räumte ab und blickte mütterlich auf uns herunter. Am Ofen dehnte sich ein brauner Jagdhund. Manchmal bellte er im Schlaf, leise, hoch und klagend. Draußen strich der Wind am Fenster vorbei. Er wurde überweht von den Fetzen der Soldatenlieder, und mir war, als ob der kleine Raum sich höbe und mit uns durch die Nacht und durch die Jahre schwebe, vorbei an vielen Eri

Es war eine merkwürdige Stimmung. Die Zeit schien aufgehoben zu sein – sie war nicht mehr ein Strom, der aus dem Dunkel kam und ins Dunkel ging -, sie war ein See, in dem sich lautlos das Leben spiegelte. Ich hielt mein Glas in der Hand. Der Rum schimmerte. Ich dachte an den Zettel, den ich morgens in der Werkstatt geschrieben hatte. Ich war etwas traurig gewesen. Ich war es jetzt nicht mehr. Es war alles gleich – solange man lebte. Ich sah Köster an. Ich hörte, wie er mit dem Mädchen sprach; aber ich achtete nicht auf die Worte. Ich spürte den weichen Glanz der ersten Trunkenheit, der das Blut wärmer machte und den ich liebte, weil er über das Ungewisse den Schein des Abenteuers breitete. Draußen sangen Lenz und Binding das Lied vom Argo

Die beiden andern kamen wieder herein. Sie waren nüchterner geworden in der frischen Luft. Wir brachen auf. Ich half dem Mädchen in den Mantel. Es stand dicht vor mir, geschmeidig sich in den Schultern dehnend, den Kopf schräg nach hinten gelegt, den Mund leicht geöffnet, mit einem Lächeln zur Zimmerdecke, das niemand galt. Ich ließ einen Moment den Mantel sinken. Wo hatte ich nur die ganze Zeit meine Augen gehabt? Hatte ich de

Sie drehte sich fragend halb um. Ich hob rasch den Mantel wieder hoch und schaute zu Binding hinüber, der kirschrot und immer noch etwas glasig neben dem Tisch stand.

»Glauben Sie, daß er fahren ka

»Ich denke schon…«

Ich sah sie immer noch an.»We

Sie zog ihre Puderdose hervor und klappte sie auf.»Es wird schon gehen«, sagte sie.»Er fährt viel besser, we

»Besser und wahrscheinlich unvorsichtiger«, erwiderte ich.

Sie blickte mich über den Rand ihres kleinen Spiegels an.

»Hoffentlich geht es gut«, sagte ich. Es war etwas übertrieben, de

Sie antwortete nicht gleich.»Wir haben mit unserer Trinkerei doch so eine gewisse Verantwortung dafür«, sagte ich weiter.»Besonders ich mit meinem Geburtstagsrum.«

Sie lachte.»Nun gut, we