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Die beiden gingen, versöhnt durch den Ignoranten Kern, einträchtig in ihren abgeschabten Anzügen davon, um noch über einige Re

Kern sah ihnen erfreut nach.»Der Mensch ist ein Wunder, Ruth, was?«

Sie lachte.

KERN FAND KEINE Arbeit. Er bot sich überall an; aber selbst für zwanzig Francs am Tag ko

Nach zwei Wochen war das Geld verbraucht, das sie besaßen. Ruth bekam von dem jüdischen und Kern vom gemischt jüdischchristlichen Komitee eine kleine Unterstützung; zusammen hatten sie etwa fünfzig Francs in der Woche. Kern sprach mit der Wirtin und erreichte, daß sie für diesen Betrag die beiden Zimmer behalten ko

Er verkaufte seinen Mantel, seinen Koffer und den Rest seiner Sachen von Potzloch. Da

Marill nahm sie an einem So

Sie wanderten durch das große Kunstdämmer des Louvre – vorbei an den Jahrhunderten, vorbei an den steinernen Königen Ägyptens, den Göttern Griechenlands, den Cäsaren Roms – vorbei an babylonischen Altären, an persischen Teppichen und flämischen Gobelins – vorbei an den Bildern der größten Herzen, an Rembrandt, Goya, Greco, Leonardo, Dürer – durch endlose Säle und Korridore, bis sie zu den Räumen kamen, wo die Bilder der Impressionisten hingen.

Sie setzten sich auf eines der Sofas, die in der Mitte standen. Von den Wänden leuchteten die Landschaften Ceza

»Emigranten!«sagte Marill.»Die alle dort waren auch Emigranten! Gejagt, verlacht, ’rausgeschmissen, ohne Bleibe oft, verhungert, manche angepöbelt und ignoriert von ihren Zeitgenossen, elend gelebt, elend gestorben – aber seht euch an, was sie geschaffen haben! Die Kultur der Welt! Das wollte ich euch zeigen.«

Er nahm seine Brille herab und putzte sie umständlich.»Was ist Ihr stärkster Eindruck bei diesen Bildern?«fragte er Ruth.

»Der Friede«, sagte sie sofort.

»Der Friede. Ich dachte, sie würden sagen: die Schönheit. Aber es ist wahr – Friede ist heute Schönheit. Besonders für uns. Und Ihrer, Kern?«

»Ich weiß nicht«, sagte Kern,»ich möchte eins davon haben und es verkaufen, damit wir was zu leben haben.«

»Sie sind ein Idealist«, erwiderte Marill.

Kern sah ihn mißtrauisch an.»Ich meine das ernst«, sagte Marill.

»Ich weiß, daß es dumm ist. Aber es ist Winter, und ich würde Ruth einen Mantel kaufen.«

Kern kam sich ziemlich töricht vor; aber ihm fiel wirklich nichts anderes ein, und er hatte die ganze Zeit dran gedacht. Zu seiner Überraschung fühlte er plötzlich Ruths Hand in seiner. Sie strahlte ihn an und lehnte sich fest gegen ihn.





Marill setzte seine Brille wieder auf. Da

KERN UND RUTH hatten ihr Abendessen beendet. Es bestand aus Kakao und Brot und war seit einer Woche ihre einzige Mahlzeit, abgesehen von der Tasse Kaffee und den zwei Brioches morgens, die Kern in den Zimmerpreis mit eingehandelt hatte.»Das Brot schmeckt heute nach Beefsteak«, sagte Kern.»Nach gutem, saftigem Beefsteak mit gebratenen Zwiebeln dran.«

»Ich fand, es schmeckte nach Huhn«, erwiderte Ruth.»Nach jungem Brathuhn mit frischem, grünem Salat dazu.«

»Möglich. Vielleicht auf deiner Seite. Gib mir eine Scheibe von da. Ich ka

Ruth schnitt eine dicke Scheibe des langen französischen Weißbrots ab.»Hier«, sagte sie.»Es ist ein Schenkelstück. Oder willst du lieber Brust?«

Kern lachte.»Ruth, we

»Und ich würde ohne dich im Bett liegen und heulen.«

Es klopfte.»Brose«, sagte Kern ziemlich gemütlos.»Natürlich, gerade im Moment zartester Liebesbeke

»Herein!«rief Ruth.

Die Tür öffnete sich.»Nein!«sagte Kern.»Das ist doch unmöglich! Ich träume!«Er stand so vorsichtig auf, als wolle er ein Phantom nicht verscheuchen.»Steiner«, stammelte er. Das Phantom grinste.»Steiner!«rief Kern.»Herr des Himmels, es ist Steiner!«

»Ein gutes Gedächtnis ist die Grundlage der Freundschaft – und der Verderb der Liebe«, erwiderte Steiner.»Entschuldigen Sie, Ruth, daß ich mit einer Sentenz eintrete – aber ich habe unten eben meinen alten Beka

»Wo kommst du her?«fragte Kern.»Direkt aus Wien?«

»Aus Wien. Auf dem Umweg über Murten.«

»Was?«Kern trat einen Schritt zurück.»Über Murten?«

Ruth lachte.»Murten ist der Ort unserer Schmach, Steiner. Ich bin dort krank geworden – und diesen alten Grenzwanderer hat die Polizei erwischt. Ein ruhmloser Name für uns – Murten.«

Steiner schmunzelte.»Deshalb war ich da! Ich habe euch gerächt, Kinder.«Er holte seine Brieftasche hervor und zog sechzig Schweizer Franken heraus.»Hier. Das sind vierzehn Dollar oder etwa dreihundertfünfzig französische Francs. Ein Geschenk Ammers’.«

Kern sah ihn verständnislos an.»Ammers?«sagte er.»Dreihundertfünfzig Francs?«

»Ich erkläre dir das später, Knabe. Steck es ein. Und nun laßt euch mal ansehen!«Er musterte beide.»Hohlwangig, unterernährt, Kakao mit Wasser als Abendbrot – und keinem hier was gesagt, wie?«

»Noch nicht«, erwiderte Kern.»Immer, we

»Er hat noch einen mehr. Für Bilder. Hat er euch nach dem Essen nicht ins Museum geschleppt? Das ist gewöhnlich die Buße dafür.«

»Ja. Zu Céza

»Aha! Zu den Impressionisten. Da