Добавить в цитаты Настройки чтения

Страница 48 из 85



Steiner wehrte ab.»Ausgeschlossen! Das gibt’s bei uns nicht…«

»Sie kostet mich nichts.«

Steiner klopfte Goldbach auf die Schulter.»Bestechungsversuch durch einen Juristen. Was bringt das mehr an Strafe in einem Prozeß?«

Goldbach lächelte schwach.»Das müssen Sie den Staatsanwalt fragen. Einen guten Rechtsanwalt fragt man nur: Was bringt es weniger. Das Strafmaß ist übrigens gleich; nur mildernde Umstände sind ausgeschlossen. Der letzte größere Fall dieser Art war die Affäre Hauer und Konsorten.«

Er belebte sich etwas.»Die Verteidigung damals hatte Freygang. Ein geschickter Ma

»Guter Einfall«, sagte Steiner.

»Für einen Witz – nicht für einen Prozeß.«

Goldbach stand da, den Kopf etwas schräggelegt, das Auge plötzlich scharf, die Lider eingekniffen – er war auf einmal nicht mehr der armselige Emigrant und Krawattenhändler, er war wieder Dr. Goldbach II vom Kammergericht, der gefürchtete Tiger im Dschungel der Paragraphen.

SCHNELL, GERADE, AUFGERICHTET, wie lange nicht, ging er die Hauptallee des Praters hinunter. Er sah nichts von der Schwermut der klaren Herbsmacht – er stand wieder im überfüllten Gerichtssaal, seine Notizen vor sich, er war an der Stelle des Rechtsanwalts Freygang, er sah, wie der Staatsanwalt, der seine Anklagerede beendet hatte, sich setzte, er schob seinen Talar zurecht, er stützte die Knöchel der Hände leicht auf, wiegte sich ein wenig wie ein Fechter und bega

Satz folgte auf Satz, kurz und scharf, unanfechtbar in seiner Logik. Er nahm die Motive des Staatsanwaltes auf, eines nach dem andern, er schien der Beweisführung zu folgen, er schien anzuklagen und nicht zu verteidigen, der Saal wurde still, die Richter hoben die Köpfe – aber plötzlich, mit einer virtuosen Wendung, drehte er um, zitierte den Bestechungsparagraphen und beleuchtete in vier harten Fragesätzen seine Zweideutigkeit, um da

Er stand vor dem Haus, in dem er wohnte. Langsam ging er die Treppe hinauf – immer zögernder, immer langsamer.

»Ist meine Frau schon da?«fragte er das verschlafene Mädchen, das ihm öffnete.

»Sie ist vor einer Viertelstunde gekommen.«

»Danke.«Goldbach ging den Korridor entlang in sein Zimmer. Es war schmal und hatte ein kleines Fenster zum Hof.

Er bürstete sich die Haare. Da

»Ja…«

Die Frau saß vor dem Spiegel und betrachtete aufmerksam ihr Gesicht. Sie wandte sich nicht um.»Was gibt’s?«fragte sie.

»Wie geht es dir, Lena?«

»Wie soll es schon gehen bei dem Leben! Schlecht! Wozu fragst du eigentlich so was?«Die Frau prüfte ihre Augenlider.

»Warst du fort?«

»Ja.«

»Wo warst du?«

»Irgendwo. Ich ka

»Das sollst du ja auch nicht. Ich bin doch froh, we





»Na also, da

Die Frau bega

Goldbach sank in sich zusammen.»Du weißt doch, Lena – ich habe noch keine Arbeitserlaubnis. Ich war beim Kollegen Höpfner; er ka

»Ja, es dauert schon zu lange.«

»Ich tue, was ich ka

»Ja, ich weiß. Ich bin müde.«

»Ich gehe schon, gute Nacht.«

Goldbach schloß die Tür. Er wußte nicht, was er tun sollte. Hineinstürzen und sie anflehen, ihn zu verstehen, sie anbetteln, mit ihm zu schlafen, eine Nacht… oder? Er ballte kraftlos die Fäuste. Verprügeln, dachte er, alle Demütigung und alle Beschämung hineinschlagen in dieses rosige Fleisch, einmal sich loslassen, alle Wut, das Zimmer zertrümmern und schlagen, bis dieser gleichmütige, hochmütige Mund schrie und wimmerte und der weiche Körper sich am Boden krümmte.

Er zitterte und lauschte, Karbatke, nein, richtig, Karbutke, hatte der Ma

Goldbach ließ die Hände sinken. Er sah die Auswahl billiger, kunstseidener Krawatten, die auf dem Tisch lagen. Ja, damals im Anwaltszimmer unter den Kollegen… wie scharfsi

Er horchte darauf, wie sie sich zu Bett legte. Er tat es jeden Abend und haßte sich deswegen, aber er ko

Im rötlichen Licht der Glühbirne schwankte sein Schatten armselig und verschroben an der Wand mit.

»WAS UNSER KLEINER wohl macht, Lilo?«sagte um dieselbe Zeit Steiner.»Weiß der Himmel, es ist nicht allein wegen des dämlichen Goldbach… er fehlt mir tatsächlich oft, der Kleine!«

13

Kern und Ruth waren in Bern. Sie wohnten in der Pension Immergrün. Sie stand auf Binders Liste. Man ko

Am zweiten Abend klopfte es sehr spät an Kerns Zimmertür. Er war schon ausgezogen und gerade dabei, zu Bett zu gehen. Ohne sich zu rühren, wartete er einen Moment. Es klopfte wieder. Lautlos, auf nackten Füßen, lief er zum Fenster. Es war zu hoch, um herunterzuspringen, und es gab auch nirgendwo eine Regenri

Ein Ma

»Entschuldigen Sie«, sagte er,»ich bin ein Emigrant wie Sie…«

Kern hatte das Gefühl, als wüchsen ihm plötzlich Flügel. Gerettet! dachte er. Keine Polizei!

»Ich bin in großer Verlegenheit«, fuhr der Ma