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»Das ist nicht Ihr Beruf, wie?«fragte sie.

»Nein«, sagte Kern.»Ich glaube, ich bin auch nicht sehr geschickt dafür.«

»Wollen Sie arbeiten? Ich mache gerade Inventur. Zwei bis drei Tage hätte ich zu tun. Sieben Franken am Tag und gutes Essen. Sie kö

»Gern«, sagte Kern,»aber…«

»Ich weiß schon… von mir erfährt keiner was. Und nun geben Sie mir ein Stück Seife. Reicht das, drei Franken?«

»Es ist zuviel.«

»Es ist nicht zuviel. Es ist zuwenig. Verlieren Sie den Mut nicht.«

»Mit Mut allein kommt man nicht weit«, sagte Kern und nahm das Geld.»Aber es gibt immer wieder Glück. Das ist besser.«

»Sie kö

»Ja«, sagte Kern.»Mit Glück ka

»Lernen Sie so was unterwegs?«fragte Frau Grünberg.

»Unterwegs nicht; aber in den Pausen, we

»Verstehen Sie auch was von Wäsche?«fragte Frau Grünberg.

»Nur von sehr grober. Ich habe kürzlich in einem Institut zwei Monate lang nähen gelernt. Allerdings nur sehr einfache Sachen.«

»Ka

KERN ARBEITETE BIS zehn Uhr und bekam außer einem guten Abendessen noch fünf Franken ausgezahlt. Das reichte mit dem andern für zwei Tage und gab ein besseres Gefühl als hundert Franken des Kommerzienrates Oppenheim.

Ruth wartete auf ihn in einer kleinen Pension, die aus dem Adressenverzeichnis von Binder stammte. Man ko

»Gottlob, daß du da bist«, sagte Ruth und stand auf.»Ich habe schon Angst um dich gehabt.«

»Du mußt keine Angst haben. We

»Das ist ein Sophismus, aber keine Philosophie«, sagte der Ma

Kern drehte sich nach ihm um. Der Ma

»Warum bei Ihrer letzten Flasche?«

»Weil ich morgen für eine Zeitlang in Pension gehe. Ich bin müde. Ich muß mich etwas ausruhen.«

»Pension?«fragte Kern verständnislos.

»Ich ne

Kern sah Ruth an.

»We





Vogt wehrte ab.»Danke, nein, ich habe noch zehn Franken. Das reicht für den Wein und die Nacht. Ich bin nur müde; ich will mich wieder einmal ausruhen. Und das kö

Er goß Wein in die Gläser.»Es ist Neuchâteler; herb und rein wie Gletscherwasser.«

»Aber Gefängnis…«, sagte Kern.

»Das Gefängnis in Luzern ist gut. Ich ke

Er hob sein Glas.»Wir wollen auf das Schöne trinken in der Welt… das ist unzerstörbar.«

Sie stießen miteinander an. Die Gläser gaben einen reinen Klang. Kern trank den kühlen Wein. Traubensaft, dachte er. Oppenheim. Er setzte sich zu Vogt und Ruth an den Tisch.

»Ich dachte schon, ich müßte allein sein«, sagte Vogt.»Und nun sind Sie hier. Wie schön der Abend ist! Dieses klare herbstliche Licht.«

Sie saßen lange schweigend auf der halb erleuchteten Terrasse. Ein paar späte Nachtschmetterlinge stießen mit ihren schweren Leibern beharrlich gegen das heiße Glas der elektrischen Glühbirne. Vogt lehnte etwas abwesend und sehr friedlich in seinem Stuhl, mit schmalem Gesicht und klaren Augen, und es erschien den beiden andern plötzlich, als nähme da ein Mensch aus einem versunkenen Jahrhundert gelassen und gefaßt Abschied von seinem Leben und der Welt.

»Heiterkeit«, sagte Vogt nachdenklich, als spräche er zu sich selbst.»Heiterkeit, die gelassene Tochter der Toleranz… sie ist unserer Zeit verlorengegangen. Es gehört zu vieles dazu – Wissen, Überlegenheit, Bescheidenheit und die ruhige Resignation vor dem Unmöglichen. Das alles ist geflohen vor dem wilden Kasernenidealismus, der heute unduldsam die Welt verbessern will. Weltverbesserer waren immer Weltverschlechterer – und Diktatoren sind nie heiter.«

»Die, denen sie diktieren, auch nicht«, sagte Kern.

Vogt nickte und trank langsam einen Schluck des hellen Weines. Da

»Diktatoren werden nicht wahnsi

»Natürlich nicht.«Vogt stand auf und lächelte.»Aber auch nicht vernünftig.«

»Wollen Sie wirklich morgen zur Polizei?«fragte Kern.

»Ja, ich will. Leben Sie wohl und Dank dafür, daß Sie mir helfen wollten. Ich gehe noch eine Stunde zum See hinunter.«

Er ging langsam die Straße entlang. Sie war leer, und man hörte seine Schritte noch eine Weile, nachdem er nicht mehr zu sehen war.

Kern sah Ruth an. Sie lächelte ihm zu.»Hast du Angst?«fragte er.

Sie schüttelte den Kopf.

»Mit uns ist das anders«, sagte er.»Wir sind jung. Wir kommen durch.«

ZWEI TAGE SPÄTER tauchte Binder aus Zürich auf; kühl, elegant und sicher.

»Wie geht’s?«fragte er.»Hat alles geklappt?«

Kern berichtete sein Erlebnis mit dem Kommerzienrat Oppenheim. Binder hörte aufmerksam zu. Er lachte, als Kern ihm erzählte, er hätte Oppenheim gebeten, sich für ihn zu verwenden.»Das war Ihr Fehler«, sagte er.»Der Ma

Er verschwand und kam abends wieder, einen Zwanzigfrankenschein in der Hand.

»Alle Achtung«, sagte Kern.

Binder schüttelte sich.»Es war nicht schön, das kö

»Kein Geld auch.«