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Steiner winkte dem Kellner. Der kam angaloppiert wie ein altes Schlachtroß, das schon lange Karren gezogen hat, beim Signal zum Sammeln.»Danke«, sagte er erwartungsvoll, schon bevor Steiner gezahlt hatte,»danke herzlichst, mein Herr!«

Er besah das Trinkgeld.»Küß’ die Hand«, stammelte er überwältigt.»Ergebenster Diener, Herr Graf!«

»Wir müssen in den Prater«, sagte Steiner draußen.

»Ich gehe überall hin«, erwiderte Kern.»Ich bin schon wieder ganz munter.«

»Wir werden die Trambahn nehmen. Besser, wegen deines Koffers. Immer noch Toilettewasser und Seife?«

Kern nickte.

»Ich heiße inzwischen anders; ka

»Was bist du de

Steiner lachte.»Eine Zeitlang war ich Aushilfskellner. Als der frühere da

»Nichts.«

»Vielleicht ka

»Mein Gott«, sagte Kern,»das wäre großartig. Ich möchte jetzt gern eine Zeitlang in Wien bleiben.«

»So?«Steiner sah ihn schräg von der Seite an.»Möchtest du?«

»Ja.«

Sie stiegen aus und gingen durch den nächtlichen Prater. Vor einem Wohnwagen, etwas abseits von der Rummelplatzstadt, blieb Steiner stehen. Er schloß auf und zündete eine Lampe an.

»So, Baby, da sind wir. Jetzt werden wir dir zunächst einmal eine Art Bett zaubern.«

Er holte ein paar Decken und eine alte Matratze aus einem Winkel und breitete sie neben seinem Bett auf dem Boden aus.»Du hast sicher Hunger, was?«fragte er.

»Ich weiß es schon nicht mehr.«

»In dem kleinen Kasten ist Brot, Butter und ein Stück Salami. Mach mir auch ein Brot zurecht.«

Es klopfte leise an die Tür. Kern legte das Messer weg und lauschte. Seine Augen suchten das Fenster. Steiner lachte.»Die alte Angst, Kleiner, was? Werden wir sicher nie wieder los. Komm herein, Lilo!«rief er.

Eine schlanke Frau trat ein und blieb an der Tür stehen.»Ich habe Besuch«, sagte Steiner.»Ludwig Kern. Jung, aber schon erfahren in der Fremde. Er bleibt hier. Ka

»Ja.«

Die Frau nahm einen Spirituskocher, zündete ihn an, stellte einen kleinen Kessel mit Wasser darauf und bega

»Ich dachte, du schliefest längst, Lilo«, sagte Steiner.

»Ich ka

Die Frau hatte eine tiefe, heisere Stimme. Ihr Gesicht war schmal und regelmäßig. Das schwarze Haar hatte sie in der Mitte gescheitelt. Sie sah aus wie eine Italienerin, aber sie sprach das harte Deutsch der Slawen.

Kern saß auf einem zerbrochenen Rohrstuhl. Er war sehr müde, nicht nur im Kopf – eine schläfrige Entspa

»Ein Kissen«, sagte Steiner.»Das einzige, was fehlt, ist ein Kissen.«

»Das macht nichts«, erwiderte Kern.»Ich lege meine Jacke zusammen oder etwas Unterzeug aus meinem Koffer.«

»Ich habe ein Kissen«, sagte die Frau.

Sie brühte den Kaffee auf, da

»Komm, iß!«sagte Steiner und goß Kaffee in zwei henkellose Tassen mit blauem Zwiebelmuster.

Sie aßen das Brot und die Wurst… Die Frau kam wieder herein und brachte ein Kissen mit. Sie legte es auf das Lager Kerns und setzte sich an den Tisch.

»Willst du keinen Kaffee, Lilo?«fragte Steiner.

Sie schüttelte den Kopf. Sie sah still den beiden zu, während sie aßen und tranken. Da

»Ja. Jetzt allmählich wieder.«

Steiner strich der Frau über das Haar.»Geh auch schlafen, Lilo…«





»Ja.«Sie stand gehorsam auf.»Gute Nacht…«

Kern und Steiner legten sich zu Bett. Steiner löschte die Lampe aus.»Weißt du«, sagte er nach einer Weile aus dem warmen Dunkel hervor,»man soll so leben, als ob man nie mehr zurückkäme nach drüben.«

»Ja«, erwiderte Kern.»Für mich ist das nicht schwer.«

Steiner zündete sich eine Zigarette an. Er rauchte langsam. Der rötliche Lichtpunkt glomm jedesmal heller auf, we

»Ja.«Kern fühlte Steiners Hand, die ihm das Paket und die Streichhölzer hinüberreichte.

»Wie war es in Prag?«fragte Steiner.

»Gut.«Kern wartete und rauchte. Da

»Bist du deshalb jetzt nach Wien gekommen?«

»Nicht nur deshalb. Aber sie ist auch in Wien.«

Steiner lächelte im Dunkeln.»Bedenke, daß du ein Wanderer bist, Baby. Wanderer sollen Abenteuer haben; aber nichts, was ihnen ein Stück Herz wegreißt, we

Kern schwieg.

»Das sagt nichts gegen die Abenteuer«, fügte Steiner hinzu.»Auch nichts gegen das Herz. Am allerwenigsten aber gegen die, die uns ein bißchen Wärme unterwegs geben. Nur etwas gegen uns, vielleicht. Weil man nimmt – und wenig zurückgeben ka

»Ich glaube, ich ka

»Gar nichts ist viel mehr als ein wenig, Baby«, sagte Steiner ruhig.»Es ist schon beinahe alles.«

»Es kommt darauf an, von wem…«

Steiner lächelte.»Hab keine Angst, Baby. Alles ist richtig, was man fühlt. Wirf dich hinein. Aber bleib nicht hängen.«Er drückte seine Zigarette aus.»Schlaf gut. Morgen gehen wir zu Potzloch…«

»Danke. Ich werde sicher gut schlafen hier…«

Kern legte seine Zigarette beiseite und wühlte den Kopf in das Kissen der fremden Frau. Er war immer noch mutlos; aber auch fast glücklich.

9

Direktor Potzloch war ein behendes kleines Mä

»Was ist los? Schnell!«fragte er, als Steiner mit Kern zu ihm kam.

»Wir brauchen doch eine Hilfe«, sagte Steiner.»Tagsüber zum Aufräumen, abends für die telepathischen Experimente. Hier ist sie.«Er wies auf Kern.

»Ka

»Er ka

Potzloch blinzelte.»Einer von Ihren Beka

»Essen, Wohnen und dreißig Schilling. Vorläufig.«

»Ein Vermögen!«schrie Direktor Potzloch.»Die Gage eines Filmstars! Wollen Sie mich ruinieren, Steiner? So viel zahlt man ja beinahe einem legal angemeldeten Arbeitsburschen«, fügte er friedlicher hinzu.

»Ich bleibe auch ohne Geld«, erwiderte Kern rasch.

»Bravo, junger Ma

»Etwas Klavier spielen«, sagte Kern.

Potzloch hakte den Klemmer energisch auf die Nase.

»Kö

»Leise besser als laut.«

»Gut!«Potzloch verwandelte sich in einen Feldmarschall.»Er soll irgendwas Ägyptisches üben! Bei der zersägten Mumie und der Dame ohne Unterleib kö