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Vierter Akt
Wirtshaus zu Heilbro
Götz .
Götz . Ich komme mir vor wie der böse Geist, den der Kapuziner in einen Sack beschwur. Ich arbeite mich ab und fruchte mir nichts. Die Meineidigen!
(Elisabeth kommt.)
Götz . Was für Nachrichten, Elisabeth, von meinen lieben Getreuen?
Elisabeth . Nichts Gewisses. Einige sind erstochen, einige liegen im Turn. Es ko
Götz . Ist das Belohnung der Treue? des kindlichen Gehorsams? — Auf daß dir's wohl gehe und du lange lebest auf Erden!
Elisabeth . Lieber Ma
Götz . Wie dem Schwein das Halsband. Ich möchte Georgen und Franzen geschlossen sehn!
Elisabeth . Es wäre ein Anblick, um Engel weinen zu machen.
Götz . Ich wollt nicht weinen. Ich wollte die Zähne zusammenbeißen und an meinem Grimm kauen. In Ketten meine Augäpfel! Ihr lieben Jungen, hättet ihr mich nicht geliebt! — Ich würde mich nicht satt an ihnen sehen kö
Elisabeth . Entschlagt Euch dieser Gedanken. Bedenkt, daß Ihr vor den Räten erscheinen sollt. Ihr seid nicht gestellt, ihnen wohl zu begegnen, und ich fürchte alles.
Götz . Was wollen sie mir anhaben?
Elisabeth . Der Gerichtsbote!
Götz . Esel der Gerechtigkeit! Schleppt ihre Säcke zur Mühle, und ihren Kehrig aufs Feld. Was gibt's?
(Gerichtsdiener kommt.)
Gerichtsdiener . Die Herren Kommissarii sind auf dem Rathause versammelt und schicken nach Euch.
Götz . Ich komme.
Gerichtsdiener . Ich werde Euch begleiten.
Götz . Viel Ehre.
Elisabeth . Mäßigt Euch.
Götz . Sei außer Sorgen. (Ab.)
Rathaus
Kaiserliche Räte. Hauptma
Ratsherr . Wir haben auf Euern Befehl die stärksten und tapfersten Bürger versammelt; sie warten hier in der Nähe auf Euern Wink, um sich Berlichingens zu bemeistern.
Erster Rat . Wir werden Ihro Kaiserlichen Majestät Eure Bereitwilligkeit, Ihrem höchsten Befehl zu gehorchen, mit vielem Vergnügen zu rühmen wissen. — Es sind Handwerker?
Ratsherr . Schmiede, Weinschröter, Zimmerleute, Mä
Rat . Wohl.
(Gerichtsdiener kommt.)
Gerichtsdiener . Götz von Berlichingen wartet vor der Tür.
Rat . Laßt ihn herein.
(Götz kommt.)
Götz . Gott grüß euch, ihr Herrn, was wollt ihr mit mir?
Rat . Zuerst, daß Ihr bedenkt: wo Ihr seid? und vor wem?
Götz . Bei meinem Eid, ich verke
Rat . Ihr tut Eure Schuldigkeit.
Götz . Von ganzem Herzen.
Rat . Setzt Euch.
Götz . Da unten hin? Ich ka
Rat . So steht!
Götz . Zur Sache, we
Rat . Wir werden in der Ordnung verfahren.
Götz . Bin's wohl zufrieden, wollt, es wär von jeher geschehen.
Rat . Ihr wißt, wie Ihr auf Gnad und Ungnad in unsere Hände kamt.
Götz . Was gebt Ihr mir, we
Rat . We
Götz . Gut machen! We
Schreiber . Soll ich das alles protokollieren?
Rat . Was zur Handlung gehört.
Götz . Meinetwegen dürft Ihr's drucken lassen.
Rat . Ihr wart in der Gewalt des Kaisers, dessen väterliche Gnade an den Platz der majestätischen Gerechtigkeit trat, Euch anstatt eines Kerkers Heilbro
Götz . Wohl, und ich bin hier und warte.
Rat . Und wir sind hier, Euch Ihro Kaiserlichen Majestät Gnade und Huld zu verkündigen. Sie verzeiht Euch Eure Übertretungen, spricht Euch von der Acht und aller wohlverdienten Strafe los, welches Ihr mit untertänigem Dank erke
Götz . Ich bin Ihro Majestät treuer Knecht wie immer. Noch ein Wort, eh Ihr weitergeht: Meine Leute, wo sind die? Was soll mit ihnen werden?
Rat . Das geht Euch nichts an.
Götz . So wende der Kaiser sein Angesicht von Euch, we
Rat . Wir sind Euch davon keine Rechnung schuldig.
Götz . Ah! Ich dachte nicht, daß Ihr nicht einmal zu dem verbunden seid, was Ihr versprecht, geschweige —
Rat . Unsere Kommission ist, Euch die Urfehde vorzulegen. Unterwerft Euch dem Kaiser, und Ihr werdet einen Weg finden, um Eurer Gesellen Leben und Freiheit zu flehen.
Götz . Euern Zettel.
Rat . Schreiber, leset!
Schreiber .»Ich Götz von Berlichingen beke
Götz . Das ist nicht wahr. Ich bin kein Rebell, habe gegen Ihro Kaiserliche Majestät nichts verbrochen, und das Reich geht mich nichts an.
Rat . Mäßigt Euch und hört weiter.
Götz . Ich will nichts weiter hören. Tret einer auf und zeuge! Hab ich wider den Kaiser, wider das Haus Österreich nur einen Schritt getan? Hab ich nicht von jeher durch alle Handlungen bewiesen, daß ich besser als einer fühle, was Deutschland seinen Regenten schuldig ist? und besonders was die Kleinen, die Ritter und Freien, ihrem Kaiser schuldig sind? Ich müßte ein Schurke sein, we
Rat . Und doch haben wir gemessene Ordre, Euch in der Güte zu überreden, oder im Entstehungsfall Euch in den Turn zu werfen.
Götz . In Turn? mich?
Rat . Und daselbst kö
Götz . In Turn! Ihr mißbraucht die Kaiserliche Gewalt. In Turn! Das ist sein Befehl nicht. Was! mir erst, die Verräter! eine Falle zu stellen, und ihren Eid, ihr ritterlich Wort zum Speck drin aufzuhängen! Mir da
Rat . Einem Räuber sind wir keine Treue schuldig.
Götz . Trügst du nicht das Ebenbild des Kaisers, das ich in dem gesudeltsten Konterfei verehre, du solltest mir den Räuber fressen oder dran erwürgen! Ich bin in einer ehrlichen Fehd begriffen. Du kö
Rat (winkt dem Ratsherrn, der zieht die Schelle).
Götz . Nicht um des leidigen Gewinsts willen, nicht um Land und Leute unbewehrten Kleinen wegzukapern, bin ich ausgezogen. Meinen Jungen zu befreien, und mich meiner Haut zu wehren! Seht Ihr was Unrechts dran? Kaiser und Reich hätten unsere Not nicht in ihrem Kopfkissen gefühlt. Ich habe Gott sei Dank noch eine Hand, und habe wohl getan, sie zu brauchen.
(Bürger treten herein, Stangen in der Hand, Wehren an der Seite.)
Götz . Was soll das?
Rat . Ihr wollt nicht hören. Fangt ihn!
Götz . Ist das die Meinung? Wer kein ungrischer Ochs ist, komm mir nicht zu nah! Er soll von dieser meiner rechten eisernen Hand eine solche Ohrfeige kriegen, die ihm Kopfweh, Zahnweh und alles Weh der Erden aus dem Grund kurieren soll. (Sie machen sich an ihn, er schlägt den einen zu Boden, und reißt einem andern die Wehre von der Seite, sie weichen.) Kommt! Kommt! Es wäre mir angenehm, den Tapfersten unter euch ke
Rat . Gebt Euch.
Götz . Mit dem Schwert in der Hand! Wißt Ihr, daß es jetzt nur an mir läge, mich durch alle diese Hasenjäger durchzuschlagen und das weite Feld zu gewi
Rat . Mit dem Schwert in der Hand wollt Ihr mit dem Kaiser rechten?
Götz . Behüte Gott! Nur mit Euch und Eurer edlen Kompanie. — Ihr kö
Rat . Greift ihn. Gibt euch eure Liebe zu euerm Kaiser nicht mehr Mut?
Götz . Nicht mehr, als ihnen der Kaiser Pflaster gibt, die Wunden zu heilen, die sich ihr Mut holen kö
(Gerichtsdiener kommt.)
Gerichtsdiener . Eben ruft der Türner: es zieht ein Trupp von mehr als zweihunderten nach der Stadt zu. Unversehens sind sie hinter der Weinhöhe hervorgedrungen und drohen unsern Mauern.
Ratsherr . Weh uns! was ist das?
(Wache kommt.)
Wache . Franz von Sickingen hält vor dem Schlag und läßt euch sagen: Er habe gehört, wie unwürdig man an seinem Schwager bundbrüchig geworden sei, wie die Herrn von Heilbro
Götz . Braver Schwager!
Rat . Tretet ab, Götz! — Was ist zu tun?
Ratsherr . Habt Mitleiden mit uns und unserer Bürgerschaft! Sickingen ist unbändig in seinem Zorn, er ist Ma
Rat . Sollen wir uns und dem Kaiser die Gerechtsame vergeben?
Hauptma
Ratsherr . Wir wollen Götzen ansprechen, für uns ein gut Wort einzulegen. Mir ist's, als we
Rat . Laßt Götzen herein.
Götz . Was soll's?
Rat . Du würdest wohl tun, deinen Schwager von seinem rebellischen Vorhaben abzumahnen. Anstatt dich vom Verderben zu retten, stürzt er dich tiefer hinein, indem er sich zu deinem Falle gesellt.